21. Februar 2005

Debüt der Oberwischauer Deutschen

Der „Wassertaler Heimatbote“ ist ein neues Mitteilungsblatt, das der Vorstand der HOG der Oberwischauer neu herausgibt.
Man nennt sie heute immer noch allgemein Zipser Sachsen, da ihre Vorfahren Ende des 18. Jahrhunderts - vorwiegend als Handwerker, Waldarbeiter und Bergleute - zum Teil aus der ehemaligen Zips (damals Oberungarn, heute Ostslowakei) in die Maramuresch (Marmatien) eingewandert sind. Doch etwa die Hälfte der Siedler kamen auch aus der Gegend um Gmunden, Bad Ischl, Bad Goisern und Ebensee (Oberösterreich). Und aus dieser Symbiose entstand dann im Osten der Maramuresch, im malerischen Wassertal (rumänisch Valea Vasarului), eine neue traditionsbewusste deutschsprachige Ethnie: die Oberwischauer „Zipser“, mit einem eigenen Idiom, das vorwiegend von der oberösterreichischen Mundart geprägt wurde.
Ein Großteil dieser Deutschen verließ nach 1990 die alte Heimat – die Stadt Oberwischau (Viseu de Sus), wo es auch heute noch eine deutsche Schule gibt, und die etwa 22 umliegenden kleinen Siedlungen und Weiler, von denen ein Teil im Wassertal liegt.
Nach mehreren Sammlungen mit Zipser Märchen und Sagen sowie zahlreichen Studien und Aufsätzen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften liegt nun zum ersten Mal eine Publikation vor, die von jetzt an dreimal jährlich – zu Ostern, zu Kirchweih (St. Anna-Tag) und zu Weihnachten – erscheinen wird: „Wassertaler Heimatbote. Mitteilungsblatt der Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer e.V.“ Als Chefredakteur der bemerkenswerten Vereinszeitschrift zeichnet der bekannte Musikpädagoge, Musiker und Dirigent Johann Traxler, der einst seine fachliche Ausbildung – wie auch die meisten der heute noch im Wassertal tätigen Deutschlehrer – in Hermannstadt erhalten hat. Stellvertretende Chefredakteurin ist Theresia Makrai. Dem Vorstand der HOG der Oberwischauer, der die Herausgabe des „Heimatboten“ betreut, gehören, unter dem Vorsitz von Georg Faltin und seinem Stellvertreter Desiderius Czirbus, noch weitere zehn Leitungsmitglieder an.

Die 46 Seiten umfassende Publikation mit 33 Abbildungen vermittelt vielseitige und umfassende Informationen zu Geschichte, Heimatkunde, Brauchtum, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie Mitteilungen über Jubiläen, Hochzeiten, Geburten u.a. Das Redaktionskollegium, dem Anton-Joseph Ilk, Elfriede Czirbusz, Elisabeth Falticska und Georg Faltin angehören, „ist bemüht“, so Johann Traxler in einem Editorial, „dem Leser eine Vielfalt von Themen zu bieten, die ihn ansprechen und mit denen er sich identifizieren kann“.

Neben dem richtungsweisenden Aufsatz „Rückblick und Neuorientierung“ und dem Bericht vom Heimatreffen der Oberwischauer 2004 (Georg Faltin) ist vor allem die Würdigung des landsmannschaftlich erfolgreichen Oberwischauers Leopold Traxler, Augsburg („Ein Mann der ersten Stunde“) erwähnenswert. Ein ausführliches „Bildnis einer Landschaft und ihrer Menschen“ mit zahlreichen Angaben zu Etymologie, Geschichte, Kultur, Bildungswesen u.a. stammt von Anton-Joseph Ilk, der als Volkskundler, Erzählforscher und Buchautor mit bisher vier eigenen Sammelbänden auch in Fachkreisen einen guten Namen hat. Ilk geht auch kurz auf die Geschichte einiger Maramurescher Städte ein, die einst von deutschen Siedlern gegründet wurden, wie Neustadt am Frauenbach (Baia Mare), Mittelstadt (Baia Spriei), Kapnik-Grub und Kapnik-Oberstadt (Cavnic), Eberfeld (Tg. Lapus), Sienerburg (Seini), Pfefferfeld (Baia Borsa) u.a. Weitere Folgen dieser Studie werden in den nächsten Ausgaben erscheinen.

Andere Beiträge stammen von Elfriede Czirbusz, Josef Olear, Carmen Kellermann, Emmerich Funer, Sorin Zavaschi und Johann Traxler, von dem auch Erinnerungen in der Oberwischauer Mundart („Pan Tuli am Pergl“) und eine lesenswerte volkskundliche Rückschau über „Weihnachten daheim“ abgedruckt wurden.

Nachdem immer wieder siebenbürgische Landsleute in die ferne Maramuresch reisen und auch in Oberwischau (Viseu de Sus) anhalten, kann diese Publikation allen Wischau-Freunden und Touristen sehr empfohlen werden. Anfragen und Bestellungen sind zu richten an die E-Mail-Anschriften johann.traxler@web.de bzw. georg.faltin@t-online.de oder an die HOG der Oberwischauer e.V., Georg Faltin, Salvatorstraße 10, 85139 Wetstetten, Telefon: (08 41) 3 83 37.

Claus Stephani


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