3. Dezember 2004

Bericht aus Kanada: Siebenbürgen begeisterte uns alle

Gleich drei Beiträge über das Vereins- und Kulturleben der Siebenbürger Sachsen in Kanada liefert Käthe Paulini. Sie berichtet über eine Siebenbürgenreise anlässlich des 60-jährigen Gedenkens an die Flucht und Evakuierung der Sachsen in Nordsiebenbürgen sowie über die Fahnenweihe im Transylvania Klub Kitchener und verfasst einen Nachruf auf Georg Hesch.
Aus Anlass des 60-jährigen Gedenkens an die Flucht und Evakuierung der Sachsen in Nordsiebenbürgen hatten viele den Wunsch geäußert, eine Reise nach Siebenbürgen zu unternehmen. Schon im Januar hatten wir einen Termin ins Auge gefasst, um die Reise mit dem Heimattag in Wels zu verbinden. Das Interesse war überraschend groß: 53 Personen aus Kanada, 2 von USA, 8 Österreich, 2 Schweden, 3 aus Deutschland nahmen daran teil. Am 4. September frühmorgens fuhren wir mit zwei Bussen aus Vöcklabruck los, in Bad Hall stiegen die Landsleute aus Österreich hinzu. Am Nachmittag erreichten wir Budapest und machten eine Rundfahrt mit fachkundiger Führung. Nach einem Csarda-Abendessen mit Folkloreprogramm übernachteten wir im Hotel Mercure Duna.

In Klausenburg begrüßten uns der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Dr. Paul Jürgen Porr, und Prof. Schreiber. Sie führten uns durch die Stadt und ließen uns durch ihre Erläuterungen Klausenburg mit anderen Augen sehen. Herzlichen Dank.

Die nächsten drei Tage übernachteten wir in Bistritz. Der Großteil der Mitreisenden war aus Nordsiebenbürgen. So fuhren wir mit Taxis in unsere Heimatorte – Burghalle, Petersdorf, Oberneudorf, Waltersdorf, Mönschdorf, Minarken, Heidendorf, Billak, Weilau, Paßbusch, Groß-Schogen, Birk, Draas, Ober-Eidisch, Zendersch, Tekendorf. Die Gefühle überwältigten uns und sind nur schwer auf Papier zu bringen. Einige besuchten zum ersten Mal nach 60 Jahren das Dorf, in dem sie oder ihre Eltern geboren wurden. Überall wurden wir freundlich aufgenommen und hatten viel zu erzählen. In Bistritz besichtigten wir die schöne Kirche. In Tekendorf trafen wir Altnachtbarvater David Molnar mit seiner Gruppe aus Bad Hall und wurden von Altbürgermeister Eckhart Zeig empfangen. Das dortige Waisenhaus für Kinder wird zum Großteil aus Österreich unterstützt. Bei einem hervorragenden Wiesen-Waldfest gab es siebenbürgische Spezialitäten und Musik.

Auf der Weiterfahrt genossen wir die Schönheit der Bukowina-Klöster bis Gura Humorului und fuhren dann über Piatra Neamt und die Bicaz-Klamm nach Kronstadt. In Sinaia besichtigten wir Schloss Peles, in Bukarest machten wir eine Stadtführung und übernachteten im Hotel Crystal Papace.

Durch das Alttal erreichten wir Hermannstadt (Stadtrundgang) und dann Reichesdorf, Leschkirch und Donnersmarkt. Auf dem Heimweg begeisterte uns die evangelische Kirche in Mühlbach mit dem gotischen Flügelaltar. Wir übernachteten in Arad und fuhren über Budapest und Wien zurück zum Ausgangspunkt Vöcklabruck und zum Heimattag in Wels. Es war eine schöne Reise, an die sich die Teilnehmer noch lange erinnern werden. Viele baten mich, sie jetzt schon für die nächste Siebenbürgenreise vorzumerken.

Die alte Heimat begeisterte und bewegte uns alle. Es gelang uns, unseren Kindern und Enkelkindern zu zeigen, woher wir stammen.

Fahnenweihe in Kitchener

Eine neue Fahne hat der Transylvania Klub in Kitchener, Ontario (Kanada), am 30. Oktober eingeweiht. Die Hofbräu Kapelle unter der Leitung von Steve Schatz senior spielte zum Empfang des Festes. Transylvania Klub Präsident Alfred Löwrick hieß alle willkommen und dankte den Präsidenten der Deutschen Klubs, die zu Ehre der neuen Fahne ihre alten Schaustücke herausgeholt hatten. Gewürdigt wurde das aus Greifswald (Deutschland) stammende Klubmitglied Gerhard Giebenow für den Entwurf der Fahne sowie die Planung und Durchführung der Fahnenweihe.

