Nach der Mitgliederversammlung, bei der neben den Vereinsformalien vor allem die Sicherung der Gundelsheimer Geschäftsstelle mit deren Personalsituation sowie die langfristigen Projekte diskutiert wurden, referierte Professor Dr. Heinrich Schmidt von der Universität Oldenburg über "Bäuerliche Freiheiten" in Ostfriesland und bei den Siebenbürger Sachsen im Vergleich. Der allgemein geschätzte Fachmann für friesische Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zeigte dabei in einem anschaulichen und instruktiven Vortrag die Parallelen und Unterschiede zwischen den in Ostfriesland bewahrten und in Siebenbürgen von den Landesherren verliehenen Freiheiten auf. Bei der Erörterung der sozialen Strukturen fielen den Zuhörern manche Ähnlichkeiten zwischen den friesischen "Häuptlingen" und den siebenbürgisch-sächsischen "Gräfen" des Mittelalters auf. Trotz der weiten Anreise zu dieser nördlichsten Tagung seit Bestehen des Landeskundevereins überhaupt konnten rund fünfzig Mitglieder und Gäste gezählt werden.

Zum Rahmenprogramm der Tagung gehörte neben dem am Samstagabend üblichen geselligen Beisammensein eine Führung durch die alte Residenzstadt mit dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Landeskundevereins, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, der zugleich die gastgebende Institution vertrat. Bei einer fachkundigen Führung durch eines der ältesten deutschen Freilichtmuseen, nämlich durch jenes in Cloppenburg, boten sich weitere Vergleiche zwischen der siebenbürgischen und der norddeutschen Lebensart an.

Im September 2006 findet wieder eine größere Jahrestagung statt, diesmal mit und an der Humboldt-Universität Berlin zum Thema "Negative Nationsbildung" über die unfertigen, nicht abgeschlossenen Nationsbildungsprozesse, wobei Siebenbürgen im europäischen Vergleich betrachtet werden soll.

hr