2. November 2001

Disput um Siebenbürgen neu entbrannt

Rumäniens Innenminister Ioan Rus mit jüngst mit seinen Erklärungen in Klausenburg für Zwist selbst innerhalb der sozialdemokratischen Regierungspatei (PSD) gesorgt, der er angehört. Zum Chef der PSD-Kreisfiliale in der Stadt am Somesch gewählt, erklärte Rus bei jener Gelegenheit, dass "Siebenbürgen ein Tor für die europäische Integration" Rumäniens sei. Von dort lancierte er gleichzeitig auf lokaler Ebene ein "sozialdemokratisches Programm für Siebenbürgen".
Rus schoss damit fast in die gleiche Richtung wie die ungarische Justizministerin, die kurz danach am gleichen Ort in Siebenbürgens Wirtschaftspotential jene Lokomotive vermutet, die die übrigen Regionen von jenseits der Karpaten donauaufwärts in Richtung Westeuropa ziehen könnte. Das auch darum, weil in diesem Raum immer schon europäische Kultur beheimatet war, meinte Ioan Rus. Die rumänische Justizministerin Staniloiu distanzierte sich denn auch von ihrem Kabinettskollegen, der einen persönlichen Standpunkt vertreten habe. Andere PSD-Politiker liefen ohnehin Sturm wie es dann die gesamte Opposition in einem gemeinsamen Appell zusätzlich noch tat. Und selbst namhafte Journalisten, ansonsten eher moderat in solchen Angelegenheiten, sahen nun das Altreich und die Moldau plötzlich als "zweitrangig" eingestuft und überdies die Idee wie Befürchtung einer Abspaltung Siebenbürgens vom restlichen Rumänien bestätigt.
Und das vor dem Hintergrund und eigentlichen Auslöser dieses Disputs: Premierminister Adrain Nastase hatte kurz zuvor überraschend bekannt gegeben, dass für den Erhalt des in Budapest befürworteten "Ungarnausweises" in Rumänien lediglich die Mitgliedskarte des hiesigen Ungarnverbandes (UDMR) ausreichend sein sollte. Diese plötzliche Wende zweier PSD-Spitzenfunktionäre in der umstrittenen "Ungarnfrage" begründen einige Beobachter der politischen Szene damit, dass die Bukarester Regierung demnächst das Votum in der Abgeordnetenkammer der UDMR-Parlamentarier benötigt, um den Haushaltsentwurf verabschieden zu können. Erstmals seit dem Umbruch liegt übrigens ein solches Projekt vor dem eigentlichen Finanzjahr zur Debatte im rumänischen Parlament auf.

mo


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2001, Seite 3)

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