24. März 2004

Als Abwehrstratege Garant zweier WM-Siege

Roland Gunnesch ist mit zwei Weltmeistertiteln, einer WM-Bronzemedaille und zwei Olympiamedaillen der erfolgreichste Handballer, den der siebenbürgisch-sächsische Handball hervorgebracht hat. Am 25. März feiert der gebürtige Denndorfer seinen 60. Geburtstag.
Das Spiel ist aus. Eben hat der Schiedsrichter abgepfiffen beim Endstand von 14:12. Rumänien ist zum vierten Mal Handball-Weltmeister geworden, hat in der Höhle des Löwen den Hausherrn besiegt und den Erfolg von vor vier Jahren in Paris gegen die DDR wiederholt. Roland Gunnesch greift sich die Trikolore und dreht in der Werner-Seelenbinder-Halle in Ostberlin eine Ehrenrunde. Er feiert mit der rumänischen Nationalmannschaft seinen zweiten WM-Titel. Mancher Handballfreund kann sich noch erinnern an diese Fernsehbilder vom 10. März 1974. Ein dramatisches Spiel, in dem die DDR-Mannschaft zweimal in Führung gegangen war, ist zu Ende, die Entscheidung in der Abwehr gefallen. Das Bollwerk dieser Abwehr trägt den Namen Roland Gunnesch.


Roland Gunnesch
Roland Gunnesch

Gunnesch wurde mit diesen beiden WM-Titeln, dem Gewinn der Bronzemedaille und der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in München 1972 und in Montreal 1976 sowie der Bronzemedaille bei der WM in Schweden 1967 der erfolgreichste rumäniendeutsche Handballer und einer der erfolgreichsten Handballer überhaupt. In die Nationalmannschaft Rumäniens wurde er 217 Mal berufen.

Die Karriere des Modellathleten beginnt an der Bergschule in Schäßburg. Hans Zultner, 1948 Landesmeister im Großfeldhandball mit Vointa Schäßburg und später mit CCA Bukarest, entdeckt Roland für den Handballsport. Er wechselt 1962 zum Regionalligisten Victoria Schäßburg, mit dem er 1963 in die erste Liga aufsteigt. 1964 ist er bei Politehnica Temeswar. 19 Jahre lang wird er in Poli-Diensten stehen und eine internationale Bilderbuchkarriere machen. Doch die ganz großen Erfolge in der Meisterschaft bleiben für den schussgewaltigen Rückraumspieler aus. Die sind in all den Jahren den beiden Bukarester Spitzenklubs Steaua und Dinamo vorbehalten, die fast jeden Spieler, den sie sich wünschen, verpflichten können. Doch für Roland, von dessen Toren Poli Jahre lang lebt, ist das Studium wichtiger als jeder Meistertitel. Und deshalb muss er sich mit einer Vizemeisterschaft zufrieden geben. Für Poli ist er in den fast zwei Jahrzehnten, die er für den Klub spielt, der wahrscheinlich wichtigste Spieler. Nach dem Ende der aktiven Laufbahn 1983 bleibt Roli, wie ihn Freunde nennen, der Poli als Vize-Trainer erhalten, bis 1991. Der Abschied ist mit dem Gewinn des Meistertitels verbunden. Die Macht der Bukarester Klubs ist gebrochen.

Dann kehrt Roland seiner Wahlheimat Temeswar, wo er den längsten Lebensabschnitt verbracht hat, den Rücken. Es sind 27 Jahre, davon 19 als Spieler und acht als Trainer. Seither lebt er mit Frau und Tochter in Nürnberg. Nach der Umsiedlung bildet sich der Elektrotechnik-Ingenieur in Pneumatik und Computerwissenschaften weiter. 1993 steigt er ein bei der von den Banater Unternehmern Dr. Hartwig Michels und Dr. Knud Klingler gegründeten Firma Deutsche Luftgleitsysteme (DELU), für die er heute noch tätig ist.

Johann Steiner

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