12. August 2000

Siebenbürgenfahrt der Volkstanzgruppe Vöcklabruck

Die sächsische Volkstanzgruppe Vöcklabruck (Oberösterreich) hat in der zweiten Julihälfte eine Siebenbürgenfahrt unternommen. Dabei haben ihre Mitglieder Kontakte zu Menschen des Herkunftsgebietes geknüpft und sind, zum Teil auch mit örtlichen Folkloregruppen, erfolgreich in Mediasch, Wolkendorf, Kronstadt und Hermannstadt aufgetreten.
Ihre diesjährige Siebenbürgenfahrt trat die Volkstanzgruppe Vöcklabruck am 13. Juli in einem komfortablen Reisebus an. Neben den Mitgliedern waren zwei äußerst wertvolle Spielmänner, außerdem eine "Geigenmusik" und ein Blockflötenensemble mit an Bord. Man war also bestens ausgerüstet. Hier der Bericht von der Gastspielfahrt:

Nach kurzem Zwischenaufenthalt in Budapest und einer langen, anstrengenden Fahrt erreichten wir am späten Abend den Ort Barand kurz vor der rumänischen Grenze. Das dortige Abendessen bildete den kulinarischen Auftakt zu einer etwas deftigeren Kost, die sich über zehn Tage erstrecken und so manchem, der sich nicht unter Kontrolle halten konnte, zum leidvollen Verhängnis werden sollte.
Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Grenze und über Großwardein und Klausenburg nach Meschen. Obwohl wir ziemlich müde waren, konnte uns dort nichts davon abhalten, den Geburtstag eines Gruppenmitgliedes ausgiebig zu feiern. Die Nachtruhe war also kurz, was für viele nicht das letzte Mal sein sollte.
Der darauf folgende Tag begann mit der Fahrt nach Birthälm und der Besichtigung der dortigen eindrucksvollen Kirchenburg. Da es ein sehr heißer Tag war, genossen wir das Essen und die nachmittägliche Ruhe im Schatten der Burgmauern, bevor wir uns auf den Weg nach Mediasch machten. Dort wurden sämtliche Dinge, die für unseren Auftritt benötigt wurden in das "Schullerhaus" getragen. Da unsere Darbietung im Freien stattfand, wurden nach und nach immer mehr Passanten davon angezogen. Es war eine gelungene, wenn auch schweißtreibende Vorstellung, und jeder war nachher erleichtert die Tracht ausziehen zu können. Bei einem kleinen Imbiß konnten wir uns anschließend wieder regenerieren. Am nächsten Tag nahmen wir am Gottesdienst in Mediasch teil und durften ihn sogar musikalisch mitgestalten. Danach gab es eine Führung durch das "Stefan-Ludwig-Roth-Gymnasium" und einen Besuch im "Hermann-Oberth-Museum".
Am Montag nahmen wir Abschied von Meschen und von Frau Marianne, die für unser leibliches Wohl gesorgt hatte. Die Besichtigung der Bergschule und Bergkirche in Schäßburg stand als nächstes auf dem Programm. Auf dem Weg nach Kronstadt machten wir dann ein Picknick im Freien. Wie schon des öfteren breiteten wir unsere kulinarischen Habseligkeiten auf einer Liege aus, doch diesmal war der Wind so stark, daß es einigen sogar die Jause ins Gesicht wehte. Es schmeckte uns trotzdem sehr gut.
Am späten Nachmittag kamen wir in Wolkendorf, einem kleinen Ort neben Kronstadt, an. Die dortige Kindergruppe erwartete uns in festlichem Gewand, um uns ihre Lieder und Tänze vorzuführen, die sie liebevoll vorbereitet hatte. Inspiriert von ihrer Begeisterungs- und Lernfähigkeit ließen wir uns es nicht nehmen, den Kindern einige Tänze beizubringen. Die gemeinsam verbrachte Zeit war ein rührendes und bereicherndes Erlebnis für jeden von uns.
Der Dienstag bescherte uns eine Fahrt nach Kronstadt und Umgebung, wo wir die Kirchenburgen von Honigberg und Tartlau besichtigten. Nach einem Besuch der "Schwarzen Kirche" bereiteten wir uns auf unseren nächsten Auftritt im Honterusgymnasium vor. Das Programm wurde gemeinsam mit der Burzenländer Volkstanzgruppe gestaltet, wobei Tanz und musikalische Einlagen einander abwechselten. Es folgte ein bunter Abend, den wir mit Tanzen, Singen und viel Spaß verbrachten.
Der körperlich vielleicht anstrengendste Teil der Reise war die Besteigung der Ruinenburg Rosenau, doch sie bot die Möglichkeit, unsere müden Glieder wieder etwas in Schwung zu bringen. Der anschließende Besuch der sagenumwobenen Törzburg ("Draculaschloß") fand regen Anklang bei Jung und Alt, dem Schloßherrn begegneten wir zum Glück nicht. Auf der Weiterfahrt nach Heltau machten wir noch einen kurzen Stop in der Zisterzienserabtei in Kerz. Die dort vorhandenen Ruinen lassen erahnen, wie es früher hier ausgesehen haben könnte. Am Abend wurden dann noch einmal die Geigen ausgepackt, denn es galt einen weiteren Geburtstag zu feiern.
Der letzte Teil der Reise führte uns am nächsten Tag nach Hermannstadt. Nach einer exzellenten Stadtführung, die auch unbekanntere Stadtteile mit einschloss, stärkten wir uns zu Mittag bei einem feinen Essen. Kurz vor dem hier geplanten Auftritt überraschte uns ein heftiger Regenschauer, der einige bis auf die Haut durchnässte. Wie froh waren da manche, sich endlich die trockene Tracht anziehen zu können! Der Auftritt zusammen mit der Hermannstädter Tanzgruppe im Spiegelsaal des deutschen Forums war, wie auch schon die anderen Vorführungen, ein großer Erfolg und für uns ein glanzvoller Abschluß. Abschließend konnten wir bei einer ausgelassenen Party überschüssige Energien loswerden.
Über Neppendorf und Grossau gelangten wir nach Reußmarkt, wo für manche alte Erinnerungen wieder lebendig wurden. Außerdem erwartete uns eine richtige siebenbürgische Jause, natürlich mit Speck, Zwiebeln, Schnaps und Wein. Es war ein äußerst gemütlicher Nachmittag bei gutem Essen und schwungvoller Musik. Den letzten Abend in Rumänien verbrachten wir schließlich in Mühlbach, wo wir erneut aßen und das Tanzbein schwangen.
Zu danken ist all jenen, die unsere Reise zu einem echten Erlebnis werden ließen. Besonderer Dank gilt sämtlichen Gastgebern und Gruppen, die uns so herzlich aufgenommen haben. Außerdem danken wir unserem Fahrer Lois, der uns sicher, immer gut gelaunt und sogar drei Stunden früher als erwartet in unsere heimatlichen Gefilde zurückgebracht hat. Nicht vergessen sei die Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen in Vöcklabruck, die unsere Fahrt mit einer großzügigen finanziellen Spende gefördert hat.
Karin Merkle
Heidrun Schuller

Siebenbürgische Zeitung, 15. August 2000

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