12. November 2005

Dinkelsbühl beschließt Partnerschaft mit Schäßburg

Dinkelsbühl und Schäßburg haben einmütig beschlossen, eine Städtepartnerschaft miteinander einzugehen. In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Bundesvorstand der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen entschied der Dinkelsbühler Stadtrat am 4. November einstimmig, die im Laufe der vergangenen Jahre gewachsene Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten in Siebenbürgen und Mittelfranken auf die offizielle Basis einer Partnerschaft zu stellen. Einen diesbezüglichen Beschluss hatte der Stadtrat in Schäßburg bereits am 25. Oktober ebenfalls einstimmig gefasst.
Die Ausreise der Siebenbürger Sachsen sei bedauerlich, weil sie ihre Heimat verlassen mussten, positiv sei aber ihr Zuzug für die Stadt Dinkelsbühl. Mit diesen Worten dankte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer den vielen fleißigen Neubürgen, die zum Aufbau der Stadt beigetragen hätten. Das Stadtoberhaupt betonte im Konzertsaal zu Dinkelsbühl, dass die Städtepartnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg „viele Väter und helfende Hände“ habe. Hammer würdigte dabei seine beiden Amtsvorgänger, Dr. Jürgen Walchshöfer und Otto Sparrer, ebenso wie die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Man gehe eine Partnerschaft ein, die von den Bürgern beider Städte getragen sowie vom Freundeskreis Dinkelsbühl-Schäßburg/Sighisoara, der Heimatortsgemeinschaft Schäßburg und dem Rotary Club unterstützt werde.

Gemeinsame Sitzung des Dinkelsbühler Stadtrates und des landsmannschaftlichen Bundesvorstandes, von links nach rechts: Hauptamtsleiter Manfred Kiesel, Oberbürgermeister Christoph Hammer, Bundesvorsitzender Volker Dürr, Ehrenvorsitzender Wolfgang Bonfert und Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter. Foto: Siegbert Bruss
Gemeinsame Sitzung des Dinkelsbühler Stadtrates und des landsmannschaftlichen Bundesvorstandes, von links nach rechts: Hauptamtsleiter Manfred Kiesel, Oberbürgermeister Christoph Hammer, Bundesvorsitzender Volker Dürr, Ehrenvorsitzender Wolfgang Bonfert und Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter. Foto: Siegbert Bruss

Schäßburg sei „das Dinkelsbühl Siebenbürgens“, sagte Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzender der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Beide Städte seien etwa zur gleichen Zeit im Mittelalter entstanden. Der Bundesvorsitzende erinnerte an eine Reise des Dinkelsbühler Stadtrates und der evangelischen Kirchengemeinde im Jahr 2001 nach Schäßburg, als Kontakte auf kommunaler Ebene geknüpft worden waren. Die neue Städtepartnerschaft wurde von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen initiiert und bedeutet eine natürliche Fortsetzung der Partnerschaft, die die Landsmannschaft seit 1985 mit Dinkelsbühl verbindet. Hier, in der Stadt an der Wörnitz, hält die Landsmannschaft jeweils zu Pfingsten seit 54 Jahren ihre Heimattage ab. Am 10. September dieses Jahres hatte der Bundesvorsitzende Volker Dürr einen Freundschaftsstein seitens der Landsmannschaft im Münsterumgriff St. Georg in Dinkelsbühl gesetzt.

Der Tradition der gemeinsamen Sitzungen folgend, berichtete der Bundesvorsitzende über die Schwerpunkte der landsmannschaftlichen Arbeit, die gelungene Integration der rund 250 000 in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen, die Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit, die Kulturpflege und den humanitären Einsatz des Sozialwerks für die Landsleute in Siebenbürgen. „Diese vier Aufgabenschwerpunkte werden uns auch künftig – in einem zusammenwachsenden Europa – beschäftigen“, betonte Dürr.

