18. Mai 2005

Aufwühlender Filmabend mit Czernetzky

Im Rahmen der Stuttgarter Vortragsreihe zeigte die Landesgruppe Baden-Württemberg der siebenbürgischen Landsmannschaft am 15. April im Haus der Heimat den Film "Die Russen kommen" von Günter Czernetzky. Das Thema hatte eine besondere Zugkraft für die zahlreich erschienenen Gäste: Flucht und Vertreibung, besonders der Nordsiebenbürger, im Herbst 1944.
Siegfried Habicher begrüßte die Anwesenden und gab einen kurzen Überblick über den Werdegang des 1956 in Schäßburg geborenen Vortragenden und dessen Leistungen, Preise und Auszeichnungen als Dozent, Autor, Regisseur und Produzent, auch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten. Czernetzky sprach einführende Worte zu seinem Film und bat zugleich um Meinungen und konstruktive Kritik zu dem unter namhafter Fachberatung entstandenen Dokumentarfilm.

Der Film geht auch auf die Vorgeschichte der Evakuierung ein, beginnend mit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus und dem Verhältnis der Siebenbürger Sachsen dazu in einer gewachsenen Toleranz. Die dokumentierte Bereitstellung der wehrfähigen Männer zum deutschen Heer war einer der Gründe für die Evakuierung vor den heranrückenden sowjetischen Truppen. Eingeblendet werden seinerzeitige Propagandaszenen und Karten des betreffenden Gebietes. Atemberaubend dann zwischendurch immer wieder die Berichte von Zeitzeugen vom Aufbruch und dem übereilten Verlassen der geliebten Heimat. Auf jede tendenziöse Kommentierung wird verzichtet, im Ablauf war sogar teilweise Verständnis für die mitwohnenden Ethnien zu erkennen, die sich Vorteile aus den zurückgelassenen Gütern versprachen. Die Evakuierung war vorsorglich von der Deutschen Volksgruppe für die Nordsiebenbürger vorbereitet worden. In Südsiebenbürgen galt dies dagegen nur für einige Dörfer sowie einzelne Personen.

Der Film fand die gebührende Anerkennung mit Beifall und Dank an Günter Czernetzky. Die anschließende Diskussion brachte in den Wortmeldungen weitere Berichte von Zeitzeugen, Verbesserungsvorschläge sowie einen Zusatzbericht von siebenbürgischen Kriegsteilnehmern unter den vom Balkan zurückströmenden deutschen Truppen. Der die Herzen aufwühlende Gedankenaustausch zog sich in den Abend hinein, auch bei dem von der Familie Habicher dankbar angenommenen kleinen Umtrunk. Das erfahrene Leid wird als Mahnung für die Zukunft betrachtet, um ähnliche Tiefen der Geschichten zu verhindern.

Dp.

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