1. Februar 2002

Greenpeace distanziert sich von Dracula-Projekt

Greenpeace Österreich hat sich offiziell von dem Dracula-Projekt des rumänischen Tourismusministeriums distanziert. Der geplante Freizeitpark bei Schäßburg werde aller Wahrscheinlichkeit erhebliche Umweltschäden verursachen, stellte Greenpeace Österreich in einer Pressemitteilung klar, die am 30. Januar in rumänischen Medien verbreitet wurde.
Unter "Greenpeace Romania" tritt derzeit eine Gruppierung unter der Leitung von Dan Petre Popa auf, die den Namen widerrechtlich und gegen den Willen der schlagkräftigen internationalen Umweltbewegung nutzt. Greenpeace Österreich habe damit nichts zu tun und rechtliche Schritte eingeleitet, um die illegale Benutzung des Namens "Greenpeace" zu verbieten, erklärte Dr. Bernhard Drumel, Leiter der Greenpeace in Wien. Auch inhaltlich distanzierte sich Greenpeace Österreich von der Popa-Gruppierung, die das Dracula-Projekt ausdrücklich befürwortet. Tourismusminister Dan Matei Agathon wurde in einem Brief aufgefordert, in öffentlichen Erklärungen "Greenpeace" nicht als Anhänger seines Vorhabens zu erwähnen. Greenpeace in Österreich baut derzeit seine Aktivitäten in den mittel- und osteuropäischen Ländern auf, führt aber noch kein Projekt in Rumänien durch.

Investoren aus Österreich

Der Dracula-Freizeitpark bei Schäßburg soll nach Willen des rumänischen Tourismusministers Dan Matei Agathon von einem Wiener Unternehmen geplant werden. Der Minister unterzeichnete auf der Ferien-Messe in Wien den Vertrag über Gesamtplanung, Finanzierung und Betrieb des Parks mit der explore Erlebnisproduktionen GmbH. Wie der Standard berichtet, soll das zehn-Millionen Euro-Projekt im nächsten halben Jahr ausfinanziert sein. Explore entwickele in Europa so genannte Erlebniswelten, nach Angaben von explore-Geschäftsführer Frank seien derzeit zehn Projekte im Laufen, zum Beispiel die "Anderswelt" in Heidenreichstein im Waldviertel (Niederösterreich). Die "Anderswelt" mit einem Investitionsvolumen von 5,45 Millionen Euro soll am 24. März 2002 eröffnet werden. Recherchen der rumänischen Tageszeitung Adevarul zufolge, sei "explore" ein finanziell und personell schlecht ausgestattetes Unternehmen mit mickrigen Büroräumen in einem Wiener Hinterhof. Es habe keinerlei Unterlagen über den geplante Freizeitpark vorzeigen können und die rumänischen Journalisten auf einen Prospekt vertröstet, der in drei Monaten erscheinen werde.
Auch die Brau-Beteiligungs AG (BBAG), Österreichs größter Getränkekonzern, will kräftig in den Dracula-Park investieren. Der Vertrag mit der rumänischen Regierung wurde am 28. Januar unterzeichnet. Die Brau Union erhält dafür über einen Zeitraum von zehn Jahren die Exklusivrechte für den Vertrieb ihrer Produkte sowie die ausschließlichen Werberechte. Die Tochter Brau Union Romania investiert in den Freizeitpark "Dracula" rund 500 000 US-Dollar (582 000 Euro) und damit "auf die Verbindung von echtem Bier und künstlichem Blut", berichtet der Standard. Diese wirtschaftliche Perspektive sei neben der Steigerung des Bekanntheitsgrades der rumänischen Brau-Union-Biere sowie der internationalen Marke "Kaiser" der Hauptgrund für das Engagement seines Konzerns, sagte BBAG-Chef Karl Büche. Die BBAG besitzt in Rumänien sieben Brauereien und ist mit 35 Prozent Anteil Marktführer der rumänischen Bierindustrie.
Im umstrittenen Dracula-Park sollen auf einer Fläche von 120 Hektar auf der Breite bei Schäßburg eine Erlebniswelt mit Burg, Aussichtsturm, Katakomben, mittelalterlichem Restaurant, Irrgarten, Unterkünften und Geschäften entstehen. Ab 2003 rechnet der rumänische Tourismusminister mit jährlich einer Million Besuchern. Der Themenpark soll der Region rund 3 000 neue Arbeitsplätze bescheren. Die überzogenen Erwartungen sowie die negativen ökologischen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Folgen des Projektes wurden im In- und Ausland heftig kritisiert.

Siegbert Bruss


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