17. Juni 2005

Ökumenische Kirche in Jakobsdorf eingeweiht

"Am Montag, dem 2. Mai 2005, um 17 Uhr feiern wir den ersten Gottesdienst in der innen vollständig restaurierten Kirche zu Jakobsdorf. Herzlich willkommen! Wir feiern mit unseren eingeladenen Gästen sowie den Dorfbewohnern von Jakobsdorf, den Kindern von Großschenk und unseren Freunden aus Deutschland. Zelebration: Pater Don Demidoff und Pfarrer Friedrich Preissler von der Evangelisch-Lutherischen Dreifaltigkeitskirche Crottendorf, Erzgebirge, Deutschland, mit dem Chor Sf. Nicolae der Orthodoxen Kirche in Agnetheln unter Leitung von Prof. Doru Paul Nitescu."
So lautete die Einladung von Pater Don Demidoff zum ersten Gottesdienst in der vollständig restaurierten Kirche in Jakobsdorf. Es ist sehenswert, was er aus unserer altehrwürdigen Kirche gemacht hat. Unser Dank gilt ihm und seiner Stiftung "Casa Don Bosco", die keine Mühen und Mittel gescheut haben, um diese Kirche dem Verfall zu entreißen. Pater Don Demidoff hat hier neben seinem Lebenswerk "Die Kinder von Großschenk" ein weiteres Zeichen seines wohltätigen Wirkens gesetzt.

Die evangelische Kirche in Jakobsdorf wurde renoviert und dient fortan als ökumenisches Gotteshaus. Foto: Martin Eichler
Die evangelische Kirche in Jakobsdorf wurde renoviert und dient fortan als ökumenisches Gotteshaus. Foto: Martin Eichler

Die Glocken riefen zum Gottesdienst. Die Kirche war mit Einheimischen (ca. 300 Personen) bis auf das letzte Plätzchen besetzt. Leider waren außer Hilda Fielk mit Neffe Egon Wonner, Kuno und Karl Martini sowie Fredi Montsch mit Gattin keine anderen Jakobsdorfer Sachsen anwesend. Pater Don Demidoff zelebrierte die Messe in deutscher, lateinischer und rumänischer Sprache. Die Predigt von Pfarrer Preissler wurde übersetzt. Die Kinder von Großschenk waren aktiv am Gottesdienst beteiligt mit lateinischen, deutschen und rumänischen Liedern. Begleitet wurde der Gottesdienst vom Chor der Orthodoxen Kirche Agnetheln. Dem Chor ist für den niveauvollen Vortrag ein großes Lob auszusprechen. Der Gottesdienst endete mit dem Choral "Großer Gott wir loben dich".

Von Seite der Landeskirche waren Dechant Galter (Hermannstadt) und Pfarrer Bolteres aus Agnetheln anwesend. Dechant Galter hielt zweisprachig eine beeindruckende Rede. Dann sprachen der Bürgermeister Cori von Jakobsdorf, Karl Martini als Vertreter der Heimatortsgemeinschaft Jakobsdorf und Prof. Nitescu von der Stiftung "Casa Don Bosco".

In der ökumenischen Kirche zu Jakobsdorf gelten folgende Thesen:
- Dieser Ort der Gnade soll für alle zugänglich sein. Keine Kirche hat Gott gepachtet, darum darf auch niemand den Zugang zu Ihm versperren.
- Gott ist nicht katholisch, Gott ist nicht orthodox, Gott ist nicht evangelisch. Er ist kein Pfingstler, kein Adventist, kein Charismatiker und kein Evangelikaler.
- Gott ist einfach Gott, und sein Sohn ist Jesus Christus. Ihn suchen wir an diesem Ort, Ihm begegnen wir an diesem Ort. Ihn beten wir an an diesem Ort ohne Unterschied der Konfession.
- Lassen Sie an diesem geschichtsträchtigen Ort Ihre Seele schwingen. Geben wir Gott wieder eine Chance, ohne Ihn in Schubladen einzusperren. Stehen Sie in der alten-neuen Kirche zu Jakobsdorf vor Seinem unergründlichen Mysterium.

Schon vor einigen hundert Jahren wurde an diesem Ort gebetet. Die Kirche wurde unter Wahrung der historischen Gegebenheiten restauriert, ökumenisch gestaltet und zum heutigen Gebrauch eingerichtet. Die verschiedenen Elemente der katholischen, der orthodoxen, der evangelischen Konfession sind darum präsent. Für die Juden der Davidstern und die Menora, für die evangelischen Christen die Bibel und das Porträt Luthers, für die orthodoxen Christen die Ikone, für die katholischen Christen das Sakrament des Altars und die Muttergottes, für alle Christen das Taufbecken in der Taufkapelle.

Unter dem Altar wurde zudem eine Gruft freigelegt, die über viele Jahre verschüttet war. Hier konnten dann auch die zahlreichen Gebeine, die im Kirchenschiff verstreut gefunden wurden, wieder würdevoll bestattet werden.

An die Restaurierung der Orgel ist auch gedacht. Die Arbeiten an der Außenrestaurierung der Kirche und der ganzen Kirchenburg gehen weiter. Über Spenden für diese Arbeiten würden wir uns freuen. Namen der Spender ab 1 000 Euro werden in der Taufkapelle eingraviert.

Karl Martini

(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 15. Juni 2005, Seite 19)

Bewerten:

2 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.