9. März 2004

Kronstädter Urgestein, Geograph und Musiker

Am 16. Februar 2004 verstarb in Hermannstadt Professor Kurt Philippi, vielen Siebenbürger Sachsen gut bekannt als Kronstädter „Urgestein“. Kurt Philippi kam am 12. Juni 1913 als zweites Kind des Juristen und städtischen Oberanwalts Gustav Adolf Philippi und von Adele (geborene Zeidner) zur Welt. Er ist einer der Letzten seiner Generation, die die sächsische Schul- und Kulturwelt Kronstadts von den dreißiger bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts geprägt hat.
An der Seite seiner Frau, Dr. Maja Philippi, Lehrerin und Historikerin von europäischem Ruf, galt Professor Kurt Philippi vielen durch sein Wirken und Streben, ohne dass er das je beabsichtigte, als Vorbild. Da sei zunächst seine Arbeit als Schulmann, als Geograph, als wanderfreudiger Lehrer und als aktives Mitglied des Siebenbürgischen Karpatenvereins erwähnt. Philippi hat zahlreichen Schülergenerationen aller deutschen Oberschulen in Kronstadt die Grundlagen der geographischen Wissenschaften vermittelt und darüber hinaus durch seine unzähligen Ausflüge, Exkursionen, Schulreisen und Skilager seinen Schutzbefohlenen die Liebe zur Natur mit auf den Weg gegeben. Philippi war lange Jahre ehrenamtliches aktives Mitglied des Siebenbürgischen Karpatenvereins und einige Jahre Hüttenwart in der Königsteinhütte. Wandern, Bergsteigen und Skifahren mit seinen Schülern waren ihm Pflicht und Freude zugleich. Die Beschäftigungen hatten nicht nur kognitive oder sportliche Inhalte zum Ziel, sondern förderten auch die Gemeinschaft unter den Schülern. Unvergesslich waren Philippis auf der Gitarre begleiteten lustigen Lieder, die „Strohbubi“ (so von seinen Schülern wegen seines blonden Haares scherzhaft genannt) mit den Jungen und Mädchen sang. Seine außerschulische multiplikatorische Funktion nahm Philippi schon in frühen Jahren und erst recht nach seiner Pensionierung wahr. Er hielt in Kronstadt und in zahlreichen anderen Orten Siebenbürgens Vorträge über geographisch-geologische Themen und veröffentlichte viel, nicht nur in diesen Wissensbereichen.

Vor, neben und nach seiner Geographentätigkeit stand allerdings immer die Musik. Die Musikalität war ihm durch seine Eltern - sein Vater war lange Zeit Vorstand der Kronstädter Philharmonie – sozusagen in die Wiege gelegt worden. Das Geige- und Bratschenspielen war ein wichtiger Teil seines Lebens. Schon in der Schulzeit war er „Primus Musicus“ des Coetus-Lyra-Orchesters am Honterusgymnasium, später trat er in den Männergesangsverein ein, den sein Großvater 1859 gegründet hatte. Die Musik half ihm auch, als er 1951 aus politischen Gründen aus seinem Amt als Gymnasiallehrer hinausgeworfen wurde: Er wurde hauptberuflich Mitglied des Kronstädter philharmonischen Orchesters. Nach der Wende 1990 wechselte er zur Orgel und wurde für einige Zeit Organist im Burzenland, in Wolkendorf und in Neustadt.

Seine Musikbegeisterung konnte er auch seinen drei Kindern weitergeben. Friedrich wurde Erdkundelehrer und unterrichtet heute am Brukenthalgymnasium in Hermannstadt. Seine leider viel zu früh verstorbene Tochter Astrid ist eine begabte und geachtete Berufsmusikerin und Musikschullehrerin gewesen. Sein jüngster Sohn Kurt ist heute Musikprofessor an der Theologischen Fakultät und Leiter des Hermannstädter Bachchors. Professor Kurt Philippi wird nicht nur Generationen von Schülern Siebenbürgens in dankbarer Erinnerung bleiben.

Hansgeorg von Killyen

Bewerten:

5 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.