4. August 2004

Rosenheimer besuchen das goldene Prag

"Was ist ein Botel?" wurden wir von vielen Reiseteilnehmern gefragt, als sie erfuhren, dass wir drei Nächte auf einem Botel auf der Moldau übernachten werden.
Diese Übernachtungsmöglichkeiten auf fest verankerten Schiffen in Prag gibt es schon seit vielen Jahren. Bei wunderschönem Wetter reisten wir am 17. Juni in einem Doppelstockbus über Regensburg und Pilsen, bei problemlosem Grenzübertritt, in die Stadt an der Moldau. Im Botel Vodnik („Wassermann“) bezogen wir unser Quartier. Wir hatten das ganze Schiff angemietet. Die 2-, 3- und 4-Bett-Kabinen waren sehr geräumig und sauber. Am Abend stand eine dreistündige Schifffahrt auf der Moldau mit reichhaltigem Abendbüfett und Musik auf dem Programm. Unsere deutschsprachige Reiseleiterin erklärte uns einige Besonderheiten der Stadt.

Der nächste Tag brachte uns zur Prager Burg, die wir zu Fuß durchwanderten. Unsere jugendlichen Reisebegleitungen klärten uns in hochkarätigem Deutsch über Geschichte, Kultur und Brauchtum Tschechiens auf. Danach gingen wir durch die großartige Kleinseite über die Karlsbrücke in die Altstadt, wo ein reichhaltiges tschechisches Mittagessen auf uns wartete. Nachmittags wurden die Stadtführungen fortgesetzt. Unweit vom Bahnhof wartete unser Bus auf uns, der uns zum Botel zurückbrachte. Beim anschließenden Abendessen in einem Weinkeller konnten wir einige regional typische Getränke und den Kräuterschnaps „Becherova“ kosten.



Gruppenbild der Teilnehmer an der Pragreise der Kreisgruppe Rosenheim.
Gruppenbild der Teilnehmer an der Pragreise der Kreisgruppe Rosenheim.


Am dritten Tag unternahmen wir eine Fahrt in die Macocha-Höhle im Mährischen Karst, die zwischen Brünn und Blansko gelegen ist, in einem der größten Karstgebiete Europas. Am berühmtesten sind die Punkva-Höhlen, in denen man sogar mit dem Boot auf dem unterirdischen Fluss fährt. Das ganze Gebiet der Punkva-Höhlen steht unter Naturschutz und so fuhren wir bis zur Felsenmühle mit einer kleinen Eisenbahn. Die Höhle öffnete sich und gewährte uns einen Blick in die freie Natur. Stimmungsvolle Orgelmusik begleitete dieses einmalige Erlebnis.

Am Abreisetag statteten wir noch dem Wenzelsplatz einen Besuch ab. Die meisten gingen in das Nationalmuseum, das diesen Platz krönt und vor dem das Reiterstandbild des Heiligen Wenzel steht. Im Museum bestaunten wir die weltbekannte Mineraliensammlung, mit Gesteinen aus aller Welt, auch aus Siebenbürgen. Auffallend war die nur tschechische, wissenschaftliche Beschriftung der Exponate. Ältere Museumswärter, die wir auf Deutsch ansprachen, überhörten einfach unsere Fragen und kehrten einem den Rücken. Angesprochen auf dieses merkwürdige Verhalten, antworteten uns unsere jungen Reiseleiter, dass noch die alte Nomenklatura das Sagen habe, dass das deutsch-tschechische Verhältnis nicht ungetrübt sei, aber allgemein die westlichen Besucher auf Abneigung stießen, weil sie geltungsbedürftig und überheblich seien, laut und rücksichtslos. Wir fühlten uns nicht betroffen. Im Gegenteil, wir wurden als ordentliche und nette Gruppe bezeichnet und beim Abschied sagte man uns: „Solche deutsche Gruppen könnt ihr uns noch schicken!“ Können wir Siebenbürger Sachsen als Brückenbauer zwischen Ost und West zur Verständigung der verschiedenen Nationen beitragen? Mit Sicherheit ja!

Am Abend vor unserer Abreise wurden wir noch mit einem preisgünstigen Abendbüfett am Botel empfangen, das die Botelverwaltung für uns vielfältig zusammengestellt hatte. Auf der Heimreise machten wir noch einen Abstecher nach Franzensbad, dem Kurort im Egerland. Am frühen Abend brachte uns unser netter Fahrer Andreas nach Rosenheim. Tief beeindruckt von dieser Fahrt, können wir Prag auch anderen Reisegruppen empfehlen, soweit sie genügsam, nicht überheblich und diszipliniert sind – und das müsste man wohl von Siebenbürger Sachsen erwarten können.

Hildegard und Erwin Schuster

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