2. August 2005

Kronerreise, Bildungsreise par exellence

Es war auch diesmal nicht selbstverständlich, einen Platz für die Studienreise nach Rumänien zu "ergattern". Es war schon die 13. Reise, die der Historiker Dr. Michael Kroner organisiert und durchgeführt hat. Ein wenig Aberglauben kam mit ins Spiel, die Mitreisenden wussten ob der bösen Dreizehn nichts, aber es zeigte sich, dass es außer dem Regen, den uns Petrus in Hermannstadt während des Stadtrundgangs schickte, keine besonderen Vorkommnisse gab.
Allerdings muss dabei erwähnt werden, dass zwei Mitreisenden Geld und Kreditkarten entwendet wurden ebenso eine Digitalkamera; die viel teurere Leica (Spiegelreflex) verblieb Gott sei Dank bei seinem Besitzer. Zur Ehrrettung muss aber gesagt werden, dass auf der ganzen Welt, aber wirklich in allen Ländern, geklaut wird. Nicht zu entschuldigen ist jedoch, dass in Gaststätten oft überhöhte Rechnungen gestellt wurden.

Start und Ziel war wie jedes Jahr der Nürnberger Hauptbahnhof. Die Reise führte über Budapest, Naturreservat Hortobagy, Großwardein, Klausenburg, Bistritz, Moldauklöster, Suceava, Marasesti, Donaudelta, Prahovatal nach Kronstadt, wir besichtigten die Kirchenburgen Tartlau, Honigberg, Birthälm, Meschen, Eibesdorf, Wurmloch und Reußmarkt, zudem Schäßburg, Mediasch, Hermannstadt, Großau mit seinen vielen Störchen und Storchennestern, Mühlbach, Maria-Radna-Wallfahrtskirche, Arad und Budapest.

46 Personen zwischen 27 und 84 Jahren nahmen aus ganz verschiedenen Beweggründen an der Studienreise teil: die Heimat der Eltern und Großeltern kennen zu lernen, endlich an einer Reise mit Herrn Kroner teilzunehmen; die alte Heimat nach 40 Jahren wieder zu sehen, Land und Leute oder die Familie, der Hilfsgüter geschickt wurden, kennen zu lernen oder die Heimat der siebenbürgischen Freundin zu besuchen.

Die Reisenden hatten deutsche, österreichische niederländische und US-amerikanische Pässe. Gerade Nichtsiebenbürger waren an der Problematik der Roma interessiert. Die rumänische Reiseleiterin, Violeta Anghel, gab gerne und ausführlich Auskunft. Roma sind gezwungenermaßen Händler; sie stehen früher auf als die Rumänen, weil sie als Erste auf dem Markt sein wollen. Dort verkaufen sie Eis, Limonade, Mici, Sonnenblumenkerne, Kleidung aus der Türkei, Kräuter, Feldblumen. Manchmal machen sie "Geschäfte am Rande des Gesetzes". Zwangsläufig wird bei Rumänienreisen auch der Dracula-Mythos angesprochen. Dr. Michael Kroner nannte einige Tatsachen. Es wird nicht unterschieden zwischen Vampir und Fürst Vlad Tepes, das Haus in Schäßburg, in welchem der Fürst angeblich geboren wurde, existierte damals noch nicht. Bram Stoker hat alle historischen Tatsachen durcheinander geworfen. Wer an mehr Informationen interessiert ist, sei auf das Buch verwiesen, welches Dr. Kroner in naher Zukunft darüber schreiben wird.

Die zweitägige Schifffahrt im Donaudelta war sehr erholsam und kommunikativ. Wir haben Persönliches voneinander erfahren, haben miteinander deutsche und siebenbürgisch-sächsiche Volkslieder gesungen. Dr. Kroner wünschte sich, dass auch dieses Jahr ein Gedicht über die Reise verfasst werde: "Es kann auch reim dich oder ich fress dich sein." Es wurden drei druckreife gereimte Berichte verfasst, die zu meinem Leidwesen nicht als Reisebericht "freigegeben" worden, jedoch bei Dr. Kroner einsehbar sind.

Sehr informativ und interessant war der Besuch des Stephan-Ludwig-Roth-Hauses in Mediasch. Der Direktor des Mediascher Stadtmuseums und des Gedenkhauses, Dr. Peter Weber, erzählte uns auch Privates aus dem Leben des bekannten siebenbürgischen Pfarrers, Lehrers, Predigers, Rektors, Schriftstellers, Volkswirtschaftlers und Politikers. Zum Beispiel war Dr. Stephan Ludwig Roth (1796-1849) ein begeisterter Jäger. Auch sagte er, dass fast keine Siebenbürger Sachsen das Gedenkhaus besuchten, nur Dr. Kroner komme jedes Mal. Gerade Nichtsiebenbürger konnten in Reußmarkt die Gastfreundschaft erfahren. Den Reiseteilnehmern wurde im Kirchhof selbst gebrannter Schnaps und Steinofenbrot von den mitreisenden Reußmarktern gereicht. Im daneben liegenden Pfarrhaus ist eine Bauernstube eingerichtet. Sehr ergreifend war das spontane Orgelspiel eines Mitreisenden in Bistritz und Hamruden.

Zum Abschluss gab es noch eine Rundreise Budapest bei Nacht.

Wie bei Reisen von Dr. Kroner üblich, wurden auf der Rückfahrt nach Nürnberg alle Nichtsiebenbürger zu Ehrensiebenbürgern ernannt.

Ecaterina-Luise von Simons

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