5. Januar 2002

Premier Nastase kauft Dracula-Aktien

Der so genannte "Fonds für touristische Entwicklung Schäßburgs", der etwa die Hälfte der rund 30 Millionen US-Dollar für die Errichtung des Dracula-Parks neben Schäßburg aufbringen soll, hat letzten Dezember eine erste Aktien-Emission im Wert von insgesamt 155 Milliarden Lei lanciert. Nach 45-tägigem Aktien-Verkauf wird im Februar überprüft, ob sich das umstrittene Regierungsvorhaben rechnerisch überhaupt lohnt.
Der Nominalwert des Papiers beträgt zwar "nur" 10 000 Lei (umgerechnet weniger als eine Mark), interessierte Käufer müssen dafür jedoch 10 200 Lei, angeblich für anderweitige Ausgaben je Aktie, wie es offiziell heißt, bei den 62 landesweiten Filialen der Rumänischen Handelsbank (BCR) bezahlen und auf Anhieb mindestens zehn Dracula-Wertpapiere kaufen. Premier Adrian Nastase machte den ersten Schritt und erwarb gleich 10 000 Aktien (also 0,7 Prozent des Gesamtpakets) für 102 Millionen Lei. Tourismusminister Agathon ließ daraufhin wissen, dass das ganze Bukarester Regierungskabinett dem Chef nacheifern werde. 45 Tage haben mögliche Investoren Zeit, das umstrittene Dracula-Projekt per Aktienkauf zu unterstützen. Im Februar werde man dann überprüfen, ob sich das Regierungsvorhaben für Schäßburg rechnerisch lohnt. Wenn ja, werde man sogar mit den Wertpapieren an die Börse gehen. Rumänische "Kleininvestoren" werden ein erneutes Risiko mit Dracula, dem Teufel, nicht eingehen, haben sie doch in den letzten Jahren durchwegs negative Erfahrungen mit Glücksspielen wie "Caritas", zahllosen Privatbanken oder nur kürzlich mit dem Investmentfonds FNI gemacht. Im Februar dürfte sich also entscheiden, ob der Unterhaltungspark auf der Schäßburger Breite aus finanzieller Sicht überhaupt eine Zukunft hat und ob die Proteste, wie es sie seit Monaten in deutschsprachigen Medien Rumäniens auf der Tagesordnung sind, damit nicht überflüssig werden.

mo

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