5. Juni 2004

Hans Lander: ein Leben für die Gemeinschaft

Die Kreisgruppe Böblingen und die Heimatortsgemeinschaft Waldhütten trauern um Hans Lander, der sich vielseitig um die siebenbürgische Gemeinschaft verdient gemacht hat. Er starb nach schwerer Krankheit am 8. Mai 2004 im Alter von 70 Jahren in Böblingen und wurde am 13. Mai auf dem Waldfriedhof in Böblingen unter Anteilnahme von rund 400 Landsleuten, Freunden und Bekannten beigesetzt.
Hans Lander wurde am 18. Juni 1933 in Waldhütten geboren und verbrachte dort seine Kinder- und Schuljahre. Hineingeboren in eine traditionsbewusste Familie, prägten das Dorf- und Kirchenleben seiner Heimatgemeinde sein Denken und Handeln. Nach der Volksschule lernte er das Zimmermann-Handwerk in Mediasch, doch fasziniert von Technik, Autos und Motoren sattelte er um und lernte Lkw-Fahrer und später Kfz-Elektriker, einen Beruf, den er bis zu seiner Ausreise ausüben konnte.



Hans Lander setzte sich sowohl in der Landsmannschaft als auch in der HOG Waldhütten für die Gemeinschaft ein.
Hans Lander setzte sich sowohl in der Landsmannschaft als auch in der HOG Waldhütten für die Gemeinschaft ein.
Er heirate Rosi Gober aus Tartlau, die ihm drei Kinder schenkte: die Tochter Sigrid und die Söhne Hansgeorg und Dieter. Nach der Ausreise im Jahr 1984 fand die Familie ein neues Zuhause in Böblingen und Hans Lander eine gute und sichere Arbeitsstelle bei Daimler Benz. Seine Familie und sein tiefer Glaube waren stets der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Sie gaben ihm Kraft und Ausdauer, sich mit Herz und Seele für die Belange unserer Kirche und Gemeinschaft einzusetzen, sowohl in Siebenbürgen als auch hier. Er wirkte jahrelang als Presbyter in Waldhütten und - nach dem arbeitsbedingten Umzug - in Mediasch.

In Böblingen wurde er bald Mitglied der Landsmannschaft und wirkte im Chor und im Vorstand der Kreisgruppe Böblingen aktiv mit. Er fühlte sich den kirchlichen und gesellschaftlichen Traditionen unseres kleinen Völkchens zutiefst verbunden. Diese zu wahren, zu pflegen und an Kinder und Enkelkinder weiterzugeben, sah er als eine der wichtigsten landsmannschaftlichen Aufgaben. Der erste Gottesdienst, den er zum Muttertag in seiner neuen Böblinger Kirchengemeinde erlebte, wurde für ihn zu einer bitteren Enttäuschung, denn das Wort Muttertag war darin nicht zu hören. In hartnäckigen Gesprächen mit den Gemeindepfarrern und dem Kirchengemeinderat gelang es ihm, die Entscheidungsträger zu überzeugen, den Muttertag nach bester siebenbürgischer Tradition zu feiern. Inzwischen gibt es jährlich einen offiziellen Muttertagsgottesdienst in einer Böblinger oder Sindelfinger Kirche, musikalisch und liturgisch gestaltet nach siebenbürgischer Tradition. Dieses ist nur eines der bleibenden Verdienste von Hans Lander um unsere Kreisgruppe. Ebenfalls unvergesslich bleiben werden auch seine Auftritte als Nikolaus bei den siebenbürgischen Adventsfeiern. Er verstand es vorzüglich, mit seinen interessanten Geschichten die Herzen der Kinder zu gewinnen.

Er gehörte zu den wenigen Landsleuten, der schon relativ früh, Mitte der achtziger Jahre, die wahre Bedeutung unserer Landsmannschaft und der Heimatortsgemeinschaften erkannte. Beide seien die wichtigsten Säulen unserer Gemeinschaft in Deutschland, die nur gemeinsam die anstehenden Zukunftsaufgaben von „hüben und drüben“ lösen könnten. Mit Unverständnis betrachtete er das kleinkarierte Konkurrenzdenken vieler Vertreter der beiden siebenbürgischen Organisationsformen.

Beispielgebend war sein langjähriges gleichzeitiges Wirken sowohl im Vorstand der Kreisgruppe Böblingen als auch als Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Waldhütten. Als Vorstandsmitglied der Kreisgruppe war er bei Veranstaltungen und in den Sitzungen stets aktiv dabei, manchmal auch als unbequemer Mahner, wenn es um essenzielle Probleme ging. Besonders schmerzhaft war es für ihn, als in den beiden letzten Jahren seine Kräfte infolge der Erkrankung nachließen und er seine Mitarbeit entsprechend einschränken musste.

Schon nach seiner Ausreise war es ihm ein besonderes Anliegen, seine verstreut in Deutschland lebenden Waldhüttner Landsleute wieder in eine Gemeinschaft zusammenzuführen. Beim Waldhüttner Treffen im Jahr l986 in Nürnberg-Eibach wurde unter der Leitung von Hans Lander die 5. Waldhüttner Nachbarschaft gegründet, die 1994 in „Heimatortsgemeinschaft Waldhütten“ umbenannt wurde. Zwölf Jahre, bis zum 5. September 1998, war Hans Lander Nachbarvater und erster Vorsitzender der HOG Waldhütten. In all den Jahren hat er viel Zeit investiert, um die Gemeinschaft in Deutschland zu festigen und die Landsleute in der alten Heimat zu betreuen. So fuhr er oft selbst mit Hilfsgütern nach Waldhütten. Nach der großen Auswanderungswelle von 1989 setzte er sich für den Erhalt des zurückgebliebenen Kulturerbes ein, namentlich der Kirche, des Pfarrhauses und des Friedhofs. So gelang es ihm u.a., eine Spende in Höhe von 3 000 DM von seinem Arbeitgeber Daimler Benz zu erhalten, die für die Kirchenrenovierung in Waldhütten eingesetzt wurde. Bleibenden Wert haben auch die neun Folgen des „Waldhüttner Heimatblattes“, die Hans Lander während seiner Amtszeit herausgab. Es gelang ihm dabei, Sitten und Bräuche seiner Heimatgemeinde zu dokumentieren. Nachdem Lander sein Amt 1998 an jüngere Hände weitergab, stand er dem neuen Vorstand mit Rat und Tat zur Seite.

Hans Lander war ein konstruktiver und treuer Mitstreiter für alle Belange unserer siebenbürgischen Gemeinschaft, für die er sich beispielgebend mit Herz und Seele einsetzte. Dafür sind wir ihm sehr dankbar und werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Seiner Ehefrau Rosi und seinen Kindern danken für das Verständnis und die Unterstützung, die sie ihrem Mann und Vater in all den Jahren geschenkt haben.

Frank Schartner
Michael Orend

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