26. Oktober 2004

Kulturnachmittag in Metzingen

Das Motto Wolf von Aichelburgs „Zeitgemäß sein, ohne mit Tradition zu brechen“ hatten sich die Siebenbürger Sachsen für die Jahresaktion „Metzingen macht Theater“ am 25. September in der Stadthalle vorgenommen. „Durch die Pflege, Förderung und Darbietung siebenbürgisch-sächsischer Kultur leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Integration in unser neues Lebensumfeld“, sagte Ernst Michael Herberth, Vorsitzender der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen, in seiner Begrüßung.
Der Metzinger und der Petersberger Chor begannen das Kulturprogramm mit zwei Liedern. Beide Singgemeinschaften werden überzeugend und einfühlsam von Ilse Abraham geleitet.

Es folgten die Grußworte des Oberbürgermeisters der Stadt Metzingen, Dieter Hauswirth, der die Siebenbürger Sachsen als fleißige, verständnisvolle und vertrauenswürdige Leute schätzen gelernt hat. Er freue sich, wenn wir unsere Tradition pflegen und ins hiesige Kulturgut mit einbringen, was sehr wichtig sei für die Integration. Um die Siebenbürger Sachsen mache er sich keine Sorgen. Sie seien in Metzingen voll integriert und erfreuten sich der Achtung, Freundschaft und des Wohlwollen aller Mitbürger. Anschließend bedankte sich Dr. Otto Oertel, Vorsitzender des Vereins „Notnagel“ Metzingen, bei seinen tüchtigen Landsleuten, die bei Transporten nach Rumänien stets mithalfen. Ein ganz besonderes Lob ging an Ernst Michael Herberth, den stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins. Nach den Grußworten sang der Metzinger vier Lieder, drei davon in sächsischer Mundart, die beim Publikum sehr gut ankamen. Chorleiterin Ilse Abraham trug zu jedem Lied die passenden Erläuterungen und Auslegungen sowie den deutschen Text vor.

Festredner beim Kulturprogramm war Prof. Dr. Dr. Harald Zimmermann aus Tübingen, der mit seinem Vortrag über die Geschichte Siebenbürgens alle Anwesenden begeisterte. In seinem Vortrag spannte er einen Bogen über die 800-jährige Geschichte Siebenbürgens, mit Ausführungen über den mutmaßlichen Gründer der Stadt Broos, Ritter Anselm von Braz, den „Großen Freibrief“ des Ungarnkönigs Andreas II., den Bau der vielen Kirchenburgen etc. Auf die Frage nach den vielen Kirchen und Burgen hatte ein Lehrer aus Schäßburg einst geantwortet: „Und fragst du nach dem Rittersmann der diese Feste baute, der Bürger war’s, der Bauersmann der solches sich getraute“. Prof. Zimmermann hob in seinem Vortrag auch Persönlichkeiten hervor, die die Geschichte Siebenbürgens prägten, wie Samuel von Brukenthal und Stefan Ludwig Roth. Anschließend sang der Petersberger Chor sechs Lieder. Das Lied „Feierabend“ erlebte in Metzingen eine Premiere. Unter der Leitung von Rosa Schulz führten die Mitglieder der Tanzgruppe Metzingen vier Tänze und den Sketch „Das Verhör“ auf. Noch mehr Applaus als für seinen Vortrag gab es, als das Publikum erfuhr, dass Prof. Zimmermann im Herbst 1949 die Beitrittserklärung für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen unterschrieben hatte und somit schon über 55 Jahre deren Mitglied ist. Er legte allen Anwesenden ans Herz, Kindern, Enkel und Urenkeln über Siebenbürgen zu erzählen und mit ihnen dorthin zu fahren, um die Wurzeln unserer Herkunft nicht zu vergessen.

Zum Abschluss des Kulturnachmittags sangen die beiden Chöre noch zwei Lieder, von denen das letzte „Als Freunde kamen wir“ einen ganz besonderen musischen Reiz auf Sänger und Publikum ausstrahlte. Man wollte das Gefühl der Freundschaft ins sonnige Wochenende und in die nächste Zeit mitnehmen. Der Vorsitzende Ernst Michael Herberth dankte dem Petersberger Chor für die Unterstützung der Metzinger bei der Gestaltung des Kulturprogramms. Einen besonderen Dank ging auch an die Chorleiterin Ilse Abraham, die trotz eines Trauerfalls in der Familie die Leitung der beiden Chöre mit Stärke, Mut und Kraft bewältigte. Anschließend gab es bei Kaffee, Kuchen und Getränke noch ein gemütliches Beisammensein der beiden Chöre, der Tanzgruppe und geladenen Gäste im „Klosterhof“. Man trennte sich in der Hoffnung, dass es in Zukunft nicht bei dem einen gemeinsamen Auftritt der beiden Chöre bleiben sollte.

Anneliese Lipp


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