Vor dem Stadtratsbeschluss hatten Oberbürgermeister Christoph Hammer und Hauptamtsleiter Manfred Kiesel anhand von Dias über ihre Reise nach Schäßburg vom 1. bis 4. Juli dieses Jahres berichtet. Beide zeigten sich beeindruckt von der mittelalterlichen Stadt, die seit Ende 1999 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht. Viele historische Gebäude wie die Bergkirche, die Bergschule oder das „Haus mit dem Hirschgeweih“ seien in Schäßburg mittlerweile bestens restauriert. Laut Hammer eröffnen sich zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg Austauschmöglichkeiten nicht nur im kulturellem Bereich, sondern auch in der Denkmalpflege, Stadtentwicklung und Wirtschaft. Dieses hatte er bei seinem offiziellen Antrittsbesuch bei Bürgermeister Dorin Danesan sowie in Gesprächen mit den Stadträten und Vertretern der Siebenbürger Sachsen festgestellt. Schäßburg zählt über 30 000 Einwohner. Die evangelische Kirchengemeinde, die von Stadtpfarrer Bruno Fröhlich betreut wird, ist nach dem Massenexodus auf 500 Seelen geschrumpft. Winfried Birkmann zeigte Bilder vom Internationalen Jugendcamp in Schäßburg, an dem sich im August 2005 auch Jugendliche aus Dinkelsbühl mit großem Gewinn beteiligt hatten. Die junge Generation legt damit die Basis für eine breit angelegte Partnerschaft. Oberbürgermeister Hammer zeigte sich stolz auf die gute Jugendarbeit in Dinkelsbühl und Feuchtwangen, an der viele Siebenbürger Sachsen maßgeblich beteiligt seien.

Des Weiteren berichtete das Stadtoberhaupt über die konstruktive Kommunalpolitik aller Fraktionen des Stadtrates in Dinkelsbühl. Als größere Vorhaben erwähnte Hammer die erfolgte Sanierung des Münsters, die Fertigstellung eines neuen Theaters für Freilichtveranstaltungen und das Alte Rathaus, das gründlich saniert und einer musealen Nutzung zugeführt werden soll. Ein besonderes Augenmerk der Stadtväter gilt dem Erhalt der Arbeitsplätze für die 12 000 Einwohner zählende Große Kreisstadt.

Engagierte Mitglieder des Freundeskreises Dinkelsbühl-Schäßburg, von links: Georg und Hildegard Beck (stellvertretende Vorsitzende), Wolfgang Bonfert, Gundula und Jürgen Walchshöfer (Vorsitzender), Ingeborg Bonfert, Doris und Johann Schuller. Foto: Siegbert Bruss
Engagierte Mitglieder des Freundeskreises Dinkelsbühl-Schäßburg, von links: Georg und Hildegard Beck (stellvertretende Vorsitzende), Wolfgang Bonfert, Gundula und Jürgen Walchshöfer (Vorsitzender), Ingeborg Bonfert, Doris und Johann Schuller. Foto: Siegbert Bruss

Johann Schuller, Stadtrat und Vorsitzender der Kreisgruppe Dinkelsbühl-Feuchtwangen, dankte für das Zustandekommen der Städtepartnerschaft, die den Siebenbürger Sachsen sehr viel bedeute. Zudem warb Schuller für den Freundeskreis Dinkelsbühl-Schäßburg, dessen Vorsitzender Altbürgermeister Jürgen Walchshöfer ist und zu dessen prominenten Mitgliedern Bürgermeisterin Hildegard Beck, Hermann Theil, stellvertretender Vorsitzender der HOG Schäßburg und – als Neuzugänge – der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Wolfgang Bonfert, und der Bundesvorsitzende – Volker Dürr gehören. Sie waren allesamt bei der gemeinsamen Sitzung in Dinkelsbühl zugegen.

Beim anschließenden Stehempfang im Konzertsaal konnten die vielen Gäste und Bürger Hanklich, Grammelpogatschen und andere siebenbürgische Spezialitäten genießen. Dafür gilt den fleißigen Frauen der Kreisgruppe Dinkelsbühl-Feuchtwangen ein herzlicher Dank.

Siegbert Bruss

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Neueste Kommentare

  • 01.07.2009, 20:11 Uhr von Armin_Maurer: Es wäre sehr wünschenswert, dass die kulturpolitischen Projekte, die Interessen und Rechte der ... [weiter]

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