23. Oktober 2001

Rumänische IT-Unternehmen auf der 'Systems'

Zum ersten Mal in der Geschichte der Computermesse Systems in München war Rumänien mit einem eigenen Stand vertreten. 26 rumänische Firmen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie stellten vom 15. bis 19. Oktober ihre Produkte den Besuchern und IT-Fachleuten vor und boten sich deutschen Unternehmen als Kooperationspartner im Bereich Outsourcing an.
In diesem Rahmen fand am 16. Oktober die Konferenz „.ro – Potenzial für Kooperation und Investitionen“ statt. Zu den Referenten, die deutschen IT-Experten und den anwesenden Pressevertretern über den Standort Rumänien berichteten und Möglichkeiten deutsch-rumänischer Kooperation darlegten, zählten u.a. Dan Nica, rumänischer Minister für Kommunikation und Informationstechnologie, Dr. Alexandru Borcea, Vorsitzender des Verbands der Rumänischen Elektronik- und Softwareindustrie ARIES, Radu Valentin, Senior Consultant bei der rumänischen Dependance von Roland Berger Strategy Consultants und George Cristodorescu, Vertreter des Integrierten Beratungsdienstes für die Wirtschaft in Rumänien (IBD/WBF). Wolfgang Limbert, Koordinator des IBD/WBF, fungierte als Programmleiter der Veranstaltung.

Rumänien-Tagung auf der Systems-Messe in München, von links nach rechts: Wolfgang Limbert, GTZ-Koordinator in Bukarest, der rumänische IT-Minister Dan Nica und Dr. Joachim Enßlin, Geschäftsführer der Messe München.
Rumänien-Tagung auf der Systems-Messe in München, von links nach rechts: Wolfgang Limbert, GTZ-Koordinator in Bukarest, der rumänische IT-Minister Dan Nica und Dr. Joachim Enßlin, Geschäftsführer der Messe München.


Der Geschäftsführer der Messe München GmbH, Dr. Joachim Enßlin, verwies vor zahlreichen IT-Fachleuten und Pressevertretern auf die erstaunliche Entwicklung in der rumänischen Softwareindustrie. Dies könne man nicht zuletzt an der gestiegenen Anzahl von Ausstellern bei der Systems ablesen: Waren im Jahr 2000 noch zehn Aussteller aus Rumänien präsent, so konnte man in diesem Jahr 26 Unternehmen begrüßen. Wichtig sei auch, so Dr. Enßlin, die Brückenfunktion, die eine Kontaktbörse wie die Systems ausüben könne im Sinne einer intensivierten wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen IT-Firmen beider Länder.
Dan Nica, Minister für Kommunikation und Informationstechnologie in der rumänischen Regierung, führte an, dass „wir mit dem besten, was die rumänische IT-Industrie zu bieten hat, nach München gekommen sind“ und bedankte sich in diesem Zusammenhang bei der GTZ für die gewährte Unterstützung. Der Ausbau der IT-Industrie sei ein Hauptaugenmerk der Regierung von Premierminister Adrian Nastase. Der Minister berichtete von einem am Vortag stattgefundenen Meeting mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber, dessen Ergebnis die Formulierung einer Absichtserklärung war, die als Ziel die Intensivierung der Zusammenarbeit Rumäniens mit dem Freistaat Bayern im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IT&C) hat. Nica äußerte sich zuversichtlich, dass die guten Wachstumsaussichten in der rumänischen IT&C-Branche mehr deutsche Unternehmen als bisher zu Investitionen in seinem Land bewegen würde. So träfen die Investoren auf sehr gute Bedingungen: Unternehmen, die mindestens 1,1 Millionen Euro in Rumänien investieren, erhalten vom rumänischen Staat besondere Zuwendungen, z.B. in Form von Steuersenkungen und personeller Unterstützung durch Mitarbeiter des Ministeriums, deren Aufgabe ausschließlich in der Betreuung der Geschäftsleute liegt: vor, während und nach der Tätigung der Investition. Allerdings wandern zu viele IT-Fachleute nach Beendigung ihrer Ausbildung ins westliche Ausland aus. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern habe die rumänische Regierung kürzlich eine Verordnung erlassen, die Informatiker von der Besteuerung ihrer Einkommen ausnimmt.
Allerdings teilten die anderen Referenten die Meinung des Regierungsvertreters nicht in allen Punkten. Dr. Alexandru Borcea, Vorsitzender des Verbands der Rumänischen Software- und Elektronikindustrie (ARIES) beklagte das „inkoherente Image“ der rumänischen Wirtschaft sowie die verbesserungswürdige Unterstützung durch die sozialdemokratische Regierung. Zwar seien in der jüngeren Vergangenheit interessante Programme lanciert worden, allerdings hapere es oft an der Umsetzung in der Praxis. Gleicher Meinung war auch Radu Valentin, Senior Consultant bei Roland Berger Strategy Consultants, dem europäischen Marktführer im Bereich der Unternehmensanalyse: „Die Dinge stehen nicht zum besten.“ Trotzdem habe Rumänien alle Chancen zu den in Mittel- und Osteuropa führenden IT-Industrienationen Polen, Tschechien und Ungarn aufzuschließen.
Die rumänischen Aussteller zeigten sich auf Anfrage mit dem bisherigen Verlauf der Messe zufrieden. Radu Dan Bercaru, Head of Database Systems Laboratory beim Bukarester Nationalen Institut für Forschung und Entwicklung in der Informatik, sagte dieser Zeitung, dass man mit der Resonanz am Rumänien-Stand durchwegs zufrieden sein könne. Sowohl „normale“ Besucher, als auch IT-Fachleute würden sich über die Angebote der rumänischen IT-Unternehmen informieren, wobei man aber nicht von einem „Ansturm“ sprechen könne. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich seit dem Regierungswechsel im letzten Jahr verbessert, auch habe sich die Einführung eines eigenen Ministeriums für Kommunikation und Informationstechnologie positiv auf die Arbeitsbedingungen der IT-Branche ausgewirkt.
Im Rahmen der Konferenz lancierte das rumänische Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie ein Branchenbuch, das Informationen über alle wichtigen rumänischen Software- und IT&C-Unternehmen enthält und sich in erster Linie an potenzielle ausländische Investoren richtet. Der Katalog entstand unter Federführung des Integrierten Beratungsdienstes für die Wirtschaft in Rumänien (IBD/WBF) und kann bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), IBD/WBF, Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5, 65760 Eschborn, Telefon: (0 61 96) 79-31 37, Fax: 79-74 26 bezogen werden.

Christian Zgârdea


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