22. August 2001

Korruptionsskandal im rumänischen Profifußball

Rapid Bukarest steht unter Korruptionsverdacht nachdem der Schiedsrichter, der das Auswärtsspiel der Bukarester in Konstanza leitete, am selben Abend in einem Nachtklub feiernd mit dem Rapid-Ehrenvorsitzenden gesehen wurde.
Konstanza. - Im Spiel Farul Konstanza gegen Rapid Bukarest am Samstag war Schiedsrichter Cristian Balaj mit einigen umstrittenen Entscheidungen zuungunsten der Gastgeber aufgefallen, u.a. verweigerte er einem eindeutigen Treffer der Heimmannschaft die Anerkennung, so dass das Spiel 1:1 unentschieden ausging. Aufgrund dessen und weil der Referee von Augenzeugen im Beisein des Rapid-Ehrenvorsitzenden Gheorghe Dinu und mehrerer Prostituierten in einem Nachtklub gesehen worden war, hat der Rumänische Fußballverband FRF eine Untersuchung eingeleitet. "Für mich ist die Sache eindeutig", so Farul-Präsident Paul Peniu, "Dinu und Balaj waren mehrere Stunden zusammen und haben Rapids Punktgewinn gefeiert." Wie nicht anders zu erwarten war, sieht Balaj die Angelegenheit ganz anders: "Wir haben uns zufällig in dem Etablissement getroffen. Ich erinnere mich nicht, mehr als zwei Worte mit Dinu gewechselt zu haben."
Dies ist nicht der erste Korruptionsskandal in der rumänischen Profiliga. Immer wieder beschuldigen sich die Vereine gegenseitig der Schiedsrichterbestechnung und des regelrechten Aushandelns von Spielergebnissen am "grünen Tisch". Angeblich existierte in der vergangenen Saison ein Kartell (Cooperativa) von mehreren Vereinen, die Auswärtsniederlagen im Austausch gegen Erfolge auf heimischem Platz feilboten. Durch diese Besorgnis erregenden Entwicklungen – DER SPIEGEL bezeichnete die "Divizia A" kürzlich als "korrupteste Liga Europas" – hat das Ansehen des rumänischen Fußballs ernsthaften Schaden genommen, so dass einheimische Referees seit Anfang der neunziger Jahre an keinem EM- oder WM-Turnier teilnehmen durften. Mehrere Vereine bestehen inzwischen darauf, dass wichtige Liga- und Pokalspiele von ausländischen Schiedsrichtern geleitet werden. Schuld an dieser Entwicklung tragen nicht zuletzt die Klubeigner, die die von ihnen geführten Vereine als Privateigentum ansehen – so konnte ein Umzug des Traditionsvereins Universitatea Craiova nach Bukarest erst in letzter Minute - vorläufig - verhindert werden. Grund: Universitatea-Mehrheitsaktionär Gigi Netoiu sah seine "persönliche Sicherheit" nicht mehr gewährleistet, falls man die Heimspiele weiter in Craiova austragen würde.

C. Z.

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