27. September 2001

Bukarest: Endstation für deutsche Botschafter

Bukarest entwickelt sich immer mehr zur Endstation für deutsche Diplomaten. Dr. Wolf-Dietrich Schilling hat kürzlich seine Mission als bundesdeutscher Botschafter in Rumänien beendet. Wie zwei seiner drei jüngsten Vorgänger in Bukarest, Klaus Terfloth und Bill von Bredow, tritt Wolf-Dietrich Schilling nach Abschluss seiner Mission in den Ruhestand. Rumänien befinde sich auf dem richtigen Weg, am Ende des Horizonts sei ein Hoffnungsschimmer zu sehen, erklärte der deutsche Diplomat in einem Gespräch mit der Tageszeitung "Adevarul".
Als Schilling seinen Dienst im Frühjahr 1998 in Bukarest antrat, habe Rumänien noch stark unter den Folgen der kommunistischen Diktatur zu leiden gehabt. Seither habe das Land klare Fortschritte verzeichnet. Hoffnungsschimmer deuten sich nach Ansicht Schillings auf allen Gebieten und vor allem in der Wirtschaft an. Der scheidende Botschafter erklärte gegenüber der rumänischen Tageszeitung Adevarul , dass Rumänien gerade dabei sei, eine weit verbreitete Stimmung der Mutlosigkeit und Passivität zu überwinden und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Deutschland sei zurzeit Rumäniens zweitwichtigster Partner bei Direktinvestitionen und Handelsbeziehungen. Das Karpatenland verfüge über ein großes Potenzial, das eine erhebliche Ausweitung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland ermögliche. Die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren seien in letzter Zeit erheblich verbessert worden, Rumänien habe seine Wirtschaftsbasis erweitert, so dass sich deutsche Unternehmen stärker dort engagieren könnten, betonte Schilling.
Der für vorige Woche geplante Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Rumänien wurde wegen der Terrorangriffe in den USA vertagt. Er sei zuversichtlich, dass die Visite mit vorwiegend privatem Charakter (Schröder will das Grab seines in Siebenbürgen gefallenen Vaters aufsuchen) in Kürze stattfinden werde, erklärte der Botschafter.
1936 in Gau-Odernheim geboren, war der Jurist Wolf-Dietrich Schilling seit 1967 im höheren Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik tätig, vor allem in Vertretungen in afrikanischen Staaten. Nach einem Intermezzo in der Zentrale des Auswärtigen Amtes in Bonn 1983-1993 übernahm er die Leitung der Deutschen Botschaft in Kairo und, als letzte Station vor dem Ruhestand, die Botschaft in Bukarest. Bei einem Gespräch mit dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Volker E. Dürr, am 22. Juli 1998 in Bonn hatte Schilling theoretisches Interesse an der ausgewogenen Politik der rumäniendeutschen Landsmannschaften in der Bundesrepublik bekundet. Konkret hat er sich jedoch nie den ausgesiedelten Siebenbürger Sachsen zugewandt, etwa bei einem Besuch ihres traditionellen Pfingsttreffens in Dinkelsbühl.

S. B.

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