1. Februar 2000

Engagiert für den Schutz der Artenvielfalt

Frank Rheindt engagierte sich bereits als Gymnasiast für Belange des lokalen Naturschutzes. Durch eine sechsmonatige ornithologische Reise 1997/98 nach Peru, Bolivien und Venezuela und durch die Teilnahme als Forschungshelfer an einem britisch-peruanischen Öko-Forschungsprojekt im Amazonasbecken richtete sich sein Augenmerk zusehends auf die Ökosysteme der Tropen. In dem ersten umfassenden Führer durch die Vogelwelt von Peru, „Birdwatcher`s Site Guide to PERU“ (Vogelführer zu den besten Beobachtungsplätzen von Peru), fasst er das sporadisch verbreitete Wissen um die wichtigsten Lebensräume bedrohter Arten. Rheindt wurde 1977 in Heilbronn geboren und studiert Biologie in Würzburg.
Der Würzburger Student Frank Rheindt, geboren am 26. Januar 1977 in Heilbronn, Sohn von Ditta und Erwin Rheindt aus Siebenbürgen, entwickelte schon früh ein ausgesprochenes Interesse für die Ornithologie. Bereits als junger Gymnasiast engagierte er sich für Belange des lokalen Naturschutzes: als Führer ornithologischer Exkursionen und bei Vogelkartierungen zur Ausweisung von Schutzgebieten. Er unternahm Reisen nach Siebenbürgen und ins Donaudelta. Mit der außereuropäischen Avifauna kam er 1996 in Berührung, als er ein Jahr als Austauschstudent in Pennsylvania verbrachte. Durch eine sechsmonatige ornithologische Reise 1997/98 nach Peru, Bolivien und Venezuela und durch die Teilnahme als Forschungshelfer an einem britisch-peruanischen Öko-Forschungsprojekt im Amazonasbecken richtete sich sein Augenmerk zusehends auf die Ökosysteme der Tropen. Es folgte die Publikation des „Birdwatcher`s Site Guide to PERU“ (Vogelführer zu den besten Beobachtungsplätzen von Peru), in dem er versucht, das sporadisch verbreitete Wissen um die wichtigsten Lebensräume bedrohter Arten von Peru erstmals in einem Buch zu bündeln. Weitere Forschungsreisen führten Rheindt nach Indien, Israel und Indonesien. 1998 begann er sein Biologie-Studium an der Universität Würzburg.

