25. Juni 2004

Walter Dolak gab gefeiertes Gastspiel in Siebenbürgen

Donnernder Applaus gleich nach dem ersten Stück, stehende Ovationen am Schluss für einen deutschen Künstler, der seine Liebe zu Rumänien und den historisch wertvollen Instrumenten vor fünf Jahren entdeckt hat und seitdem regelmäßig mit Orgel- und Klavierkonzerten sowie als Dirigent in Rumänien vertreten ist. Auch in diesem Jahr ließ es sich Walter Dolak nicht nehmen, an einigen ausgewählten Orten, in Mühlbach, Mediasch, Klausenburg und Neumarkt am Mieresch zu konzertieren.
Das Eröffnungskonzert in Mühlbach fand große Aufmerksamkeit bei Publikum und Presse. In seinem zweiteiligen Konzertprogramm, bestehend aus Klavier- und Orgelmusik, spannte Dolak einen Bogen von der Barockzeit bis hin zur Spätromantik. Mit Kompositionen von Grieg und Chopin lag der Schwerpunkt der Klaviermusik in der Romantik. Virtuos vereinte der Interpret dabei Präzision und fundamentale Klarheit, Impulsivität und Stetigkeit. Zumal Walter Dolak ein Musiker der stilistischen Schlüssigkeit und einer profunden Technik ist, ein Künstler, hinter dessen Spielklugheit und Gründlichkeit die eigene Entflammbarkeit durch das Werk spürbar bleibt.

Nach der Pause führte Dolak an der Orgel mit seiner differenzierten Registrierung durch unterschiedlichste Klangwelten. Die Kompositionen von J. S. Bach, J. L. Krebs und J. H. Knecht verlangten der historischen Rieger-Orgel einiges ab, brachten jedoch die Klangschönheit des Instruments zum Vorschein. In der kunstvollen und originellen Improvisation über siebenbürgische Volkslieder, vermischt mit Pfingstchorälen, gelang dem Künstler ein grandioser Abschluss, der vom Publikum mit begeistertem Beifall und von Stadtpfarrer Georg Junesch mit Worten des Dankes gewürdigt wurde.



Walter Dolak: Konzert in Mühlbach. Foto: Linda-Angela Wiener
Walter Dolak: Konzert in Mühlbach. Foto: Linda-Angela Wiener


In Mediasch, Klausenburg und Neustadt erlebte das Publikum wiederholt einen Meister an der „Königin der Instrumente“. Auf dem Programm standen Kompositionen von Bach über Knecht und Franck bis hin zu Reger. Durch seine virtuose Orgelimprovisation ließ Dolak unvergleichlich spontane Stücke entstehen. „Die Gefahr und das Gefühl, frei zu sein, faszinieren mich an der Improvisation. Man muss schnell aus dem Moment reagieren“, erklärt Walter Dolak. Jedes Instrument sei anders. Die Gefahr sei eben groß, dass man die Orgel nicht so einstellt, wie man die Musik innerlich fühlt. „Die Orgel hat viele verschiedene Farben, aber lässt sich nur per Hand registrieren. Das ist anstrengend, eröffnet mir jedoch gleichzeitig grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten“, so Dolak. In seinen freien Improvisationen behandelte der Künstler die Orgel wie ein Orchester. In Klang, Tempo und Ausdruck lotete er die in der Musik angelegten Extreme aus bis hin zum Schluss.

Dieses Jahr hatte die Konzerttournee des Künstlers einen tieferen Hintergrund. Mit viel Eigeninitiative und Idealismus versuchte der Künstler bereits in der Vergangenheit, vor allem in Siebenbürgen – an ausgewählten Plätzen, wo die deutsche Minderheit noch vertreten ist – die rumäniendeutsche Konzerttradition fortzuführen. Mehrmals gelang es ihm, die meist sehr wertvollen historischen Orgeln, die sich jedoch großteils in einem sehr schlechten Zustand befinden, den Menschen wieder ins Bewusstsein zu rufen. Bei seinen Konzerten in Siebenbürgen schaffte er es, auf die historischen Instrumente, als Kulturgut der deutschen Geschichte, aufmerksam zu machen. Dem Künstler ist es ein großes Anliegen, auf die Erhaltung historisch wertvoller Orgeln in Siebenbürgen und an anderen historisch bedeutsamen Orten in Südosteuropa hinzuwirken. Konkret geht es zunächst um die Wiederherstellung der historisch sehr wertvollen Rieger-Orgel (1893 als op. 378 der Firma Gebrüder Rieger erbaut) in der evangelischen Pfarrkirche in Mühlbach sowie um die Überholung eines Blüthner-Konzertflügels in derselben Kirche. Diese Kirche stellt für die evangelische Gemeinde ein Kulturgut besonderen Ranges dar. Von der gemeinschaftsstiftenden Wirkung der Musik in Gottesdiensten und in kulturellen Veranstaltungen profitieren alle in der Region vertretenen Volksgruppen. Zu diesem Zweck gründet Walter Dolak zusammen mit kulturinteressierten Musikerfreunden den gemeinnützigen Verein „Pro Organa Südosteuropa". Nähere Auskunft erteilt die Schatzmeisterin der Fördergemeinschaft, Linda-Angela Wiener, Telefon: (0 83 41) 6 16 18, E-Mail: Linda.Wiener@gmx.de.

T.C.

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