25. Juli 2005

Gernot Nussbächer - ein den Archiven gewidmetes Leben

Aus Anlass des 65. Geburtstages des Historikers und Archivars Gernot Nussbächer ist ein voluminöser Band erschienen mit Beiträgen von 36 Fachleuten in rumänischer, deutscher, ungarischer und französischer Sprache. Diesen angesichts seines Umfanges hier adäquat zu besprechen und auf dessen verschiedenartige Themen einzugehen, übersteigt die gegebenen Möglichkeiten. Wir können uns daher bloß auf eine summarische Inhaltsangabe beschränken, mit dem Hinweis, dass der Band wertvolle historische und kulturhistorische Beiträge enthält.
Der erste Teil des Bandes ist dem Leben und Werk des Gefeierten gewidmet, der am 23. August 1939 in Kronstadt geboren wurde. Nach Abschluss der Mittelschule studierte Nussbächer von 1956 bis 1961 Geschichte an der Universität von Klausenburg. Sein Arbeitsplatz war von 1962 bis 1986 und von 1900 bis 2003 das Staatsarchiv Kronstadt. Von 1986 bis 1989 wurde er an die Kronstädter Kreisbibliothek strafversetzt, weil sein Bruder und andere Anverwandte in die Schweiz und Deutschland ausgesiedelt waren. Der unermüdliche Rentner arbeitet auch jetzt in der bedeutenden Gedenk- und Forschungsstätte "Casa Muresenilor" (Haus der Muresan-Familie) in Kronstadt.

Gernot Nussbächer hat sich große Verdienste um das Archivwesen erworben und gilt als einer der profiliertesten und kompetentesten Fachleute Rumäniens auf diesem Gebiet. Als solcher hat er an zahlreichen internationalen Kongressen und Fachtagungen teilgenommen, und er ist Mitglied von zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen, wie aus den würdigenden Beiträgen hervorgeht. "Ein den Archiven gewidmetes Leben", kennzeichnete ein ehemaliger Vorgesetzter Nussbächers dessen berufliche Tätigkeit.

Die Veröffentlichungen des Historikers Nussbächer weisen bis zum Erscheinen des Bandes 1 340 Titel (die Liste wird im Band veröffentlicht) auf, davon 25 Bücher und Broschüren und etwa 100 wissenschaftliche Aufsätze. Den Schwerpunkt dieser Veröffentlichungen nehmen ein: grundlegende Forschungsergebnisse über Johannes Honterus, dann Arbeiten über die Stadt Kronstadt und zahlreiche Ortschaften Siebenbürgens, ferner Untersuchungen zu der Papierherstellung und dem Druckwesen, dem Zunftwesen Siebenbürgens, wobei der Verfasser seine Arbeiten meist auf unveröffentlichtes Archiv- und sonstiges Quellenmaterial stützt. Nussbächer hat sodann an der Veröffentlichung von Urkunden mitgearbeitet, unter anderem am "Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen".

Auf folgende Beiträge des Bandes möchten wir besonders aufmerksam machen: die Siegel der sächsischen Provinzen, Stühle und Distrikte (von Sándor Antal), das Burzenland in kartographischen Quellen (Mariuca Radu), Kronstädter Nachbarschaftssiegel (Monica Cincu), der Fünfkirchner Bischof Wilhelm von Koppenbach und die Siebenbürger Sachsen (Harald Zimmermann), die Rolle der Freimaurer am Anfang der Karriere von Samuel von Brukenthal (Thomas Sindilariu), Protokoll der 40. und 41. Landeskirchenversammlung der evangelischen Kirche vom 29. April 1945 (Ulrich A. Wien), Zisterzienser Spuren in Siebenbürgen (Horst Schuller), Ornamente der Kronstädter Druckereien im 16. Jahrhundert (Judit Ecsedy), Briefe des Prinzen Constantin C. Karadja (1889-1950) an den Kustos des Brukenthal-Museums Michael Csaki (Gudrun-Liane Ittu), Vorgängerbauten auf dem Platz des Honterusgymnasiums (Dana Jenei), zur Geschichte des Hermannstädter Theaters (Monica Vlaicu), die sozialpolitische Bedeutung der siebenbürgischen Kirchengemeinde während 800 Jahren (Paul Philippi).

Michael Kroner

In honorem Gernot Nussbächer. Volum ingrijit de Daniel Nazare, Ruxana Nazare und Bogdan Florin Popovici. Consiliul judetean Brasov. Biblioteca judeteana "George Baritiu" (Betreuer des Bandes D.N., R.N., B.F.P., herausgegeben vom Rat des Kreises Kronstadt, Kreisbibliothek "George Baritiu"), Verlag Foton, Brasov/Kronstadt, 2004, 470 Seiten.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2005, Seite 4)

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