Wie denn sein besonderes Interesse an der Vogelwelt entstanden sei, wollten wir zunächst vom jungen Forscher wissen. "Irgendwann im Alter von neun oder zehn Jahren habe ich einfach gemerkt, welch großen Spaß ich dabei hatte, um unseren Garten herum die dort ansässigen Vögel mit einem Bestimmungsbuch zu identifizieren und allmählich immer mehr Arten kennenzulernen. Es ist für mich selbst schwer, im einzelnen auszumachen, weshalb die Vögel - viel mehr als die meisten anderen Tiere - auf so eine gewaltige Anzahl von Menschen und auf mich selbst so eine große Faszination ausüben. Es mag die Flugfähigkeit sein, die Freiheit symbolisiert, oder die ästhetische Vielfalt an Form und Farbe der verschiedensten Repräsentanten dieser Tiergruppe, oder das breite Spektrum an schönen Gesängen - alle sind so unterschiedlich und doch vollkommen in sich selbst. Wahrscheinlich ist es die Synthese all dieser Schönheitsbegriffe, die eine derartige Bewunderung für diese Geschöpfe bewirkt."
Ein tiefes persönliches Verhältnis, Peru ausgenommen, konnte er Anfang 1999 durch einen vierteljährigen Aufenthalt zu Indonesien aufbauen. Rheindt reiste auf Java und den Kleinen Sunda-Inseln herum und suchte die letzten noch verbleibenden Primärlebensräume auf. Die Reise löste bei ihm eine tiefe Bewunderung für Indonesien und seine Völker aus. Er lebte mit Häuptlingen und ihren Familien auf den Inseln Sumba und Wetar, deren Dörfer sich weitab der nächsten Straßen und Zivilisationszentren befinden, aber auch mit einer modernen javanesischen Familie, die bessere Computer besaß als die meisten Deutschen.
Siebenbürgen hat er bereits mehrere Male besucht, und zwar begleitete der Teenager seine Eltern in deren Heimatgemeinden Scharosch und Bekokten, und auch einige Bewohner Leblangs dürften noch lebhafte Erinnerungen haben an den jungen Besucher, der mit seinem Onkel aus dem Dorf - mit Fernglas bewaffnet - loszog, um sich Ziegenmelker zeigen zu lassen. Angesichts des großen Naturreichtums in einigen dortigen Winkeln will er Siebenbürgen auch künftig erkunden. Das Donaudelta hat er bereits zweimal zur Vogelbeobachtung aufgesucht, und trägt jetzt noch "allgegenwärtige Erinnerungen an Sichtungen von sehr seltenen Arten" mit sich herum. Doch leider sei gerade jetzt - nach der Beseitigung der „beschaulichen und stabilen“ Verhältnisse des Kommunismus - der Druck auf das Delta von verschiedensten Seiten so hoch wie nie zuvor: Ressourcenausbeutung, Massentourismus, Lebensraumzerstörung und Aufweichung des Schutzstatus seien in den letzten Jahren viel akuter geworden, und es bleibe nur zu hoffen, dass sich genügend Menschen finden, die etwas tun, um das Donaudelta nicht zum Opfer der positiven politischen Veränderungen in Rumänien werden zu lassen, meint der 23-Jährige.
Die Ornithologie spielt nach Ansicht Rheindts eine erstrangige Rolle in der Ökologie. Vieles in der Ökologie lasse sich nur anhand der Vögel ans Tageslicht bringen, die weitaus besser erforscht seien als alle anderen Tierklassen. Der Vogelzug ist für Rheindt "eines der faszinierendsten ornithologischen Phänomene", obwohl die genauen Mechanismen bis heute weitgehend unbekannt seien. Was den neuerdings bei einigen Arten festgestellten Zugverzicht betreffe, so gehe man davon aus, dass viele Individuen unter guten klimatische Bedingungen lieber während des Winters im Brutgebiet zurückbleiben, statt die gefährlichen Strapazen des Zugs auf sich zu nehmen.
Nach Peru kam er im September 1997 aufgrund eines Aufrufes in einer Fachzeitschrift, wonach er sich für das „Proyecto Tambopata“ bewarb. Das Projekt zielte darauf ab, entlang des Rio Tambopata, eines der nachweislich tier -und pflanzenreichsten Gebiete der Erde im Südosten Perus, die Auswirkungen von Öko-Tourismus auf die Bestände von Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Reptilien zu untersuchen. Die Einheimischen des Regenwaldes beginnen zu merken, dass der Urwald, den sie zu ihrem eigenen Überleben roden, den reichen Touristen aus den nördlichen Ländern im intakten Zustand viel interessanter ist und dass diese darüber hinaus auch noch viel zahlen, um ihn sehen und erleben zu dürfen. Dies sei, so Rheindt weiter, eines der wenigen erfolgversprechenden Konzepte für den Schutz der Tropenwälder in der Zukunft. Das Projekt habe nun ermittelt, dass sich eine gemäßigte Form des Tourismus nur wenig negativ auf die Tierbestände auswirkt. Die hohe Bestandsdichte war bei der überwältigenden Mehrheit der Amphibien, Reptilien und Vogelarten entlang der Touristenpfade etwa gleich hoch wie abseits dieser Pfade. Nur einige Großsäuger wie Jaguare und Tapire reagierten empfindlich auf die geringfügigen Störungen, die von den Touristen ausgehen. Wer den Abschlussbericht des Projekts (in englischer oder spanischer Sprache) lesen will, sollte sich in wenigen Monaten für folgenden Titel interessieren: „Tourism impacts on rainforest wildlife in Tambopata, south-east Peru. Kirkby, Cornejo, Doan, Arizabal, Lloyd, Palomino. 1999 (in press)“.
