8. Juni 2005

Nußbach, Brücke der Freundschaft

"Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt", klang es Pfingstsamstag, dem 14. Mai 2005, im Saal des Gasthauses "Zur Bretzge" in Baldingen, Nördlingen. Einst schmückten wir in Nußbach an diesem Tag mit jungen Birken die Häuser der Mädchen. Martin Cloos und Peter Tartler sorgten dafür, das dieser Brauch auch in unserer neuen Heimat weiterlebt, indem sie die Festbühne mit "Maien" schmückten. Das von Dieter Fronius geschriebene Spruchband "10. Nußbächer Treffen, 20 Jahre HOG" begrüßte die Teilnehmer und wies auf die besondere Bedeutung dieses Treffens hin.
Pfarrer Reich erinnerte in seiner Ansprache an das Samenkorn, das in die Erde gelegt wird, um Wurzeln zu schlagen. Ein Samenkorn legte vor 20 Jahren, 1985, Johann Roth vor der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Gemeinsam mit ein paar Landsleuten gründete er die Heimatortsgemeinschaft Nußbach. Ihr Ziel war es, die ausgewanderten Nußbacher zu erfassen und zusammenzuhalten, um auch in der Zerstreuung geschlossen aufzutreten und in unserer neuen Heimat Fuß zu fassen.

Vorstandsmitglieder der HOG Nußbach mit Ehrengästen aus Nußbach/Oberkirch, von links nach rechts: Inge Benz, Wilhelm Benz (Ortsvorsteher Nußbach/Oberkirch), Harald Zelgy (Nachbarvater), Renate Zelgy, Robert Schuler (Geschäftsführer der Ortvereine Nußbach/Oberkirch), Priska Schuler, Hajni Teutsch, Georg Teutsch (Schriftführer) und Emmi Schmidts (Kassenwart).
Vorstandsmitglieder der HOG Nußbach mit Ehrengästen aus Nußbach/Oberkirch, von links nach rechts: Inge Benz, Wilhelm Benz (Ortsvorsteher Nußbach/Oberkirch), Harald Zelgy (Nachbarvater), Renate Zelgy, Robert Schuler (Geschäftsführer der Ortvereine Nußbach/Oberkirch), Priska Schuler, Hajni Teutsch, Georg Teutsch (Schriftführer) und Emmi Schmidts (Kassenwart).

An diesem Tag blickten wir auf eine zwanzigjährige Tätigkeit der HOG zurück. "Gemeinsam sind wir stark", und nur gemeinsam konnte unser Ziel verfolgt werden und die Verbindung zur Heimatgemeinde aufrecht erhalten bleiben, um den dort lebenden Menschen hilfreich zur Seite zu stehen. Jahrelang war Hilfe in Form von Lebensmittelpaketen erforderlich, aber auch finanzielle Unterstützung konnte unsere Gemeinschaft leisten, obwohl sie nur von freiwilligen Spenden lebt. Dank tatkräftiger und fleißiger Mitarbeiter gelang es eine kleine Publikation herauszugeben - das "Nußblatt" - das seit 1988 jährlich zu Weihnachten erscheint.

Des Weiteren brachte das langjährige Vorstandsmitglied Georg Teutsch zwei Auflagen eines Adressenheftes heraus. Er war es auch, der unsere Homepage www.nussbach.de schon 1997 entwickelte und seither unseren Internetauftritt betreut.

Für 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit wurden unsere Mitglieder Johann Roth, Georg Teutsch und Emmi Schmidts mit der goldenen Ehrennadel geehrt, die von Michael Konnerth, dem Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinden überreicht wurde.

Zusammen gedachten wir aber auch der Ereignisse vor 60 Jahren in Siebenbürgen und Europa. Es war das Ende des zweiten Weltkrieges. Für Nußbach waren 51 junge Männer im Krieg gefallen. Erinnert wurde auch an den 13. Januar 1945, als wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit 146 Nußbacher, Männer und Frauen, zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert wurden, 16 davon kehrten nicht mehr heim und ruhen in fremder Erde. Beeinduckend war die Anwesenheit von sechs Zeitzeugen, von denen Dorothea Klein und Mathias Bolesch - im Alter von 16 Jahren ausgehoben - ihre Erinnerungen schilderten. Jeder der Anwesenden, die diese schwere Zeit miterlebt hatten, erhielten als Zeichen der Ehrerbietung eine Rose, verbunden mit dem Wunsch, dass sich das Unrecht nie mehr wiederholen möge, das in Siebenbürgen und in anderen Ländern wegen der Volkszugehörigkeit geschehen ist.

