25. November 2004

Engagierter Weggefährte: Dr. Günter von Hochmeister

Am 19. November 2004 verunglückte Dr. Günter von Hochmeister tödlich. Wir verlieren mit ihm einen in vielen Bereichen siebenbürgisch-sächsischen Lebens engagierten Landsmann, seine Familie einen liebevollen und treusorgenden Familienvater.
Dr. Günter von Hochmeister wurde am 26. Mai 1926 in Hermannstadt geboren als Sohn des hiesigen Mathematik- und Chemielehrers Wilhelm von Hochmeister. Im Januar 1945 wurde der 18-jährige Abiturient von der Schulbank weg nach Russland verschleppt. Im Anschluss an seine noch im gleichen Jahr mit Freunden gelungene abenteuerliche Flucht studierte er in Temeswar Elektrotechnik, arbeitete mehrere Jahre, zeitweilig in gehobener Stellung, als diplomierter Elektroingenieur in Bukarest, wurde zum Doktor der Ingenieurswissenschaften promoviert und veröffentlichte mehrere Fachpublikationen. Im Jahre 1979 erfolgte die Ausreise mit der Familie nach Deutschland, wo der Fachmann für Fernseh- und Kinotechnik bis zu seiner Verrentung berufstätig war.



Dr. Günter von Hochmeister beim Verbandstag 2003 in Mannheim. Foto: Siegbert Bruss
Dr. Günter von Hochmeister beim Verbandstag 2003 in Mannheim. Foto: Siegbert Bruss
Schon während der Bukarester Zeit war Günter von Hochmeister zehn Jahre lang als Kurator der evangelischen Kirchengemeinde verdienstvoll tätig. Auch in Deutschland stellte er sich bald in den Dienst des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben. Er wirkte über viele Jahre in dessen Vorstand. In der landsmannschaftlichen Arbeit war Günter von Hochmeister Mitte der achtziger Jahre zunächst als Bevollmächtigter des Bundesvorsitzenden tätig, wurde dann zum Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern gewählt und im Herbst 1989 vom Verbandstag zu einem der Stellvertretenden Bundesvorsitzenden bestimmt. Begünstigt durch seinen nahe gelegenen Wohnort Germering, brachte sich Dr. von Hochmeister in den Folgejahren in die laufende Vereinsarbeit in der Münchner Bundesgeschäftsstelle ein. Als Vorsitzender des Satzungsausschusses hat er sich im Besonderen mit den gewandelten Aufgaben und den hierfür erforderlichen Strukturänderungen der Landsmannschaft befasst und war an der Erarbeitung entsprechender Beschlussvorlagen für den Verbandstag 1995 maßgeblich beteiligt. Im Rahmen des Verbandstages am 3./4. Oktober 2003 in Mannheim ehrte die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland Dr. Günter von Hochmeister, der „in verantwortlichen Positionen durch Einsatzbereitschaft, Verlässlichkeit sowie Verantwortungsbewusstsein zu den Erfolgen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft beigetragen hat. Seinem organisatorischen Engagement und seiner Durchsetzungskraft verdanken wir, dass der Bundesvorstand und die Geschäftsstelle in München in den entscheidenden Jahren der Wende ihren Aufgaben gerecht werden konnte.“

Ein besonderes Anliegen war ihm schon frühzeitig die Unterstützung und dann seine Mitwirkung in der von Ernst Habermann im August 1979 gegründeten Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung. Im November 1984 wurde er in den Vorstand der Stiftung gewählt und übernahm im Dezember 1989 das Amt des Vorsitzenden. Auch als er im Januar 1997 den Vorsitz des Stiftungsvorstandes aufgab, blieb er als Mitglied des Stiftungsrates weiterhin aktiv tätig. Günter von Hochmeisters besonderes Anliegen war die Vermittlung und Steuerung der direkten Hilfen nach Siebenbürgen, überdies die Grundlagenarbeit für die Rettung und Bewahrung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes durch Förderung von Maßnahmen, Vermittlung von Informationen und Werbung für Unterstützung. Für sein Engagement und für seine Leistung wurde ihm bei der Verabschiedung im Januar 2002 aus der aktiven Arbeit vom Vorsitzenden des Stiftungsrates, Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann, mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im Stiftungsrat gedankt.

Dr. Günter von Hochmeister war allen, die er begleitete, ein treuer und engagierter Weggefährte. Der nach außen – vielleicht auch weil er Naturwissenschaftler war – eher nüchtern-sachlich erscheinende Mann hat seine Vorstellungen und Arbeiten mit viel innerer und emotioneller Anteilnahme verwirklicht. Er war ein Mann, der erst gründlich abwog, bevor er seine Entscheidung traf, der sich seine Arbeit nicht leicht machte, der aber voll und konsequent zu seinen Entscheidungen stand. Er war auch ein Mann, der die Geselligkeit und das Miteinander liebte, der Vertrauen gegen Vertrauen gab - und der einen trockenen, mitunter sehr tiefsinnigen Humor besaß. Und er war das Oberhaupt einer großen und lebendigen Familie.

Wir werden Günter von Hochmeister vermissen, wir werden oft an ihn denken – wir wollen ihm für vieles danken!

Dr. Wolfgang Bonfert

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2004, Seite 2)

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