20. Mai 2004

"Anfang für ein friedliches Europa"

Am 1. Mai, dem Internationalen Tag der Arbeit, fanden im Kultur- und Kongress-Zentrum in Rosenheim die 30. Paneuropa-Tage. Hochkarätige Teilnehmer waren der Einladung der Paneuropa-Zentrale, München, und des Bundes der Vertriebenen, Landkreis Rosenheim, gefolgt.
Beschwingt spielte die Stadtkapelle Rosenheim internationale Melodien, insbesondere Tonfolgen aus den zehn neuen EU-Ländern. Zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches zogen die Ehrengäste und Organisatoren mit großem Gefolge in den Saal ein, allen voran Dr. Otto von Habsburg, Präsident der Paneuropa-Union.

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Rosenheim, Gabriele Bauer, freute sich über die hohen Gäste, die den Weg gefunden hätten in diese Kleinstadt, die durch die Osterweiterung in die Mitte Europas gerückt sei und durch ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie durch ihr umfassendes Bildungsangebot einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung leisten könne. In diesem Zusammenhang dankte Bauer den Vertriebenenverbänden für ihre "stille Arbeit" für ein friedliches Europa.

Der Festredner, seine "Kaiserliche Hoheit" (so wurde er angesprochen), bestieg unter großem Beifall das Rednerpult. In seiner frei gehaltenen, sehr lebendigen Rede beschrieb Otto von Habsburg den schwierigen Weg von den sechs Gründerstaaten der EU bis zu diesem 1. Mai, an dem nun bereits 25 Länder, auch aus dem ehemaligen Ostblock, dem vereinten Europa angehören. "Dieses ist aber nicht das Ende, sondern erst der Anfang für ein einheitliches Europa", sagte der 91-jährige Sohn des letzten österreichischen Kaisers. So sei beispielsweise Rumänien auf einem guten Weg. Habsburg würdigte die Rolle Bayerns und Österreichs im Umbruchsjahr 1989. Die Wende sei freilich durch die Völker des ehemaligen Ostblocks herbeigeführt worden und nicht durch die westlichen oder östlichen Regierungen. Schließlich plädierte der Präsident der Paneuropa-Union vehement dafür, den Gottesbezug in der zukünftigen europäischen Verfassung zu verankern. Das Saalpublikum spendete dem Festredner lang anhaltenden Beifall.

Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlamentes und zugleich Vizepräsident der Internationalen Paneuropa-Union, betonte, dass Heimat, Region, Nation und Europa zwar eine Einheit bilden müssten, aber nicht wie ein gleichmäßig geschnittener eintöniger Rasen betrachtet werden sollten, sondern vielmehr wie ein bunter, blumenreicher Teppich. Vor dem Hintergrund der "Rückkehr von stolzen Nationen" nach Europa appellierte Friedrich nachdrücklich, dass die verschiedenen Regionen ihre Identität bewahren sollten. Heimat müsse spürbar bleiben. Der Vizepräsident des EU-Parlaments wird beim diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl im Rahmen der Kundgebung am 30. Mai sprechen.

In den nachfolgenden Redebeiträgen des kroatischen Kulturministers Professor Bozo Biscupic, des Ministers für Europafragen im bayerischen Kabinett, Eberhard Sinner, und des Präsidenten der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, wurde die zentrale Bedeutung der EU für Wohlstand, Frieden und Freiheit in Europa hervorgehoben. An die Zuhörer erging die Aufforderung zur regen Teilnahme an den kommenden Wahlen für das Europaparlament. Mit Beethovens "Hymne an die Freude", gespielt von der Stadtkapelle Rosenheim, fand die Kundgebung ihren Abschluss. Im Publikum des mit rund 300 Besuchern voll besetzten Saals war die Kreisgruppe Rosenheim der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, neben anderen Landsmannschaften, gut vertreten.

Erwin Schuster

Anmerkung der Redaktion: Die Paneuropa-Union, die 1922 von Graf Richard Coudenhove-Kalergi gegründet wurde, ist die älteste europäische Einigungsbewegung. Als überparteiliche und übernationale Organisation ist sie in fast allen Ländern Europas einschließlich der Staaten Mittel- und Osteuropas vertreten. Das Bamberger Programm vom 9. Juni 1996 definiert als Zielvorstellung ein in Freiheit, Recht und Frieden geeintes christliches und souveränes Paneuropa.

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