12. Dezember 2001

Kontroverse um Eginald Schlattner

Zu einem Ereignis ersten Ranges gestaltete sich der Vortragsabend mit Gesprächsrunde zum Thema "Eginald Schlattners Roman Rote Handschuhe - zwischen Betroffenheit, Kritik und Anerkennung" am Freitagabend, dem 30. November 2001 im Stuttgarter Haus der Heimat.
Referenten, Fachleute, Zeitzeugen und interessierte Hörer aus mehreren Bundesländern waren der Einladung des Veranstalters gefolgt und ließen den Großen Saal in der Schlossstraße klein erscheinen. Der Abend - dessen Verlauf von dem Filmemacher Günter Czernetzky aufgezeichnet worden ist - wurde von Alfred Mrass, dem Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, eröffnet. Nach dessen allgemeiner Einführung ins Thema führte Siegfried Habicher, der Moderator der Stuttgarter Vorträge, die beiden Referenten vor ihren essayistisch-feuilletonistischen, streckenweise literaturkritischen oder philosophischen Stellungnahmen ein.
Werner Knall, emeritierter Gemeindepfarrer der evangelischen Zachäusgemeinde Freiburg-Landwasser, begann mit einem Resümee des Romans, um anschließend deutend auf literarische und moralische Fragestellungen einzugehen. Knall berichtete auch aus der Sicht des Zeitzeugen, der die Jahre 1958-64 als politischer Häftling in den Gefängnissen von Kronstadt, Zeiden, Jilava, Galatz und Periprava verbrachte.
Der zweite Referent, der ebenfalls emeritierte Pfarrer Harald Siegmund, der seit 1990, als er seinen Dienst in der Münchener St. Lukaskirche gegen das Dasein eines freischaffenden Autors im "Unruhestand" austauschte, vermehrt als Publizist auftrat, meldete nicht nur moralische Bedenken gegenüber der Haltung des Romanciers Schlattner an, sondern äußerte auch Zweifel an der epischen Substanz und dem literarischen Rang des Romans "Rote Handschuhe". Um die Verständigungsbemühungen der Familie Siegmund mit dem während der Haft schuldig gewordenen Eginald Schlattner zu belegen, las Elisabeth Siegmund Auszüge aus deren Korrespondenz mit Schlattner vor.
Nach weiteren mutigen Wortmeldungen - darunter Hans Albrich, Hansgeorg v. Killyen, Günter Volkmer und Hans Bergel ? schloss A. Mrass den Abend mit einem Dank an die Referenten ab. Er hielt fest, dass alle Aussagen nur die persönliche Meinung der betreffenden Personen wiedergegeben hätten. Zweck der beiden Vorträge und der Gespräche dieses Abends sei nur ein Meinungsaustausch zwischen den Anwesenden gewesen und nicht, die allgemeine Meinungsbildung zu beeinflussen. Der letzte Stuttgarter Vortragsabend im Jahr 2001 klang dann zu später Stunde mit einem Stehimbiss aus, bei dem Zeitzeugen wie etwa Prof. Georg Scherg gefragte Gesprächspartner waren. Allen Helfern sei an dieser Stelle gedankt.

Siegfried Habicher


Rote Handschuhe: Roman
Eginald Schlattner
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