14. Januar 2005

Verdienstvoller Geograf und Pädagoge: Gustav Servatius

In feierlichem Rahmen verlieh der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dipl.-Ing. Arch. Volker E. Dürr, am 18. Dezember 2004 in Freiburg „für seine Verdienste um die Erhaltung, Pflege und Verbreitung siebenbürgisch-sächsischer Kultur“ Gustav Servatius die Stephan-Ludwig-Roth-Medaille mit Urkunde.
Musikalisch umrahmt wurde die vom Kulturreferat der Kreisgruppe Freiburg organisierte vorweihnachtliche Feier im Kirchenraum der Zachäus-Gemeinde vom Kirchenmusiker Bernhardt Schmidt (Orgel) sowie dem Kiewer Blasmusikerquintett „Brass“.



Bundevorsitzender Volker Dürr (links) überreicht dem Geografen und Pädagogen Gustav Servatius die Stephan-Ludwig-Roth-Medaille. Foto: Günter Volkmer
Bundevorsitzender Volker Dürr (links) überreicht dem Geografen und Pädagogen Gustav Servatius die Stephan-Ludwig-Roth-Medaille. Foto: Günter Volkmer
Nach der herzlichen Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden der Kreisgruppe Freiburg, Ernst Prediger, sprach Pfarrer i. R. Werner Knall besinnliche Worte zur Adventszeit. Sigrid Zacharias‘ Vortrag literarischer Texte rundete das kulturelle Rahmenprogramm ab. Karin Servatius-Speck (Tochter von Gustav Servatius), stellvertretende Bundesvorsitzende und Kulturreferentin der Kreisgruppe Freiburg, erinnerte an die Höhepunkte der kulturellen Veranstaltungen des Jahres 2004 und dankte allen hieran Beteiligten für ihr aktives Engagement.

Über 35 Jahre lang wirkte der am 28. März 1922 in Temeschvar geborene Gustav Servatius als Geografie- und Geologielehrer am Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium in Mediasch. Die Heimatortsgemeinschaft Mediasch hatte den verdienten Pädagogen für diese hohe Auszeichnung vorgeschlagen, die an den bedeutenden Pfarrer, Schulmann, Nationalitätenpolitiker und Reformer Stephan Ludwig Roth (1796-1849) erinnern soll und von der Landsmannschaft vergeben wird „für besondere Förderung der Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Volkstums innerhalb oder außerhalb Siebenbürgens“. Volker Dürr, der die Ehrung persönlich vornahm, unterstrich in seiner Rede die herausragenden Leistungen des Mediascher Lehrers, gebündelt in dem Fazit: „Wenn Stephan Ludwig Roth feststellt, dass ‚auch vom größten Volk nur seine Humanität‘ fortlebt, dann hat der siebenbürgisch-sächsische Lehrer Gustav Servatius mit dazu beigetragen, dass von unserem kleinen, leistungsgewaltigen Völkchen durch den Geist unserer tief humanistisch geprägten Schule in Siebenbürgen hier in der neuen Heimat das Licht des Wissens und ein gesundes Selbstverständnis und Selbstbewusstsein daraus weitergetragen werden.“

In seiner Laudatio skizzierte der Bundesvorsitzende die Lebensstationen von Servatius: Kindheit in Mediasch - Abitur (1941) - Studium von Geschichte und Philosophie, unterbrochen durch Wehrdienst in der rumänischen Armee, in Bukarest 1945 fortgesetzt mit Studienfachwechsel zu Geografie und Geologie (Diplom 1947) - Lehrertätigkeit im Fach Geografie am Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium bis zur Pensionierung 1982 - Zuerkennung des Ehrentitels „Profesor Emerit“ als höchste Qualifikationsstufe des Schulwesens in Rumänien (1974) - Übersiedlung in die Bundesrepublik (Freiburg) 1985.

Gustav Servatius sei ein begeisterter und ein begeisternder Lehrer gewesen, so Dürr, der sich keineswegs nur auf reine Wissensvermittlung beschränkt habe, sondern gerade auch auf die Persönlichkeitsbildung ganzer Schülergenerationen sein Augenmerk gerichtet habe. Geografie und Heimatkunde verstand der modernen Unterrichtsmethoden aufgeschlossene Pädagoge praktisch erfahrbar zu machen in Form zahlloser Exkursionen (von Wanderungen und Orientierungsläufen über Zeltlager und Radtouren bis hin zu Schulreisen ins benachbarte Ausland). Der Mediascher Schulmann vermittelte seinen Schülern auf diesem Wege das ihm selbst eignende Durchdrungensein von der Schönheit der heimatlichen Landschaft mit ihren reichen Kulturzeugnissen, zuvorderst den Kirchenburgen. Und so vermochte er es auch, „die Liebe und den Respekt der Jugendlichen zu diesem Lebensraum zu wecken, zu erhalten“.

Bemerkenswert produktiv war der selbst forschende Fachgelehrte darüber hinaus auf dem publizistischen Sektor, sei es als Autor oder als Referent. Von 1964 bis 1984 Leiter der Mediascher Filiale der Geografischen Gesellschaft Rumäniens und Mitglied in deren Führungskollektiv, erarbeitete Servatius über 50 Publikationen in den Bereichen der Geografie, Geologie, Meteorologie und Archäologie. Auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand, der, so der Laudator, vielmehr ein „Unruhezustand“ sei, treiben ihn „Pflichtbewusstsein und Begeisterung für die Sache“. Noch im Vorjahr agierte der 82-Jährige am Vortragspult. In Würdigung all dieser Verdienste erhielt Gustav Servatius aus den Händen des Bundesvorsitzenden die Stephan-Ludwig-Roth-Medaille.

In seinen Dankesworten verlieh Servatius seiner Freude Ausdruck ob dieser hohen Auszeichnung, die er auch im Namen all seiner Kolleginnen und Kollegen entgegennehme, „denn ohne das Zusammenwirken für das gleiche Ziel, das Weitergeben von Wissen und Werten unserer siebenbürgisch-sächsischen Kultur wäre der Erfolg nicht gesichert gewesen.“ In seinen Dank schloss Servatius explizit seine Gattin Grete eingedenk ihrer jahrzehntelangen Unterstützung ein.

Von Anerkennung und Dankbarkeit geprägt waren die abschließenden Redebeiträge des einstigen Servatius-Schülers Dr. Hans-Joachim Folberth sowie von Dip.-Ing. Manfred Kravatzky, dem Vorsitzenden der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins. Dem verdienstvollen Geograf und Pädagogen Gustav Servatius wünschten sie Gesundheit und noch viel Schaffenskraft.

Christian Schoger

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 20. Januar 2005, Seite 2)

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