28. Juni 2004

Heiteres Toben - unten und oben

Wenn die Akteure eines 90-minütigen Unterhaltungsprogramms Spaß haben, ihre Freude am Spiel dem Publikum vermitteln, wenn der Funke überspringt und wenn das dann noch in einem brechend vollen Haus geschieht, so kann man zurecht von einem Erfolg sprechen. Was der biederen deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Portugal durchweg versagt blieb, das gelang dem deutschen, respektive siebenbürgisch-sächsischen Nachwuchs, einer bunt zusammengewürfelten, spielfreudigen und motivierten Truppe, am Pfingstsamstag vor 500 Zuschauern im Schrannen-Festsaal zu Dinkelsbühl. Der "Anpfiff" erfolgte um 15 Uhr.
Zunächst wunderte es einen schon, dass der Saal bis zu den hinteren Ausgängen gerammelt voll war, würden sich den Zuschauern doch kein Kuranyi, Lahm oder Schweinsteiger präsentieren, stattdessen "nur" 60 Jungspunde, Mädchen und Jungs, in Tracht. Aber was genau geboten werden würde, das wusste keiner so genau.

Die Verantwortlichkeiten für das Nachwuchsprogramm waren intern schon im Vorfeld klar festgelegt worden. Ingwelde Juchum, Kulturreferentin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), zeichnete für Koordination und Moderation verantwortlich. Die Musikpädagogin Regine Melzer leitete das Jugendorchester und den Kinderchor. Neben diversen Einzeldarstellern wirkten ferner mit die Kinder- und Jugendtanzgruppe Drabenderhöhe unter der Leitung von Christa Brandsch-Böhm und die von Rosi Schwarz geleitete Kindertanzgruppe Augsburg. Das erst im vergangenen Jahr gegründete Jugendtheater Nürnberg brachte das frech-frivole Theaterstück "Wo wird rasiert" (Text und Regie: Doris Hutter) zur Aufführung.

Ganz nah am Geschehen: Gebannt  verfolgen Mädchen in Tracht die Darbietung des Jugendtheaters Nürnberg. Foto: Christian Schoger
Ganz nah am Geschehen: Gebannt verfolgen Mädchen in Tracht die Darbietung des Jugendtheaters Nürnberg. Foto: Christian Schoger

In ihrer Anmoderation lud Ingwelde Juchum das erwartungsfrohe Publikum zu einem unterhaltsamen, bunten Nachmittag ein. Dafür legten sich dann auch alle Mitwirkenden mächtig ins Zeug. In pfiffiger Selbstvorstellung sang der Kinderchor "Drabenderhöher Spatzen" zum Aufgalopp "Wir sind die ‚Höher Spatzen'", ließ dann noch "Det Fräjor kit an de Wegden" und "Macht mit beim Umweltschutz!" (ein mitreißender Appell) folgen. Das Jugendorchester betrat nun die Bühne: in der Mehrzahl Kinder aus Drabenderhöhe, verstärkt durch fünf Solisten aus dem Raum Nürnberg bzw. München. Mit der Wahl der Titel, "El Condor Pasa" und "Rock a bye Baby", begeisterten die jungen Musiker das Publikum, das stürmischen Beifall klatschte.

Flinke Umbauarbeiten auf der Bühne; Theater war angesagt. Eine Viertelstunde lang "Anekdoten aus dem alten Siebenbürgen" versprach der Untertitel von Doris Hutters Einakter "Wo wird rasiert". Das Jugendtheater Nürnberg entfaltete in einer siebenbürgischen Wirtsstube ein Kaleidoskop komisch-burlesker Situationen. Klatsch und Tratsch machen unter den Wirtsleuten und ihren Gästen die Runde. Erfrischend couragiert setzen sich die Darsteller in Szene, routiniert wechselt das Mikro zum jeweiligen Sprecher. Immer wieder Lachsalven. An den Stufen zur Bühne lagern etliche Kinder, fasziniert von dem, was sich auf der Bühne abspielt. Vielleicht sind sie im kommenden Jahr mit dabei? Den Schlussapplaus haben sich die Jungschauspieler denn auch redlich verdient.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags traten auf: Kindertanzgruppe Augsburg ("Hopser", "Reklich Med"), Kinder aus Drabenderhöhe ("Dani vor dem Richter", "Tschiripick und der Hase"), Kindertanzgruppe Drabenderhöhe ("Heintjer"), Kinder aus Augsburg ("Sonntagmorgen" von Paul Rampelt, "Tanzen" von Otto Sindel, "Antiautoritär" in Mundart), Jugendtanzgruppe Drabenderhöhe ("Annenpolka"), Kinder- und Jugendtanzgruppe Drabenderhöhe ("Föhringer Konter") und, zuletzt, das Jugendorchester mit "Down by the riverside" und "Thank you for the music" – thank you all!

Insgesamt 60 Kinder und Jugendliche boten ein überaus kurzweiliges, von Ingwelde Juchum charmant moderiertes Programm. Für dessen pannenfreien Ablauf trugen fleißige Helfer hinter der Bühne Sorge. Begleitet vom frenetischen Beifall der Zuschauer überreichte die stellvertretende Bundesvorsitzende Karin Servatius-Speck Blumensträuße an die verantwortliche Damenriege

Indes eilte die aktive Jugend schon wieder von den Brettern, die die Welt bedeuten. Denn als Belohnung für ihr Engagement waren alle Kinder und Jugendlichen einschließlich ihrer Eltern ins 3-D-Museum im Nördlinger Tor eingeladen. Sie sollen diesen Besuch beinahe ebenso sehr genossen haben wie ihren Auftritt zuvor in der Veranstaltung "Unser Nachwuchs präsentiert sich". Jedenfalls waren alle Augen- und Ohrenzeugen nach dem "Abpfiff" der einhelligen Meinung: Diese Partie wollen wir beim nächsten Heimattag wieder miterleben.

Christian Schoger


Fotodokumentation des Heimattages 2004

Fotoalbum Nachwuchs präsentiert sich

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