2. September 2004

Neues Theaterstück in siebenbürgisch-sächsischer Mundart

Die bekannte Mundartautorin Johanna Leonhardt hat in ihrem jüngsten Theaterstück "De Tschuwik reft" (Der Waldkauz ruft) versucht, zeitgenössische Themen der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte aufzuarbeiten.
Beim 4. Theaterleiter-Seminar der siebenbürgisch-sächsischen Laienspielgruppen im Spätherbst 2003, organisiert vom Bundeskulturreferenten Hans-Werner Schuster unter der Leitung vom bekannten Regisseur Hanns Schuschnig, wurden unter anderem Fragen des Repertoires erörtert . Schuschnig meinte gleich zu Beginn der Tagung, es sei verständlich, dass die Theatergruppen Mundartstücke bevorzugen, denn sie sehen ihre Aufgaben in der Bewahrung siebenbürgisch-sächsischer Traditionen – aber die Inhalte seien nahezu museal, Bühne, Charaktere vieler Stücke konservieren gewissermaßen das ausgehende 19. Jahrhundert. Seine Forderung: Um das Publikum, vor allem das jüngere und hiesige, anzusprechen, muss das Theater mit dem Leben heute zu tun haben, die Theatergruppen müssen sich an neue Inhalte in neuer Form wagen.

Die bekannte Mundartautorin Johanna Leonhardt, eine Urenkelin des Liederdichters Georg Mayndt, hat sich den Aufruf in der Siebenbürgischen Zeitung vom 17. Dezember 2003 "Neue Stücke braucht das Land" zu Herzen genommen und in ihrem jüngst fertig gestellten Theaterstück "De Tschuwik reft" (Der Waldkauz ruft) versucht, unsere erlebte Geschichte aufzuarbeiten. Sie greift Ereignisse aus ihrem Heimatort Reichesdorf auf, die sich gegen Ende des grausamen 2. Weltkrieges dort zugetragen haben. Deutsche Soldaten, von den turbulenten Rückzugsmanövern der Front überrollt, werden von Dorfbewohnern versteckt gehalten, auf dramatische Weise bei der Flucht ins Heimatland unterstützt. Später, nach der Auswanderung der Siebenbürger, gibt es ein Wiedersehen in der Bundesrepublik.

Der Autorin ist es in ihrem neuen bühnenreifen Stück gelungen, gelebte Vergangenheit zu verarbeiten. Erschütternde Ereignisse, die die Erlebnisgeneration noch lange beschäftigen werden, die die Jugend nur aus Erzählungen kennt, sich aber damit auseinandersetzen muss.

Das Theaterstück kann bei der Autorin Johanna Leonhardt, Feldiglstraße 14, 85221 Dachau, Telefon: (0 81 31) 1 41 42, oder beim Kulturreferat der Landsmannschaft, Karlstraße 100, 80335 München, E-Mail: kulturreferat@siebenbuerger.de, bezogen werden.

Dieser gelungene Neuanfang sollte auch anderen Autoren Mut machen, in ihren Stücken Themen wie den Zusammenbruch 1945, die Deportation 1946, Zwangsenteignung und Kollektivisierung, Bleiben oder Auswandern, Neuanfang in Deutschland etc. theatralisch zu verarbeiten.

Rosel Potoradi

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