10. Februar 2005

Urzeln und Fasching in Geretsried

In Geretsried feierten die Siebenbürger Sachsen nicht nur Fasching, sondern pflegen mit dem Urzelnlauf einen alten siebenbürgisch-sächsischen Brauch, der mit großem Erfolg auch in der neuen Heimat praktiziert wird.
Rundum zufriedene Ballgäste und Tänzer erlebten einen gelungenen Faschingsball der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen, der kurz vor Beginn doch noch ausverkauft war, obwohl der Kartenvorverkauf sehr schleppend verlaufen war. Nach der Begrüßung durch die Kreisgruppenvorsitzende Herta Daniel begann die traditionelle Polonaise der vielen Maskenträger. Angesichts der einfallreichen Masken, der Teufel und Engel und anderer, in Gruppen, paarweise oder einzeln auftretend, hatte es die Jury nicht leicht, die Besten zu bestimmen und mit Weinprämien zu belohnen.

Großen Anklang fanden die 20 kostümierten Kinder mit ihrem Tanz der Elfen und Zwerge, den die Tanzleiterin Doris Ongerth mit ihnen einstudiert hatte. Die beiden Schneider, Baack und Ongerth, hatten die Kostüme für die Kinder genäht. Dafür wurden sie mit Topfblumen und einer Weinflasche geeehrt.

Auch der flotte Country-Tanz der Schüler- und Jugendtanzgruppe, angeleitet von Gerlinde Theil und Heike Kraus, gefiel dem Publikum. Zehn junge Paare hatten dafür eifrig geprobt. Für das ehrenamtliche Engagement der drei jungen Tanzleiterinnen dankte der Vorstand der Kreisgruppe mit je einem leuchtenden Blumenstrauß.

Die Band „Night Angels“ hielt mit ausgesprochen guter Musik die Tanzfreudigen bei Laune. Höhepunkt der jugendlichen Darbietungen war auch heuer der feurige Can-Can der Mädchen und zweier Jungen. Die alte Mädchengarde wurde verjüngt durch Mädchen aus der Schülertanzgruppe, so dass neun Tänzerinnen über das Parkett wirbelten. Die Darbietung erreichte zwar nicht den turnerischen Schwierigkeitsgrad des Vorjahres, kam aber beim Publikum sehr gut an.

Tänzer aller Altersgruppen belebten den stimmungsvollen Ball, wobei heuer besonders viele Banater Schwaben mitmachten.

Urzelnlauf und Urzelnkrautessen in Geretsried

Am Faschingsdienstag sind die rund 50 Geretsrieder Urzeln zum 19. Mal in Folge seit 1986 durch die Straßen unserer beiden Stadtviertel Stein und Gartenberg gelaufen und haben das allgemeine närrische Treiben im Stadtzentrum mitbelebt.

Eröffnet wurde die Urzelnzeit am Samstag, dem 5. Februar, im Isarausaal an der Jahnstrasse in Geretsried, wohin Zunftmeister Horst Wagner mit seinen Getreuen zum großen Urzelnkrautessen eingeladen hatte. Fast 150 Landsleute und Gäste folgten der Einladung, darunter erstmals die neue Bürgermeisterin Cornelia Irmer mit Ehemann sowie die Stadträtinnen Kunigunde Fischer und Gerda Bretz. Der Zunftmeister führte in den Urzeln-Brauch ein und erwähnte, dass in Agnetheln im Harbachtal der mittelalterliche Brauch zwischen 1940 und 1969 verboten war. Erst 1969 gelang es einigen beharrlichen Agnethlern, die zuständigen Stadt- und Kulturverantwortlichen zu überzeugen und das Recht auf Durchführung des Urzelnlaufes zu erwirken. Damals waren 200 Urzeln dabei und viele Gäste säumten die Straßen von Agnetheln. Jahre später, 1987, beteiligten sich 567 Urzeln am Urzelnlauf einem Bericht des ehemaligen 2. Bürgermeisters von Agnetheln, Karlheinz Gross, zufolge, den Zunftmeister Wagner zitierte. In Deutschland liefen die ersten 13 Urzeln 1965 in Großsachsenheim. Seither treten die Urzeln mit großem Erfolg in mehreren deutschen Städten auf.

In ihrem Grußwort dankte Bürgermeisterin Irmer für die geplante Abholung aus dem Rathaus, wo die bösen Geister verbannt werden sollten.

Wie immer hatten die Urzeln am Faschingsdienstag ein volles Programm, um den vielen Einladungen in gastliche Familienhäuser Folge zu leisten. Dazu wurde eigens ein Bus eingesetzt, um die weiten Entfernungen schneller zu bewältigen. Auch diesmal machten erfreulich viele Jugendliche und Neu-Urzeln mit, so dass der Bestand dieser Brauchtumsgruppe gesichert ist.

Walter Klemm

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