30. Juni 2000

Deutscher Bürgermeister in Hermannstadt

Der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis ist der neue Bürgermeister von Hermannstadt. Der Physiklehrer und bisherige Generalschulinspektor des Kreises Hermannstadt war der eindeutige Sieger der Stichwahlen vom 18. Juni in den rumänischen Großstädten: 69 Prozent der Wählerschaft am Zibin (46 286 Bürger), der übrigens nur knapp 2 000 Siebenbürger Sachsen angehören, entschieden sich für den deutschen Kandidaten und setzten ein Zeichen für die europäische Öffnung der Stadt. In Bukarest siegte überraschend der PD-Kandidat Traian Basescu, in Temeswar, Jassy, Kronstadt, Craiova und Klausenburg konnten die bisherigen Bürgermeister ihre Position behaupten.
Bereits nach dem ersten Wahlgang am 4. Juni hatten über 20 000 Bürger (31,3 Prozent) für Klaus Johannis, den Kandidaten des Demokratischen Forums der Deutschen (DFDH) in Hermannstadt, gestimmt, der mit Abstand vor dem der Iliescu-Partei PDSR (23,6 Prozent) lag, mit dem er in die Stichwahl ging.
Der deutsche Bürgermeister Klaus Johannis ist damit deutlich die Überraschung dieser Kommunalwahlen, bei denen die Postkommunisten von der PDSR im Rest des Landes einen klaren Sieg feierten, und ein Linksrutsch bahnt sich auch bei den allgemeinen Wahlen im kommenden Herbst an, wenn nicht das "Hermannstädter Phänomen" über Nacht von den einen oder anderen Wahlstrategen als Handlungsvorgabe auserkoren wird. Denn die Hermannstädter haben deutlich gemacht, was gestandene Parteien querfeldein nicht wahr haben wollten: Die rumänischen Wähler setzen auf eine Alternative.
Das erklärt auch den sensationellen Sieg des DFDH auch allgemein bei den Wahlen in den Hermannstädter Stadtrat: Seine sechs Kandidaten – neben Klaus Johannis noch Bischofsvikar Hans Klein, der Geschäftsführer der Honterus-Druckerei Helmut Mathes, der Direktor der Brukenthalschule Gerold Hermann, die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Marianne Fritzmann und der pensionierte Lehrer Kurt Klemens – hatten bereits am 4. Juni alle den Einzug in den Stadtrat geschafft. Im Hermannstädter Kreisrat errang das Hermannstädter Forum zudem noch vier Sitze; Hermann Fabini könnte hier sogar stellvertretender Vorsitzender werden.
Die Wahlergebnisse des Deutschen Forums sind sonst eher mäßig. In Arad etwa, aber auch in Temeswar, Reschitza, Kronstadt und Mediasch haben sich keine deutschen Vertreter durchsetzen können; insgesamt 78 Forums-Kandidaten schafften dennoch den Einzug in die Stadträte von Reps und Heltau sowie in mehrere Gemeinderäte Rumäniens. Neben Hermannstadt kann sich nur noch Burgberg mit einem Bürgermeister rühmen: Michael Lienerth, allerding von der Melescanu-Partei ApR, siegte bereits im ersten Urnengang.
In Bukarest siegte überraschend der PD-Kandidat Traian Basescu, derzeitiger Transportminister, der beim ersten Urnengang mit 17 Prozent der Stimmen noch weit hinter seinem Herausforderer Sorin Oprescu (PDSR) mit 40 Prozent abgeschlagen war. Allerdings stellt die Iliescu-Partei die Bürgermeister in allen sechs Sektoren der Landeshauptstadt. Und erstmals seit dem Umbruch von 1990 hat dann noch in Neumarkt nicht ein Vertreter des Ungarnverbandes (UDMR) das Rennen gemacht, sondern Dorin Florea, der einstige Präfekt des Kreises. In Temeswar, Jassy, Kronstadt, Craiova und Klausenburg konnten die bisherigen Bürgermeister ihre Position behaupten.

mo

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