26. August 2004

Zum 75. Todestag des Liederkomponisten Michael Zikeli

Die meisten unserer Landsleute können wohl mit dem Namen Michael Zikeli wenig anfangen. Die Alten erinnern sich vielleicht an das von ihm komponierte Lied „Sachs, halte Wacht!“. Ehemalige Adjuvanten haben auf Beerdigungen sicher seine Grabgesänge gesungen. Heute ist er samt seinen Kompositionen vergessen, obwohl er 41 Jahre lang das Musikleben in Reps geprägt hat und seine Lieder seinerzeit in ganz Siebenbürgen gesungen wurden.
Michael Zikeli wurde am 12. April 1847 in Maldorf als viertes von zehn Kindern des Predigers Michael Zikeli geboren. Im Alter von drei Jahren erkrankte er an einem schmerzhaften Hüftleiden, das ihn sechs Jahre lang ans Bett fesselte. Schon in dieser Zeit zeigte sich seine musikalische Begabung. Wenn seine Schmerzen etwas nachließen, sang er mit seiner Mutter oder er spielte seinen Geschwistern auf der Geige zum Tanz auf. Mit neun Jahren lernte er mittels eines Knotenstocks wieder gehen. Nach seinen eigenen Worten überkam ihn da eine unbändige Freude und Lebenslust. Sein Vater komponierte ein Danklied, das der kleine Michael im Sonntagsgottesdienst mit Orgelbegleitung sang. Sein erster öffentlicher Auftritt. Da er durch seine Krankheit im Wachstum zurückgeblieben war, kam für ihn nur der Beruf eines Schulmeisters in Frage. Nach seiner Ausbildung als Diskantist beim Lehrer Lukas Ehrlich in Maldorf wirkte er in Johannisdorf, Felldorf und Rode. In Johannisdorf lernte er mit Hilfe einer Grifftabelle allein auf einer alten, geschenkten Flöte zu spielen. In Felldorf komponierte er seine erste „Schottisch-Polka“. 1863 fuhr er mit einem Ochsenwagen auf die „hohe Schule“' (Seminar) nach Schäßburg, wo Zikeli von 1866-1869 die Schülerblasmusik als Primus Musikus leitete.

Nach Beendigung der Schule wirkte er je ein Jahr in Groß-Alisch, wo er auch heiratete, und in Maldorf als Lehrer. 1872 übernahm er die Stelle eines Musikdirektors in Reps. Als solcher hatte er die Markt-Blaskapelle zu leiten. Daneben unterrichtete er Gesang und Violinspiel in der Schule, übernahm dann noch ehrenamtlich die Stelle eines Chormeisters der Repser Liedertafel (Männer, Frauen und gemischter Chor) und des Lehrerzweigvereins sowie die Leitung der Chorschule. Außerdem brachte der Musikus ungezählten Privatschülern das Geigenspiel bei. 1885 wurde er auch Organist.

Michael Zikeli hat Männerchöre, gemischte Chöre, Kinderlieder, Lieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, Gitarrenlieder und Musikstücke für Blasmusik komponiert. Seine Liedersammlungen „Durchs Lied zur Andacht“, „Treu und frei“, „Lebensfrühling“, „Bergglocke“, „Unseren lieben Toten“, „Aus des Lebens Blütentagen“, „Neue Guitarrenlieder“ sind allesamt im Selbstverlag des Komponisten erschienen. Einige erlebten mehrere Auflagen. 1907 erhielt er bei einem Preisausschreiben in Elberfeld/Wuppertal von 135 eingesandten Kompositionen den l. Preis und 1908 von 238 Kompositionen den 3. Preis. Zikelis Chor „Osterfreude“ wurde in Barmen von 800 Sängern vor 2000 Zuhörern gesungen. Einige seiner Chöre wurden in Liedersammlungen in Deutschland und in der Schweiz aufgenommen. Zikeli hat maßgeblich zur Entwicklung des Musiklebens in Reps beigetragen. Viele seiner Geigen- und Chorschüler wurden später begeisterte Mitglieder des Repser Musikvereins. Während seiner Wirkungszeit wurden in Konzerten und „Bunten Abenden“ seine Kompositionen dargeboten und mit Begeisterung aufgenommen.

Freilich hat Zikeli in seinem Leben auch großes Leid erfahren. Der Tod entriss ihm hintereinander seine beiden erwachsenen Söhne, dann seine geliebte Frau und schließlich auch noch seine Tochter.

Zikeli hat sich auch schriftstellerisch betätigt. Eine Reihe von Artikeln über das Musikleben der Siebenbürger Sachsen wurde im Sächsich-Reener Wochenblatt veröffentlicht und von anderen Zeitungen nachgedruckt. Eine Artikelserie wurde dann in dem Bändchen „Streiflichter aus dem siebenbürgisch-deutschen Dorfleben um die Mitte des 19. Jahrhunderts“ zusammengefasst. Ein zweites Bändchen, „Ernst und heiter“, enthält kurze Erzählungen aus dem siebenbürgischen Volksleben. Nach 41-jähriger Dienstzeit, während der Zikeli das Musikleben in Reps erfolgreich geleitet hatte, wurde er im Jahr 1913 pensioniert. Michael Zikeli verstarb am 15. Juli 1929 in Reps. Ein schlichter Grabstein auf dem Repser Friedhof kennzeichnet sein Grab.

Hedwig Kellner


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