6. Oktober 2005

Hermannstädter Treffen findet großen Anklang

Organisiert von der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt (HDH), fand in Landshut zwischen dem 16. und 18. September das 12. Hermannstädter Treffen statt. An dem Wochenende, das unter dem Zeichen des Wiedersehens stand, kamen über 1000 Menschen zusammen, darunter auch Gäste aus Österreich und Kanada. Es war wieder einmal ein Anlass, sich mit Freunden, Schul- und Arbeitskollegen, Nachbarn und Bekannten zu treffen und mit ihnen gemeinsam Erinnerungen auszutauschen.
Landshut, zum zweiten Mal Ort des Treffens, ist mit Hermannstadt durch eine Städtepartnerschaft verbunden und bietet den Hermannstädtern äußerst vorteilhafte Bedingungen für ihre Treffen. Das ausgeprägte Interesse und Entgegenkommen der öffentlichen Stellen für unsere Veranstaltungen fördert den guten Ablauf unseres Festes sehr. Die lokale Presse, vertreten durch die "Landshuter Zeitung", brachte einen ausführlichen Bericht über das Treffen und informierte die Bevölkerung über das Geschehen in diesen Tagen (dieser Bericht wird im Folgenden auszugsweise zitiert).

Festakt im Prunksaal des Landshuter Rathauses, von links: Ortwin Schuster vom Freundeskreis Landshut-Hermannstadt, Dr. Bernd Fabritius, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, Gerold Hermann, Direktor des Brukenthal-Gymnasiums, Oberbürgermeister Hans Rampf, Vereinspräsidentin Ingrid von Friedeburg-Bedeus, Josef Deimer, OB a.D., Klaus Wegmann, Vorsitzender des Freundeskreises Landshut-Hermannstadt. Foto: Christoph Reich
Festakt im Prunksaal des Landshuter Rathauses, von links: Ortwin Schuster vom Freundeskreis Landshut-Hermannstadt, Dr. Bernd Fabritius, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, Gerold Hermann, Direktor des Brukenthal-Gymnasiums, Oberbürgermeister Hans Rampf, Vereinspräsidentin Ingrid von Friedeburg-Bedeus, Josef Deimer, OB a.D., Klaus Wegmann, Vorsitzender des Freundeskreises Landshut-Hermannstadt. Foto: Christoph Reich

Am Freitag, dem ersten Tag, fanden Familien-, Klassen- und Schultreffen statt und die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen in der Volkshochschule. Nach den Rechenschaftsberichten und der Entlastung des alten Vorstands wurde ein neuer Vorstand gewählt. Dieser sieht für die kommenden vier Jahre wie folgt aus: Ingrid von Friedeburg-Bedeus (Präsidentin), Jürgen Schuster (1. Stellvertretender Präsident, zugleich Geschäftsführer), Dagmar Zink (2. Stellvertretende Präsidentin, zugleich Redakteurin des "Hermannstädter Heimatboten"), Marianne Hügel (Schatzmeisterin), Folker Orendi (Schriftführer), Christian Reinerth und Martin Obermayer (Beisitzer). Als Kassenprüfer wurden Christa Schenker und Horst Fleischer und als Ersatz-Präsidiumsmitglieder Andreas Hann von Hannenheim, Michel Theil, Hannelore Schneider, Konrad Klein und Walter Klemm gewählt. Zum Abschluss des ersten Tages gab es ein geselliges Zusammensein in der "Goldenen Sonne", bei dem das Tanzbein bis weit nach Mitternacht geschwungen wurde.

Der zweite Tag des Treffens, der eigentliche Wiedersehenstag der Hermannstädter, begann in der Früh mit Ausstellungen und Verkauf von Malereien, Büchern und Goldschmiedekunst in der Volkshochschule. Der Hauptpunkt bestand aus dem Festakt, der im Prunksaal des Rathauses abgehalten wurde. Die Feier stand im Zeichen des 625-jährigen Jubiläums der Brukenthalschule in Hermannstadt. Zu diesem Anlass hatte die HDH den langjährigen Direktor dieser Anstalt, Gerold Hermann, sowie eine Gruppe von 15 jungen Musikern unter der Leitung von Kurt Philippi eingeladen. Die Landshuter Zeitung berichtet: "Die Landshuter Turmbläser setzten das akustische Signal zum Auftakt der Festveranstaltung im Rathausprunksaal, der bis auf den letzten Platz belegt war. Ingrid von Friedeburg-Bedeus wandte sich mit einem Willkommensgruß an die Besucher und übergab dann das Wort an den Oberbürgermeister. Hans Rampf begrüßte die Honoratioren und Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, die Mitglieder des Kultursenats und die Vertreter aus Hermannstadt sowie die Gäste des Freundeskreises. Auf das Motto ‚625 Jahre Brukenthalschule in Hermannstadt' verweisend, hob er Samuel von Brukenthal hervor, von dessen Geist auch der Trägerverein beseelt ist, der in Hermannstadt das Haus Landshut-Bayern betreibt. Hier werden warme Mahlzeiten für Kinder aus ärmlichen Verhältnissen sowie Hilfe bei Hausaufgaben angeboten. Rampf appellierte an die Zuschauer, sich der sozialen Verantwortung zu erinnern.