"Tiefen überstehen - Brücken bauen" lautete das Motto des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Nußbach baute an diesem Tag die Brücke der Freundschaft zur gleichnamigen Ortschaft, "Nußbach/Oberkirch" im Renchtal, weiter aus.

Über das Internet traten wir erstmals 2004 in Verbindung. Wir folgten der Einladung zum Dorffest in den Schwarzwald, anlässlich der 1010-Jahrfeier seit Gründung dieser Ortschaft. Zu Pfingsten 2005 nahmen als Ehrengäste Ortsvorsteher Wilhelm Benz mit Gattin und der Geschäftsführer der Ortvereine, Robert Schuler mit Gattin, mit großer Begeisterung sowohl am Treffen in Nördlingen als auch am Heimattag in Dinkelsbühl teil. Wir hatten die Gelegenheit diesen Menschen siebenbürgisch-sächsische Identität und Gemeinschaft zu vermitteln. Herr Benz stellte in seiner Ansprache seine Gemeinde vor, indem er interessante Einzelheiten aus der Geschichte und dem gegenwärtigen Leben von Nußbach/Oberkirch berichtete. Gemeinsam mit Herrn Schuler überreichte er einen Bildband und den Jubiläumsteller der 1000-Jahr-Feier vor zehn Jahren. Damals waren drei der vier Ortschaften namens "Nußbach" anwesend: zwei Gemeinden aus Deutschland und eine aus Oberösterreich. Nun haben auch wir Siebenbürger uns diesem Bund gleichnamiger Ortschaften angeschlossen. Wir legten einen Grundstein für die Freundschaft und hoffen, dass wir darauf noch viel aufbauen werden. Mit dem Nußbach- und Siebenbürgerlied beendeten wir den offiziellen Teil des Tages.

Georg Schuster machte den Übergang zum gemütlichen Teil unseres Festes. Er erinnerte an die Gepflogenheit der Nußbächer Ehepaare und Jugendlichen, sich in "Kränzchen" zu treffen, um Freizeit und Feiertage gemeinsam zu verbringen. Es waren gemütliche Stunden, die wir im Saal des Gasthauses mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg unter der Leitung von Richard Taub und Michael Bielz verbrachten. Markus Fronius und Freundin Agnes beeindruckten mit ihrer kunstvollen Tanzeinlage. In den Abendstunden sorgte das Kandeler Duo Günther und Fritz für gute Stimmung.

Am Pfingstsonntag nahmen 18 in Tracht gekleidete Nußbächerinnen und Nußbächer am Trachtenzug in Dinkelsbühl teil. Zu uns gesellten sich Vertreter der Nachbargemeinden Rothbach, Marienburg und Erika Hedwig aus Kronstadt in der Patriziertracht. Wir wünschen uns beim nächsten Treffen, dass sich mehr Jugendliche dem Trachtenzug anschließen.

Mit Interesse verfolgten wir die Worte der Festredner zu diesem Tag. Anschließend genossen wir vor den Toren der Stadt, mit unseren Gästen aus Nußbach/Oberkirch, kulinarische Spezialitäten wie "Mici" und "Baumstriezel".

Rückblickend auf 20 Jahre HOG Nußbach kann man heute sagen, dass das Samenkorn von 1985 Wurzeln geschlagen hat und gewachsen ist. Es gibt viele Nußbächer, die sich ihrer alten Heimat in Treue verbunden fühlen. Wir danken allen, die das Fest mit großem Einsatz vorbereitet und gestaltet haben, besonders den Vertretern der jungen Generation Klaus und Gudrun Foof, Gerda Fronius und Edwin Roth.

Harald Zelgy, Nachbarvater



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