18. Oktober 2001

Wenn die Jugend schwedisch tanzt

Zu ihrem diesjährigen Tanzseminar hatte die SJD Baden-Württemberg für den 15. und 16. September nach Bonndorf im Schwarzwald geladen. Bonndorf ist ein reizvoller Ferienort sowohl im Sommer als auch im Winter. Als Referent war Sture Göranson angekündigt, ein echter Schwede. Den interessierten Seminarteilnehmern vermittelte er nicht nur Tänze aus seiner Heimat, sondern auch umfassende Informationen über deren Herkunft und Hintergründe.
Ich hatte ihn mir anders vorgestellt, unseren Tanzleiter. Fast unscheinbar wirkte er, als wir vor Tanzbeginn noch kurz zusammenkamen. Nur der leichte schwedische Akzent verriet seine Herkunft. Schlagartig verschwand seine Unscheinbarkeit, als Sture das Programm begann. Bei verständlichen Erklärungen und professionellem Vortanzen beeindruckte er uns alle mit seiner Souveränität. Unsere Begeisterung blieb ihm natürlich nicht verborgen und spornte ihn zusätzlic an. Das Resultat waren schließlich 12 neu erlernte Tänze aus verschiedenen schwedischen Regionen.
Dank des guten didaktischen Aufbaus und seines Gespürs für das uns Zumutbare gelang es Sture, uns Tänze in verschiedenen Rhythmen beizubringen. Unterbrochen wurde das Seminar lediglich vom Mittagessen und der Kaffeepause am Nachmittag. Sture hatte bereits in seiner Jugend zum schwedischen Volkstanz gefunden, und dies erwies sich als ein Riesenvorteil. Seine Erklärungen zu den Tänzen, zum Stil jeder Region, zum Umfeld, d.h. wo und wann diese Tänze jeweils getanzt wurden und heute noch getanzt werden, machten das Erlernen zum Erlebnis. Besonders die Livemusik während des ganzen Seminars löste Begeisterung aus.
Über 100 Augenpaare beobachten, wie der Tanzleiter seine Anweisungen gleich in die Tat umsetzte. Nach ersten zögerlichen Schritten kam Schwung in die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer. Nicht wenige von ihnen nehmen schon seit Jahren an den Seminaren der SJD teil. Dabei geht es meist um eine Volkstanzveranstaltung, die uns jedes Jahr andere, fremde Volkstänze näher bringen soll. "Tanzen ist alles: Kopf, Körper und Geist", sagte eine Teilnehmerin. Sie schätzt die Vielfalt der bisher durchgeführten Seminare: "Da vergisst du, was dich im Alltag belastet."
Nach dem Abendessen wurde auf die einsetzende Dunkelheit gewartet, um mit der geplanten Nachtwanderung zu beginnen. Die Jugendherberge lag nah am Waldrand. Eine Gruppe von etwa 30 Teilnehmern, mit nur wenigen Taschenlampen ausgerüstet, machte sich auf, den acht Kilometer langen Rundwanderweg zu erkunden.
Mit fröhlichem Gesang und in heiterer Stimmung, erreichten wir nach einer Stunde die Jugendherberge. Hier spielten bereits im Foyer unsere schwedischen Musikanten, denen einige noch zuhörten.
Am Sonntagmorgen machten sich die Folgen der kurzen Nacht, der Nachtwanderung und der Proben am Vortag bemerkbar. Viele klagten über schwere Beine und Wasserblasen an den Fußsohlen. Nach dem gemeinsamen Frühstück, hatten wir noch mehr als zwei Stunden Zeit, um die Tänze vom Samstag nochmals zu üben. Wer etwas vom schwedischen Flair gerne mitnehmen wollte, konnte für die daheim gebliebenen Tanzgruppenmitglieder eine CD erwerben.
Fazit: Ein durchaus lohnendes Wochenende. Alle, die nicht mitgekommen waren, haben definitiv etwas verpasst. Der Umstand, dass wir mit ca. 50 Teilnehmern in der Sporthalle miteinander getanzt haben, wird dafür sorgen, dass das Seminar unvergesslich bleibt.

Michael Dick


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2001, Seite 13)

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