23. Oktober 2005

Kreisgruppe Augsburg feierte doppeltes Jubiläum in St.-Anna-Kirche

Die Kreisgruppe Augsburg der Landsmannnschaft der Siebenbürger Sachsen feierte am 8. und 9. Oktober ein doppeltes Jubiläum: 475 Jahre "Confessio Augustana" und 450 Jahre "Augsburger Religionsfrieden" (diese Zeitung berichtete). Die Veranstaltung fand in der geschichtsträchtigen St.-Anna-Kirche statt, einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und zugleich einem beredten Zentrum unseres evangelischen Glaubens in Augsburg mit vielen geschichtlichen Zeitdokumenten.
Hauptreferent und Gastprediger des Festgottesdienst war D. Dr. Christoph Klein, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Der Sachsenbischof hielt am Samstagnachmittag einen überzeugenden Vortrag über die gegenwärtige Lage der Landeskirche. Unter anderem erläuterte er den Begriff Heimat, der zweigeteilt sei: Der eine Teil der Heimat sei die Erde, die uns gegeben sei und in der wir geboren worden seien. Den anderen Teil der Welt bauten wir uns selber auf. So hätten sich die Siebenbürger Sachsen im Laufe der Geschichte ihre eigene siebenbürgisch-sächsische Welt geschaffen. Mir fielen sogleich die Kinderverse ein aus "Saksesch Wält e Wirt uch Beld". Ein Stück dieser Welt konnte der Sachsenbischof in diesen zwei Tagen mit vielen Landsleuten aus Augsburg und Umgebung sichtbar gerührt erleben.

Beeindruckend war auch die musikalische Umrahmung dieser Nachmittagsveranstaltung durch die "Lidertrun" (Liedertruhe). Das Quartett sang und spielte sich mit wenigen technischen Hilfsmitteln, aber mit einem bunten Instrumentenwechsel in die Herzen der Zuhörer. Gesungen wurden nur Lieder im sächsischen Dialekt. Wie schön und klangvoll sind doch unsere siebenbürgischen Lieder, wenn sie gekonnt und musikalisch hochwertig vorgetragen werden! Den Abschluss dieses Tages bildete das gemütliche Beisammensein bei Wurst, Baumstriezel und Hanklich und einem guten Wein aus dem Moselland, der Urheimat der Siebenbürger Sachsen.

Beeindruckend war sodann am Sonntag der Festgottesdienst mit der von Pfarrer i.R. Mathias Pelger - traditionell siebenbürgisch - gesungenen Liturgie, einschließlich des Vaterunsers. Bischof Klein predigte über die alttestamentliche Noahgeschichte und aktualisierte theologisch fundiert und für alle Zuhörer leicht verständlich diese alte biblische Erzählung, auf die so viele Friedenssymbole zurückgehen, unter den Stichwörtern Rettung, Friedensangebot und Hineingestelltsein in eine Welt, da "das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf". Auffallend war sowohl in dem Referat als auch in der Festpredigt der Optimismus, mit dem der Bischof - vertrauend auf Gott - es vermochte den Blick in einer für die Kirche grundlegend veränderten Situation immer wieder auf eine nicht aussichtslose Zukunft zu richten, in der die kleine evangelische Kirche aus Siebenbürgen sich weiterhin in Gottes Hand geborgen fühlen darf.

Die sehenswerte Ausstellung mit dem Thema "Die Ausstrahlung der Confessio Augustana nach Siebenbürgen" wurde von Wilhelm Ernst Roth im Kreuzgang der St.-Anna-Kirche unter großem Arbeitsaufwand erstellt. Die Schau ist im Rahmen des Festjahres "Pax 2005" in Augsburg noch bis zum 31. Oktober zu besichtigen.

Beeindruckend war nicht zuletzt die Organisation durch die Kreisgruppe Augsburg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen unter ihrem Vorsitzenden Jürgen Scheiber und seiner Gattin Hannelore (hinter jedem starken Mann steht ja bekanntlich eine starke Frau) und den vielen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen dieser Festtage beigetragen haben. Zur Verabschiedung des Bischofs spielte die Blaskapelle vor der Kirche, schwungvoll und in Tracht wie einst in Siebenbürgen.

Fazit: Die Stadt Augsburg ist ein wichtiger Meilenstein für alle Evangelischen - insbesondere aber für uns Siebenbürger Sachsen, tragen wir doch in dem Namen unserer geliebten Kirche die Bezeichnung "A.B., Augsburger Bekenntnisses". Darauf sind wir stolz!

Michael Seiverth, Podersdorf (Österreich)

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