8. November 2004

Ältester Siebenbürger Sachse gestorben

Einer der ältesten Bürger des Freistaates Bayern und der wohl zurzeit älteste Siebenbürger Sachse, Josef Buresch, ist in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 2004 in seinem 105. Lebensjahr in Prien am Chiemsee gestorben.
Seit seiner Aussiedlung aus Siebenbürgen im Jahr 1985 lebte Josef Buresch zusammen mit seiner Ehefrau Johanna im Siebenbürgerheim Rimsting am Chiemsee. In Bayern hatte das Ehepaar eine neue Heimat gefunden, im Siebenbürgerheim Geborgenheit und Zufriedenheit. Im Januar 1996 konnte das Paar das seltene Jubiläum der Gnadenhochzeit nach 70 gemeinsamen Jahren feiern. Am 7. September 1999 starb seine Gattin.



Josef Buresch.
Josef Buresch war wohl der älteste Siebenbürger Sachse.
Josef Buresch wurde am 4. Dezember 1899 in Mediasch geboren. Volksschule und Untergymnasium besuchte er in seiner Heimatstadt. Es folgten vier Jahre Kadettenschule in Temeschburg und Budapest. Als Fähnrich zog er in den Ersten Weltkrieg. Gegen Kriegsende geriet er in italienische Gefangenschaft. Jahre später, von 1923-1925, studierte er in München und Mannheim, von wo er als Diplomkaufmann nach Mediasch zurückkehrte. Hier konnte er wieder in der Filiale der Hermannstädter Allgemeinen Sparkassa arbeiten und bis zum Abteilungsleiter mit Prokura aufsteigen. 1926 heiratete er Johanna, geborene Karres. Der Ehe entsprangen ein Sohn und eine Tochter. Josef Buresch hatte drei Enkel und zwei Urenkel. Der Zweite Weltkrieg verschonte auch ihn nicht und er geriet, wieder gegen Ende des Krieges, diesmal in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1951 zu seiner Familie nach Mediasch zurückkehrte.
Josef Buresch hat rund 19 Jahre im Siebenbürgerheim Rimsting gelebt. Hier kannten ihn alle als korrekten und disziplinierten, aber auch kritischen Heimbewohner, über den jemand sagte: „Er ist ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle, kein Wunder, bei einem ehemaligen k.u.k.-Offizier“. Bei dessen 100. Geburtstag meinte ein Heimbewohner: „Er sieht wie ein rüstiger 80-Jähriger aus.“ Das konnte man wohl auch bis zu seinem plötzlichen und unerwarteten Tod sagen, denn er war sowohl geistig als auch körperlich noch fit. Hat er doch auch heuer wie in den vergangenen Jahren bei guter Laune mit der jungen Dana Frandes (Vorstandsmitglied) den Faschingsnachmittag im Heim mit einer Polonaise eröffnet! Trotz Höhen und Tiefen in seinem langen Leben hat Josef Buresch seinen trockenen Humor bis zum Schluss nicht verloren. Sein Tod am 16. Oktober nach nur zweitägigem Krankenhausaufenthalt in Prien hat uns alle getroffen. Er hat gerne gelebt und bis zum Schluss gekämpft, denn er wollte seinen 105. Geburtstag im Dezember erleben.
Am 20. Oktober fand in der Rimstinger Pfarrkirche ein Gottesdienst für ihn statt. Anschließend wurde er am Rimstinger Friedhof beigesetzt. Die Heimbewohner, der Heimbeirat, die Heimleitung und der Vorstand des Trägervereins „Stephan Ludwig Roth“ e.V. trauern um Josef Buresch. Wir werden sein Andenken bewahren.

Werner Philippi

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