Direktor Gerold Hermann vom Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das Jubiläum einer deutschen Schule in Siebenbürgen auch in Landshut gefeiert wird. In seiner Festrede folgte einem geschichtlichen Rückblick ein zeitlicher Gedankensprung in die Gegenwart. Hermann informierte über die besondere Situation des Brukenthal-Gymnasiums. Es sei heute eine Schule, die nach vielen Verbesserungen den allgemein gültigen europäischen Kriterien entspricht. 90 Prozent der Schüler an diesem Gymnasium würden in ihren Familien ausschließlich Rumänisch sprechen, dennoch wolle man, um authentisch zu bleiben, weiterhin alle Fächer in deutscher Sprache unterrichten. Eine Gefahr für den Fortbestand deutscher Schulklassen gehe primär von dem Mangel an deutschsprechenden Lehrkräften aus. Zwar gäbe es junge Leute, die fachlich und sprachlich gut ausgebildet sind, doch wegen der schlechten Bezahlung würden sie einen Bogen um das Lehramt schlagen. So sei es nicht verwunderlich, dass ehemalige Schüler der Brukenthalschule nicht Lehrer werden wollen.

Klaus Wegmann vom Freundeskreis Landshut-Hermannstadt legte in seinen Ausführungen dar, dass in Rumänien sich seit dem Fall der Mauer vieles ausgeglichen hat. Die Menschen leben in einer demokratischen Verfassung. Jedoch sei noch ein langer Weg zu beschreiten, der langsam weitergegangen werden müsse, sowohl in mentaler, als auch in finanzieller Hinsicht. Hilfskonvois und Jugendbegegnungen stellen einen Schwerpunkt in den Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien dar. Städtepartnerschaften seien heute äußerst wichtig, denn bei fortschreitender Globalisierung bilden sie ein stabiles Fundament, das den Austausch fördert und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Belebte Städtepartnerschaften seien solide Meilensteine auf dem manchmal schwierigen freundschaftlichen Weg in die Zukunft.

Der Festakt wurde musikalisch umrahmt vom Ensemble Brukenthal-Gymnasium und von Musikern des Carossa-Gymnasiums. Für Heiterkeit sorgte die Theaterszene, in der Schüler des siebenbürgischen Gymnasiums die charakteristische "Brukenthal-Statue" errichteten. Das Klavierduo, vorgetragen von einer Brukenthal-Gymnasiastin und einem Schüler des Carossa-Gymnasiums, spiegelte symbolisch die Einheit von Landshutern und Hermannstädtern."

Vor dem Rathaus verkaufte eine Gruppe Jugendlicher aus Landshut Baumstriezel. Der Erlös ist für die Jugendarbeit in Landshut bestimmt. Das restliche, reichhaltige Programm des Tages bot ein Handballspiel Landshut-Hermannstadt, ein Kirchenmusikkonzert mit Ilse-Maria Reich (Orgel) und Christoph Reich (Gesang), einen Hüttenabend ehemaliger Brukenthalschüler in der Schochkaserne, mit der Gitarrengruppe um Hans Rastel, gefolgt von Tanz und dem Hermannstädter Herbstball im Redoutensaal "Bernlochner".

Am Abschlusstag fand in der evangelischen Christuskirche ein gemeinsamer Gottesdienst mit der Landshuter Kirchengemeinde statt. Auf einer Dia-Leinwand wurde der Altar der Hermannstädter Stadtpfarrkirche projiziert, sodass beide Gruppen der Gottesdienstbesucher je "ihren" Altar vor Augen hatten. Dekan Siegfried Stelzner aus Landshut hielt die Liturgie, Kilian Dörr, Stadtpfarrer aus Hermannstadt, die Predigt. Die Kollekte (vom Gottesdienst wie vom Orgelkonzert am Samstag) in Höhe von 1 560 Euro erhielt Kilian Dörr als Hilfe für Bedürftige der ev. Kirchengemeinde Hermannstadts.

Abschließend kann folgendes Fazit gezogen werden: Es war eines der gelungensten Treffen der Hermannstädter. Aus den Fehlern des ersten Treffens in Landshut, wo Neuland beschritten wurde und nicht alles reibungslos verlief, hatten die Organisatoren gelernt. Die einhellige Meinung der Teilnehmer war nur positiver Art und der Dank für ein geglücktes Zusammensein der Hermannstädter war sehr groß. So wurden die Organisatoren für ihre Arbeit belohnt. Voller Genugtuung freuen sie sich auf das kommende Treffen in zwei Jahren. Vorher jedoch findet in Hermannstadt zwischen dem 1. und 3. September 2006 die 7. Begegnung auf dem Huetplatz statt (an dem Wochenende findet auch der traditionelle Töpfermarkt statt). Dieses Treffen der Hermannstädter in Hermannstadt verdient volle Aufmerksamkeit, denn ein Jahr vor der Feier Hermannstadts als Europäische Kulturhauptstadt hat das neue Gesicht der Stadt bereits deutlich Kontur angenommen. Die HDH führt keine organisierte Anreise zu dieser Veranstaltung durch.

Jürgen Schuster

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