Fahnenweihe in Kitchener: Transylvania Klub Präsident, Alfred Löwrick (rechts) und Gerhard Griebenow, der die Fahne entwarf.
Fahnenweihe in Kitchener: Transylvania Klub Präsident, Alfred Löwrick (rechts) und Gerhard Griebenow, der die Fahne entwarf.

Nach dem beeindruckenden Einzug zahlreicher Fahnen sang der Transylvania Chor unter Leitung von Carl Schropp das Chormotto “Siebenbürgen, Land der Ahnen”, “Af dieser Ierd do as a Land” und “Der Lindenbaum”. Die Darbietungen der Kindertanzgruppe sowie der Sing- und Tanzgruppe, allesamt unter der Leitung von Hannelore Maiterth, wurden mit großem Applaus belohnt.

Gerhard Griebenow stellte die neue Fahne vor, die er entworfen hatte. “Die Fahne verbindet Elemente der Siebenbürger Sachsen mit jenen Kanadas. Sie zeigt die sieben sächsischen Wehrtürme auf dem traditionell blau-roten Schild innerhalb eines weißen Ahornblattes. Auf der einen Seite unter dem Wappenschild steht das Motto Mut, Beständigkeit und Treue. Das sind drei Schlüsseleigenschaften unserer Farben. Auf der anderen Seite steht unser Name mit unserem Gründungsjahr. Alles auf blau-rotem Hintergrund, der auch die Fahne unserer Landsmannschaft ausmacht. Die Farbe Blau symbolisiert in der Heraldik Vertrauenswürdigkeit, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Treue usw. Die rote Farbe steht für Kraft, Leistung, Energie, Leidenschaft, Liebe usw. Die sieben Wehrtürme sind das Symbol für die Beständigkeit der 850 Jahre auf sich selbst gestellten Sachsen in Siebenbürgen. Das Ahornblatt steht für Kanada und die weiße Farbe für Frieden und Vermittlungsfähigkeit. Hoffentlich kann unsere Klubfahne die Errungenschaften und Träume unserer Vorfahren mit den Zielen unserer derzeitigen Mitglieder verbinden und in uns ein wenig Stolz erwecken.”

Die Bedeutung der Klubfahne versuchte Gerhard Griebenow anhand einiger Liedtexte zu ergründen, die im Programmheft abgedruckt waren. Unsere Vorfahren seien in ihrer Zielsetzung eines Sinnes gewesen, ihre Eintracht, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl seien intakt gewesen. Auch heute benötige man eine ähnliche Verpflichtung, um den Organisationen eine Zukunft zu geben. Die siebenbürgischen Klubs hätten zurzeit viele Mitglieder, nicht zuletzt ihre Präsidenten, die diese Eigenschaften verkörperten. So ehrte die Regierung von Ontario Anfang November Personen aus den verschiedenen Klubs, die sich vorbildlich für die Gemeinschaft einsetzen. Für den Trasylvania Klub waren dies Martin Rauh, Georg Hesch, Käthe Paulini, Katharina Fritsch, Herbert Löwrick und John Werner.

Pfarrer Rink von der Deutschen Bethelgemeinde, zu der auch viele Siebenbürger gehören, vollzog die feierliche Einweihung der Fahne. Bundesvorsitzender John Werner überbrachte die Grüße der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada und gratulierte dem Transylvania Klub zur eigenen Fahne. Mathias Wolf übermittelte die Gratulationen seitens des Krankenunterstützungsverein und Sterbefonds.

Die Jugendtanzgruppe erfreut die Anwesenden mit flotten Tänzen. Anschließend konnte man zu den Klängen der Transylvania Blaskapelle tanzen.

Nachruf auf Georg Hesch

Der Transylvania Klub in Kitchner trauert um seinen ehemaligen Präsident. Georg Hesch, gebürtig aus Burghalle (Siebenbürgen), wurde am 20. Oktober plötzlich und unerwartet aus diesem Leben im Alter von 81 Jahren abberufen. Die Trauerfeier fand am 25. Oktober in der St. Peter’s Kirche Kitchener statt.

Viele waren gekommen, um Georg Hesch die letzte Ehre zu erweisen. Präsident Alfred Löwrick würdigte Heschs vielseitiges Engagement im Klub und in dessen Untergliederungen. Der Transylvania Chor sang zwei Lieder. Die Chorpräsidentin Käthe Paulini sagte in ihrer Trauerrede, es sei immer ein schwerer Gang, wenn wir jemanden, der uns nahe stünde, zur letzten Ruhestätte geleiten müssten. Wir nahmen Abschied von einem Chormitglied, einem Landsmann, einen Freund, den wir immer in unseren Herzen tragen und dem wir ein ehrendes Andenken bewahren werden.

Käthe Paulini

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 30. November 2004, Seite 9)

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