27. April 2005

Heimattag 2005 in Dinkelsbühl: "Tiefen überstehen, Brücken bauen"

Mit seinem Motto "Tiefen überstehen, Brücken bauen" erinnert der Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 13. bis 16. Mai 2005 an die 60 Jahre seit Kriegsende und die Deportation. Diese Ereignisse bildeten für das deutsche Volk und die Siebenbürger Sachsen im Besonderen zweifellos den Tiefpunkt ihrer über 800-jährigen Geschichte. In Dinkelsbühl wollen sich die Landsleute aber auch der dem Gedanken widmen, wie sie aus dem gemeinsam Erlebten die Zukunft gestalten können. Diesen zeitlichen Bogen verdeutlicht auch das Motto des diesjährigen Heimattages. Alle Siebenbürger Sachsen sind aufgerufen, am Heimattag teilzunehmen und Gemeinsinn zu praktizieren.
Vor 60 Jahren wurden 130 000 Deutsche aus Rumänien, Jugoslawien und Ungarn zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, ein Willkürakt, den die sowjetische Besatzungsmacht angeordnet hatte und unter Mitwirkung der Polizeibehörden dieser Länder durchführen ließ. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen setzt sich für mehr öffentliche Anerkennung der ehemaligen Deportierten ein. Auch beim Heimattag soll - in Zusammenarbeit mit den Banater Schwaben und Sathmarschwaben - an die traumatischen Ereignisse, die kaum eine Familie verschont haben, erinnert werden. Geplant sind Lesungen von Zeitzeugen, Dokumentations- und Kunstausstellungen, Filmvorführungen und vieles mehr. Das Gedenken steht im Zeichen der Versöhnung, des Dankes an Gott für die Rettung sowie für die in der neuen Heimat erlangte Freiheit. In die Zukunft weisend ist die Botschaft der Zeitzeugen, die zum Frieden, zu Menschlichkeit und zu einer besseren Welt mahnen.

Ein sinnbeladener Tag ist der 8. Mai 1945, als die nationalsozialistische Diktatur von Adolf Hitler ein Ende fand. Deutschland wurde von den Alliierten befreit und konnte auf diese Weise den Weg zu Demokratie und zu einer "offenen Gesellschaft" wieder finden. Schon Mitte Januar 1945 waren die Deutschen in Südosteuropa zur Zwangsarbeit verschleppt worden, vor und nach Kriegsende waren sie zahlreichen Verfolgungs- und Diskrimierungsmaßnahmen ausgesetzt. Weit davon entfernt in Selbstmitleid zu verfallen oder sich nur als Opfer zu sehen, werden die Siebenbürger Sachsen auch bei diesem Heimattag zeigen, dass sie integrative Brückenbauer sind zu ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld, in dem sie eine neue Heimat gefunden haben. Die Geschichte begreifen sie, wie der Bundesvorsitzende Volker E. Dürr erst kürzlich sagte, "als Chance". Ausdruck ihres integrativen Brückenschlags ist auch die seit 20 Jahren bestehende Partnerschaft mit der Stadt Dinkelsbühl, wo sie ihre jährlichen Heimattage feiern. Die Finissage einer Ausstellung, die diesem Jubiläum gewidmet ist, findet am Pfingstsonntag statt. Aber auch grenzüberschreitend wirkt die Landsmannschaft, wenn sie sich in ihrem Herkunftsgebiet engagiert und eine Städtepartnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg anstrebt.

Den Gottesdienst am Pfingstsonntag hält Bischof D. Dr. Christoph Klein, der auch die Festkundgebung vor der Schranne durch einen Pfingstgruß einleiten wird. Festredner sind neben dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dipl.-Ing. Arch. Volker E. Dürr, der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Hans-Peter Kemper und der bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein. Einem aktuellen Thema ist auch die Podiumsdiskussion am Montag gewidmet: "Solidarität, Partnerschaft, Zusammenarbeit".

Die Jugend ist Garant dafür, dass siebenbürgisch-sächsische Werte weitergeführt werden und zukunftsfähig bleiben. "Unser Nachwuchs präsentiert sich in Dinkelsbühl", heißt ein Programmpunkt, der bereits zum dritten Mal von der jüngsten Generation am Pfingstsamstag bestritten wird. Traditionell bringt sich die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) stark in das Programm ein.

Mitausrichter des diesjährigen Pfingsttreffens sind die so genannten kleinen Landesgruppen: Berlin/Neue Bundesländer, Hamburg/Schleswig-Holstein, Hessen, Niedersachsen/Bremen und Rheinland-Pfalz/Saarland, die sich mächtig ins Zeug gelegt haben, um den Heimattag mitzugestalten (siehe Interviews im Inneren dieser Zeitung). Umrahmt wird das Pfingsttreffen von vielseitigen Veranstaltungen. Sie reichen von der Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises an Dieter Acker und Adolf Hartmut Gärtner über Ausstellungen, Konzerte und Vorträge bis hin zu Brauchtums- und Tanzveranstaltungen. Zudem werden sich wie gewohnt zahlreiche Gelegenheiten für Begegnungen, Gespräche und geselliges Beisammensein anbieten. Links zum offiziellen Programm, zu Interviews und Vorberichten finden Sie auf der Startseite von www.siebenbuerger.de.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2005, Leitartikel)

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