29. August 2004

Traditionsreiches Rothenburger Figurentheater in siebenbürgischer Hand

Vor beinahe 50 Jahren gründete der bekannte Puppenspieler Rolf Trexler in Rothenburg ob der Tauber das „Figurentheater am Burgtor“, ein Puppenspiel für Erwachsene. Nach Trexlers Tod übernahm der DDR-Flüchtling Heinz Köhler das Theater. Im Herbst 2003 stand das Theater zum Verkauf. Köhler war krank und müde, er ist inzwischen verstorben. Neue Kräfte waren gefragt, das Theater, das zu Rothenburg einfach dazugehört, weiterzuführen. Mit dem Hermannstädter Mark Schuschnig beginnt nun eine neue Ära.
In Hermannstadt gibt es eine langjährige Tradition des Puppentheaters. Wer erinnert sich nicht an die unvergesslichen Aufführungen unter der Leitung von Hedwig Szaunig, die sogar im Ausland Aufsehen erregten, an die unnachahmlichen Leistungen von Lia Andree, Trude Weinrich und Lilly Krauss, die auch heute noch tätig ist, an „Max und Moritz“, oder „Die fromme Helene“ als Freilichtaufführung auf dem Fingerlingsplatz im „Cibinium“? Heute wird das Theater übrigens unter dem Namen „Gong“ mit viel Erfolg weitergeführt.

Nun treffen die beiden Traditionen zusammen: Mark Schuschnig, Absolvent der Freiburger Schauspielschule und mehrere Jahre Schauspieler am Karlsruher „Sandkorn-Theater“, der in seiner Kindheit den Aufführungen in Hermannstadt beigewohnt hatte, erlag anlässlich seines Wechsels an das Stadttheater Zwickau der Faszination der „Holzköpfe“. Fast hundertmal hat er dort den „Faust“ gespielt, unzählige Orte in Sachsen bereist, Regie geführt und es gelang ihm, seine Fertigkeiten in der Sprachgestaltung zu vervollkommnen. Als er vom Verkauf des Theaters in Rothenburg hörte, wagte er den Schritt, bewarb sich und erhielt unter zahlreichen Anwärtern den Zuschlag. So kündigte er seinen Vertrag in Zwickau und übernahm die Leitung des „Figurentheaters“.

Da er aber für die laufende Spielzeit vertraglich noch an Zwickau gebunden war, holte er seinen Bruder Tristan, um den Betrieb vorläufig zu übernehmen und die Aufführungen wieder aufzunehmen. Fieberhaft wurde umgeschrieben und geprobt. Am 1. April 2004 hob sich der Vorhang zum ersten Mal.



Ein inspiriertes Theater-Tandem: Tristan (links) und Mark Schuschnig sorgen für eine Renaissance des „Figurentheaters“ in Rothenburg o.d.T.
Ein inspiriertes Theater-Tandem: Tristan (links) und Mark Schuschnig sorgen für eine Renaissance des „Figurentheaters“ in Rothenburg o.d.T.


Tristan Schuschnig hat ebenfalls in Freiburg Schauspiel studiert, war dann mehrere Jahre mit Gastspiel-Unternehmen quer durch Deutschland und Österreich unterwegs, hat eine Zusatzausbildung an der Deutschen Schauspiel-Akademie in München (Regie und Film) abgeschlossen, ein erfolgreiches Lustspiel verfasst und mehrmals, gemeinsam mit seinem Vater Hanns Schuschnig, Regie geführt. Jetzt arbeitet er mit seinem Bruder zusammen in Rothenburg.

Die beiden haben viel Neues vor: Neben der althergebrachten Puppenrevue für Erwachsene läuft seit Juni eine Bearbeitung des Märchens „Des Kaisers neue Kleider“ von Andersen, mit der eine ständige Bespielung der jungen Generation eingeleitet wurde. In dieser Spielzeit werden außerdem noch „Das Geheimnis des kleinen Apfels“ und „Rotkäppchen“ folgen. Für die folgende Spielzeit ist die Erstaufführung einer Oper sowie eines Stückes aus der Geschichte Rothenburgs geplant. Da sich das Publikum des „Figurentheaters“ hauptsächlich aus Touristen zusammensetzt (insbesondere Amerikaner und Japaner), wird auch ein Stück angestrebt mit eingebauten Passagen in den betreffenden Sprachen.

Das Bestreben von Mark und Tristan ist es, das „Figurentheater“ zu einem gleichwertigen „Event“ zu machen wie das „Weihnachtsdorf“, das Puppen- und das Kriminalmuseum, die man als Rothenburg-Besucher „gesehen haben muss“. Daneben wollen die beiden jungen Theaterleute auch die Gastspiele der „Insel-Bühne“ fortsetzen, die ihre Eltern gegründet haben und die sie bisher quer durch Osteuropa, bis nach Afrika und Ostasien geführt hat.
Gespielt wird täglich: nachmittags das Märchen und abends die Revue. Info unter Telefon: (0 98 61) 33 33.

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