4. Juni 2005

Trainer einer Handballergeneration

Ende der fünfziger Jahre war die Handballbegeisterung in Hermannstadt noch riesengroß. Es war die Zeit, in der ein junger Sportlehrer nach erfolgreichem Abschluss des Studiums seine berufliche Laufbahn in der Stadt am Zibin begann. Es ist die Rede von Johann „Purschi“ Schuster (1931-2005), gebürtiger Reußmärkter, dessen Namen für immer mit dem Hermannstädter Handball in Verbindung gebracht werden sollte.
Bereits als aktiver Spieler entdeckte er seine besondere Neigung für die Junioren- und Jugendarbeit. So begann er, nachdem der geeignete Rahmen für die Entfaltung einer Trainertätigkeit bei dem damaligen Sportverein „Voin?a“ gefunden war, mit dem Aufbau seiner ersten Juniorenmannschaft. Dabei galt sein Interesse den Jungen des Jahrgangs 1942, die sportlich begabt waren und gleichzeitig gute Lernergebnisse aufzuweisen hatten. Bereits die erste Trainingseinheit gestaltete sich für die damals noch schmächtigen, allesamt deutschen Jungen, dank seiner außergewöhnlichen pädagogischen Fähigkeiten zum unvergesslichen Erlebnis. Seine einmalige Begeisterungsfähigkeit, Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit, der Wert, den er auf Kameradschaft innerhalb der Mannschaft legte, haben dazu geführt, dass wir alle bis auf den heutigen Tag handballbegeistert geblieben sind. Unter diesen Voraussetzungen blieben auch die ersten sportlichen Erfolge nicht aus. Er gewann mit seiner Mannschaft 1959 den ersten und leider auch letzten in Rumänien ausgetragenen Landesmeistertitel für Junioren auf dem Großfeld. Dieses „kleine“ Spiel auf dem Turnschulgrund in Hermannstadt sollte Ausgangspunkt weiterer Erfolge werden. In diesem Finale wurde gegen den Schülersportklub Bukarest unter der Leitung des prominenten Trainers und unser aller Erzrivale Eugen Trofin gespielt. Dank Purschis taktischer Meisterleistung gelang es uns, die körperlich und teilweise auch spielerisch überlegene und deshalb auch selbstbewusste Mannschaft aus Bukarest zu besiegen. Dieser Sieg löste nicht nur unter uns Spielern, sondern auch unter dem Großteil der deutschsprachigen Schülerschaft sowie unseren Eltern eine Welle der Begeisterung aus.

Plötzlich war Purschi auch beim Rumänischen Handballverband ein Gesprächsthema und als Folge wurde er zum Auswahltrainer der Jugendmannschaft Rumäniens ernannt. Es folgten die wohl erfolgreichsten Jahre seiner Trainerlaufbahn, international bestätigt durch einen Vertrag bei einem schwedischen Erstligisten. Er kehrte jedoch bald wieder nach Hermannstadt zurück und musste erfahren, dass er die von ihm vorbereitete Jugendauswahl nicht mehr ins Ausland begleiten durfte. Dies führte zu einen Karriereknick, den er nie mehr richtig verkraftete. Ende der sechziger Jahre kehrten viele seiner ehemaligen Schüler nach ihrem Studium nach Hermannstadt zurück. Purschi nutzte die Gunst der Stunde, um erneut eine starke Mannschaft aufzubauen. Er führte die Hermannstädter zurück in die A-Liga. Die Euphorie des Erfolges war leider auch dieses Mal von kurzer Dauer. Es wurde klar, dass sich seine Ideale mit dem um sich greifenden Profihandball nicht deckten, was ihn wohl sehr geschmerzt haben muss. Seine erste Juniorenmannschaft jedoch bekennt sich auch heute noch zu diesen Idealen. Er spielte für uns in vielen Beziehungen die Rolle eines „Ziehvaters“ und wir sind ihm alle von Herzen dankbar dafür. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

R. Klubitschko


Bewerten:

1 Bewertung: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.