Das Buch „Birdwatcher`s Site Guide to PERU“ von Frank Rheindt soll dem Ornithologen und allen anderen Besuchern des südamerikanischen Landes helfen, in der oft kurzen verfügbaren Zeit möglichst viele der unglaublichsten und seltensten Vogelarten zu Gesicht zu bekommen. Das im Laufe seines Aufenthalts in Peru angesammelte ornithologische Wissen wollte der Autor möglichst schnell für andere zugänglich machen und ließ das Buch deshalb auf eigene Kosten drucken. Da es erst seit wenigen Monaten gekauft werden kann, liegen noch keine Rezensionen vor. Der Touristenstrom auf Peru hat nach dem jähen Ende des blutigen Bürgerkriegs Mitte der neunziger Jahre wieder eingesetzt, was angesichts der dort befindlichen bedeutenden Kulturdenkmäler kein Wunder ist. Man denke bloß an Machu Picchu, die einzigartige „Heilige Stadt der Inka“, die auf dem amerikanischen Doppelkontinent als historische Stätte Ihresgleichen sucht und von Cusco aus, einem beliebten Touristenzentrum, leicht besucht werden kann. Die meisten Menschen der westlichen Welt, die dem Ruf des einmaligen Naturerlebnisses nach Peru folgen, stammen aus dem anglo-amerikanischen Raum. Deshalb hat Rheindt sein Buch in englischer Sprache verfasst. Sollte Peru (und Südamerika im Allgemeinen) jedoch auch im deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit finden, will Rheindt das Buch natürlich auch in Deutsch auflegen.
Der Schutz vieler bedeutender Lebensräume von Tieren und Pflanzen hängt nicht zuletzt gerade in Ländern wie Peru von dem Wissen ab, über das wir bezüglich der dortigen Artengemeinschaften verfügen. Rheindt hat in seinem Buch versucht, eigene Erlebnisse auszuklammern, in die Einleitung und meisten Ortskapitel jedoch kleine Anekdoten und persönliche Impressionen eingebaut: zu Land und Leuten, zu Themen wie Terrorismus, Naturkatastrophen, Armut, Umweltzerstörung, Bürgerkrieg. "Diesen Problemen stehen leider viele von uns gleichgültig gegenüber", bedauert Rheindt in unserem Gespräch. "Es heißt, wir hätten einen Preis zu bezahlen für unseren Fortschritt, und der Verlust einiger Tier- und Pflanzenarten an einem entlegenen Flecken des Planeten ist für die meisten ein annehmbarer Preis für westliche Lebensqualität. Wenn wir nicht aufpassen, wird dieser Preis bald unbezahlbar!"
Als persönlich bewegendes Erlebnis in Peru erinnert sich Rheindt an das feuchte Wetter, das vom „El Niño“ verursacht wird. Entlang der Küste verwandelten sich manche Wüstenabschnitte in blühende Sümpfe. Einen Tag, nachdem der Siebenbürger in der Wüstenstadt Piura ankam, wurde diese durch anhaltende Fluten von der Außenwelt abgeschnitten, und nur mit Hilfe eines Evakuationsflugs des peruanischen Militärs gelangte er wieder aus der Stadt heraus. Zwei Wochen später stürzte exakt eine solche Militärmaschine auf einem der täglichen Evakuationsflüge aus Piura ab, und alle 20 Passagier kamen um. "Manches Mal war ich der Verzweiflung nahe, beispielsweise in einem fast menschenleeren Tal, einen Tagesmarsch von Sapalache entfernt, wo ich gegen Dunkelheit bei strömendem Regen im Nebelwald knietief im Morast saß und die Schutzhütte nicht finden konnte, von der man mir berichtet hatte. Erst nach stundenlangem Herumirren entlang immer dünner werdender Pfade kam ich schließlich an ein kleines Holzhüttchen, wo ich mich hinlegen konnte."
Der Würzburger Student will sich auf Tropenornithologie spezialisieren, einen Bereich, in dem die meisten Arten zu finden sind und damit auch der größte Wissenzuwachs für die kommenden Jahre zu erwarten ist. Nach Beendigung der Hauptstudiums strebt er eine Promotion an. Danach will er in einem Bereich tätig sein, in dem er seine akademische Befähigung und persönliche Leidenschaft zum Schutze der Artenvielfalt einsetzen kann, insbesondere dort, wo sie am größten ist, nämlich in den Tropen. "Die fast vier Milliarden Menschen der Dritten Welt begreifen langsam, dass auch sie einen Anspruch auf Lebensqualität haben. Doch würden sie diese auf ähnlichen Wegen wie wir, nämlich durch rücksichtslosen Raubbau an der Natur, erlangen, dann wäre es für alle zu spät", warnt der junge Forscher.
Interessenten können Frank Rheindts Buch „Birdwatcher's Site Guide to PERU“ zum Preis von 35 DM, zuzüglich Versandkosten, über Erwin Rheindt, Holzstraße 8/1, 74072 Heilbronn, Telefon: (0 71 31) 93 01 85, erwerben.

Andrei C. Sofalvi

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