10. November 2001

Seminar sächsischer Mundartautoren in Nürnberg

Die siebenbürgisch-sächsischen Mundartautoren Gerda Bretz-Schwarzenbacher (Geretsried), Andreas Bühler (Esslingen/Berkheim), Hilda Femmig (Heilbronn), Anna Folea-Roth (Nürnberg), Martin Hedrich (Würzburg/Höchberg), Peter Hedwig (Erlangen), Elisabeth und Oswald Kessler (München), Rose Schmidt (Stuttgart/Althütte), Katharina Thut (Neuendettelsau) und Doris Hutter (Herzogenaurach) kamen am 28. Oktober im Haus der Heimat in Nürnberg zu einem Seminar mit öffentlicher Lesung zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, sich mit ihren Werken der Kritik zu stellen und Anregungen und Motivation für ihr weiteres Wirken mitzunehmen.
Jene Teilnehmer, die in Nürnberg und Umgebung bei interessierten Gastgebern übernachtet hatten, brachten sie gleich zum Seminar ins Haus der Heimat mit, was besonders erfreulich war. Denn sie konnten die Erfahrung machen, dass in einer fachkundigen Runde auch der Laie die wichtigsten Zusammenhänge in der Gliederung von mündlichen Überlieferungen erkennen und dass gerade das Thema der dichterischen Bearbeitung sehr interessant werden kann. Wer könnte in diese Geschichte besser Licht bringen als Hanni Markel, unsere Volkskundlerin vor Ort? Es ist immer wieder faszinierend, wie sie einen wissenschaftlichen Vortrag zum Teil sächsisch präsentiert, so dass dann auch das Komplizierteste recht vertraut und heimelig klingt. So empfanden es wohl viele Teilnehmer – bis Martin Hedrich (Rode) sein Märchen vorlas. Da wurde es echt kompliziert, weil es nordsiebenbürgische Dialekte gibt, die von den anderen Sachsen nur noch zum Teil verstanden werden. Aber so unterschiedlich unsere örtlich geprägten Dialekte auch sein mögen, gelingt es uns immer wieder miteinander zu kommunizieren - auch wenn wir dabei auf den „städtischen“ Dialekt zurückgreifen.
Die Mittagspause wurde für Gespräche, Spaziergänge und zum Genießen sächsischer Spezialitäten genutzt. Die viel zu kurze Pause (leider kann man beim Essen schlecht erzählen) brachte einen Strom von Besuchern sowie zwölf Kinder und Jugendliche, die durch ihren Beitrag das Autorentreffen zum Fest machten! Für wen, wenn nicht für unsere Nachkommen, schreiben wir Mundartautoren unsere Texte? Für diese wilde und laute "Meute", die uns oft an den Rand der Verzweiflung bringt, andererseits aber tief beeindruckt, wenn sie die Tracht anzieht und uns zuliebe die Zunge verrenkt, um ein paar sächsische Worte zu sprechen.
Wie der Sonnenschein traten die zwölf Schauspieler bei der öffentlichen Lesung vor die rund 90 Besucher. Heimatglocken und sächsischer Fleiß, Spätsommer, Herbst und Regen waren allgegenwärtig in den Texten, es klangen Bräuche, Anekdoten und Rezepte an, und die „Bäschfraa“ legte ihre Schleier über das Vergangene. Da trat die Gegenwart in unsere Seelen: Junge Menschen mit leuchtenden Augen spielten leicht und locker kurze Einakter. „Wunn iwer’t Reech de Niewel stejen“ sind sicher Kinder am Werk. So wie diese, die im Haus der Heimat mal „Klinzich Fratzen“, mal „De musikalesch Famili“ und mal „Net af’t Mel gefallen“ waren: aus Nürnberg/Eibach Bruno und Jürgen Lindert, aus Herzogenaurach Sofia Fuss (Violine), Richard und Robert Gross, Natalie und Nicole Martini und Katharina Ziegler (Klavier und Klarinette), aus Weisendorf Michael Schuster (Posaune), aus Nürnberg Roland (Akkordeon) und Tobias Ziegler (Trommel) und aus Erlangen Tobias Krempels. Die Kinderverse der Verfasserin fanden dankbare Abnehmer, die schon fünf Minuten nach der Aufführung fragten: „Wann spielen wir wieder?“
Gedankt sei allen Gästen und Helfern, dem Singkreis unter der Leitung von Margarete Schuster, der u.a. dem Geburtstagskind Katharina Thut das von ihr selbst getextete Lied „Der Ichebum“ sang, dem Kulturreferenten Misch Orend für die Begrüßung seitens des Vorstandes der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, kurz: allen Gestaltern des herzerfrischenden Tages.

Doris Hutter

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