29. Juli 2004

Kurzweiliges für Wander- und Bergfreunde

Vor wenigen Wochen hat sich die Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins mit einem inhaltsreichen Jahrbuch publizistisch zurückgemeldet. Als Doppelband umfasst es die Jahre 2003 und 2004 – mit mehr als 200 Seiten bietet es sowohl kurzweilig zu lesende Beiträge für den Wander- und Bergfreund als auch einen guten Einblick in die vielfältigen Aktivitäten der Sektion.
Den Auftakt macht Reinhold Kraus mit der Beschreibung seiner Besteigung des Elbrus im Kaukasus, des „höchsten Bergs Europas“. Die Bilder geben einen guten Eindruck von der Gebirgslandschaft im Übergang von Europa zu Asien und den Gipfelstürmern. Fast im Zeitlupentempo vollzieht der 61-jährige Erich Bonfert anschließend seine Pumo-Ri-Expedition nach und schreibt: „Jede Bewegung von Hand und Fuß wird präzise durchgeführt. Während man im Felsklettern auf die vorhandenen Griffe und Tritte angewiesen ist, kann man im senkrechten Eis einigermaßen mit den Frontzacken der Steigeisen durch festen Schlag einen sicheren Tritt und desgleichen mit dem Eispickel einen sicheren Halt erzielen. Durch die Konzentration der Bewegungen habe ich manchmal den Eindruck, für einen Moment nur noch eine mit Sinnen ausgestattete Hand, die da greift, beziehungsweise ein Fuß zu sein, der da steigt.“

Uwe Konst beschreibt seine nächtliche Besteigung des Vulkans Stromboli im Süden Italiens und gibt Reisehinweise für jene, die einen der aktivsten Vulkane Europas kennen lernen wollen. In die Savoyer Alpen zieht es immer wieder Kurt Bayer; er beschreibt kleine Touren im Beaufortin. Unklar bleibt dabei leider, ob die Hütte, von denen er seine Touren startet, öffentlich oder privat ist. Solche Informationen sind wichtig für jene, die beschriebene Wanderungen nachvollziehen wollen. Sehr detailliert ist die Darstellung von Reinhold Kraus über seine Trekkingtour im Everest-Gebiet. Nachfolgende Kostprobe möge zum Lesen anregen: „Diese Herausforderung, die alle Sinne und Kräfte mobilisiert, ob physischer oder psychischer Art, ist eine Bestätigung der Bemühungen und somit ein Gefühl der Erfüllung. Man spürt, dass man sich hat. Es ist in erster Linie der Kampf, den man mit sich selbst führt, den man hier gewinnt oder nicht. Wir haben ihn diesmal nicht ganz gewonnen.“ Gemeinsam mit Carmen Heiser beschreibt Kraus eine Besteigung des Mont Blanc.

Seinen Traum einer Fußwanderung von München nach Venedig hat sich Karl Martini erfüllt und beschreibt die Hochs und Tiefs während der zwölftägigen Tour. Eine Karte hätte die Route veranschaulicht. Walter Klemm hat an einer Studienreise der Südosteuropa-Gesellschaft nach Südalbanien im September 2002 teilgenommen und schildert seine Eindrücke aus dem Land der Skipetaren. Gustav Servatius setzt seine Reihe über den mittleren Gebirgsblock der Südkarpaten mit der Beschreibung des Lauter-Gebirges (Muntii Lotrului), des Latorita-Gebirges, des Capatana-Gebirges und des Parang-Gebirges fort. Mit Karten und Beschreibung von Wanderwegen angereichert, kann der Beitrag als „Wanderwegweiser“ benutzt werden.

Mit der Alpspitze beschreibt Rick Schuller ein Juwel des Werdenfelser Landes. Wehmütig ist der Abschied von Alfred Prox von den Bergen, der Titel eines Beitrags ist ein Zitat aus der „Jungfrau von Orleans“: „Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften“. Gewohnt eindrücklich ist die Schilderung von Hans Bergel, der sich diesmal den Partisanenkämpfen in den Südkarpaten nach 1945 widmet. Der Faszination Königstein ist Otto Depner erlegen. Sigrid Mitterer beschreibt kurz die Gardaseewoche der Alpingruppe Adonis. Ilse und Johann Salmen stellen summarisch einige gelungene Bergtouren im Oberengadin vor, Manfred Kravatzky beschreibt eine Tour der Gebietsgruppe Freiburg/Südlicher Schwarzwald in die Vogesen. Gedichte von Erich Bonfert und Martina-N. Muntean lockern auf. Ein nicht namentlich genannter Autor würdigt das Wirken von Klaus Zerelles als 1. Vorsitzender der Sektion Karpaten. Mit der Vorstellung der Tourenleiter werden jene Personen gewürdigt, die maßgeblich und ehrenamtlich zu den Aktivitäten der Sektion beitragen.

Im letzten Teil des Jahrbuchs wird das Vereinsorganigramm mit Anschriften abgedruckt; es folgen Listen der Ehrenmitglieder und der Geburtsjubilare sowie der neuen Mitglieder. Sehr eindrücklich ist die Aufstellung der Tätigkeiten und Ereignisse in 2002 und 2003 der Sektion – eine Liste, die sich sehen lassen kann! Das Veranstaltungsprogramm und die Satzung runden den hohen Informationsgehalt des Jahrbuchs ab. Hilfreich sind die Hinweise auf Wetterauskunftsstellen und Lawinenwarndienste sowie Notrufnummern in den Alpen. Die Adressen der Autoren ermöglichen dem interessierten Leser die Kontaktaufnahme.

Das 207 Seiten starke Jahrbuch (Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins: Jahrbuch 2003/2004; München, 2003; ISSN 0933-5986) kann zum Preis von 11,50 Euro (einschließlich Versand) bestellt werden bei: Günter Volkmer, Heubuck 49, 79289 Horben, Telefon/Fax: (07 61) 29 02 67, oder Harald Meschendörfer, Hittostraße 4, 85354 Freising, Telefon: (0 81 61) 3 58 8, Fax: (0 81 61) 4 35 76, E-Mail: harald.m@sektion-karpaten.de.

uk

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