5. Februar 2002

Ereignisreiches Wochenende in Rimsting

Am 11. Januar 1952 wurde der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V. gegründet. Als Träger des Siebenbürgerheims Rimsting erwarb er den ersten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaftsbesitz auf deutschem Boden und wurde damit zum Vorbild für weitere vier Trägervereine. Der Festakt zu seinem 50-jährigen Bestehen war der Höhepunkt des ereignisreichen Wochenendes vom 11. bis 13. Januar, das auch ein Treffen der Vertreter Siebenbürger Altenheime in Deutschland und das Richtfest für den Neubau der Pflegeabteilung des Altenheims umfasste.
Der Saal im Feuerwehrhaus der Gemeinde Rimsting war bis auf den letzten Platz besetzt, als Annelore Jungmann, Vorsitzende des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V., am Samstag, dem 12. Januar, den Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Vereins eröffnete. Sie begrüßte den Festredner Dr. h.c. Hans Bergel, Florian Hoffmann, Bürgermeister der Gemeinde Rimsting, Matthias Striebeck, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Prien, Hannelore Scheiber, Stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Ilse Konnerth, Witwe des ersten Vorsitzenden des Hilfsvereins, Dipl.-Ing. Christian Orendt als Planer der neuen Pflegeabteilung, Dipl.-Ing. Alfred Orendt als Gründungsmitglied und Vertreter des Rimstinger Seniorenklubs sowie weitere Ehrengäste.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums hat der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth e.V. eine kleine Festschrift herausgegeben. Sie kann zum Preis von 3,50 Euro, einschließlich Versand, bei Werner Philippi, Linus-Funke-Weg 26, 80995 München, Telefon: (089) 1 50 55 33, bezogen werden.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums hat der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth e.V. eine kleine Festschrift herausgegeben. Sie kann zum Preis von 3,50 Euro, einschließlich Versand, bei Werner Philippi, Linus-Funke-Weg 26, 80995 München, Telefon: (089) 1 50 55 33, bezogen werden.

In ihrer Begrüßungsansprache erinnerte Annelore Jungmann an die auf Initiative der Landsmannschaft erfolgte Gründung des Vereins am 11. Januar 1952. Sie erwähnte stellvertretend für alle Gründungsmitglieder Dr. Gustav Konnerth, Erwin Tittes und Paul Kellner. Zweck des Vereins, so Jungmann, war die Einrichtung eines Heimes für ältere Landsleute in Deutschland. Ein Vorhaben, das für die damalige Zeit und die Möglichkeiten der siebenbürgisch-sächsischen Landsleute gewaltig war. Namenspatron des Vereins wurde kein Geringerer als Stephan Ludwig Roth. Damit machten die Gründer deutlich, dass es dem Verein nicht nur um die Altenbetreuung geht, sondern auch um den Erhalt des Geistes sächsischen Lebens und um dessen Weiterführung unter geänderten Verhältnissen.
In seinem Grußwort wertete Rimstings Bürgermeister Florian Hoffmann das Heim als Bereicherung für die Gemeinde. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Verein und Heim und überreichte eine Keramikplatte mit dem Wappen der Gemeinde Rimsting. Gratulationen überbrachten seitens der Landsmannschaft Hannelore Scheiber und der Vorsitzende der Kreisgruppe Rosenheim, Dietmar Zermen, der auch einen Scheck als Spende für den Bau der neuen Pflegeabteilung überreichte, sowie seitens der Hilfsvereine „Johannes Honterus“ und „Adele Zay“ Helmut Bonfert und Pfarrer i.R. Kurt Franchy.
Um „Stephan Ludwig Roth und die Frage der Humanität“ kreiste die Festrede von Dr. h.c. Hans Bergel. Laut Bergel erkannte Roth als Erster die Endphase in der historischen Existenz der Deutschen in Siebenbürgen: „Der (sächsische) Nationalkörper ist zerschlagen ... ich glaube an keine äußerliche Verbindung der Glieder mehr; umso mehr wünsche ich mir die Erhaltung des Geistes, der in diesen Formen wohnte.“ Als Charakteristika dieses Geistes benannte Bergel: selbstverständlichen Gemeinschafts- und toleranten Lebenssinn, wirklichkeitsnahe Daseinsfreude auch in Arbeit und Mühsal, Familientreue, aufgeschlossene Hilfs- und Gastfreundlichkeit. Es gäbe ihn noch, diesen Geist, und zu dessen Erhaltung habe auch der Hilfsverein und das Altenheim beigetragen.
Die musikalische und dank der schönen Trachten auch optische Umrahmung des ersten Teils des Festprogrammes bestritt der Chor der Kreisgruppe Rosenheim unter der Leitung von Hedwig Zermen. Zu Gehör brachte er unter anderen Liedern auch „Vater wir danken dir“. Und wir haben allen Grund dankbar zu sein für das, was unsere Landsleute vor 50 Jahren geschaffen haben.
Nachdem sich die Festgesellschaft in der Pause gestärkt hatte – fleißige Helferinnen hatten Kuchen gebacken, Helmut Hain, Küchenchef des Heimes, und sein Team hatten belegte Brötchen vorbereitet, dazu gab es Kaffee und eine große Auswahl an Getränken –, wurde der Festakt mit einem Konzert klassischer Musik fortgesetzt. Die Pianistin Eva Maria Schachinger (Freiburg) erfreute mit drei Mazurka in a-moll, dem Walzer in e-moll und Nocturne in cis-moll von Frederic Chopin. Anschließend sangen die Sopranistin Sabina Lucia Cuby und der Tenor André Baur Songs aus den Musicals „Phantom of the Opera“, „Tabaluga und Lili“, „A Chorus Line“ und „Love Songs“.
Bevor der Festakt mit dem Lied „Siebenbürgen, Land des Segens“ ausklang, erläuterte Werner Philippi, Vorstandsmitglied des Hilfsvereins, Zweck und Notwendigkeit des Spendenaufrufs „Helfende Hände ... Stein auf Stein ... Gemeinsam schaffen wir es“ für den Neubau der Pflegeabteilung. Philippi bat alle Landsleute und Freunde, mit einer Spende dazu beizutragen. Christian Schiel, ebenfalls Vorstandsmitglied, regte die Einrichtung eines unabhängigen Spendenfonds an, der es ermöglichen soll, Siebenbürger Sachsen mit einer nicht ausreichenden Finanzbasis fallweise zu helfen.
Den Festgottesdienst am Sonntag in der gut besuchten evangelischen Kirche Prien gestalteten Pfarrer Matthias Striebeck und Pfarrer i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Während Pfarrer Kurt Franchy die Brückenfunktion des Heimes und seiner Bewohner hervorstrich, sprach Pfarrer Matthias Striebeck über die Geschichte, Geschicke und Eigenheiten der Insel, „die heute in besonderer Weise gefeiert wird, der Insel auf dem Guggenbichl am Chiemsee“. Deren Wurzeln liegen im Mutterland in den Karpaten, im Meer einer längst verflossenen Flut. Pfarrer Striebeck führte weiter aus: Die Menschen, die als Folge des Kommunismus Siebenbürgen verlassen haben, halten an den alten Formen des Gemeinwesens, an Werten und am Glauben fest. Das vor 50 Jahren in Rimsting gegründete Siebenbürgerheim, Nachbarschaften und andere Formen der Gemeinschaft, der Hilfe und Nächstenliebe sind noch Inseln und nicht frei von Gefährdungen.
Der Gottesdienst war ein würdevoller Abschluss der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum, dem allerdings an diesem ereignisreichen Wochenende in Rimsting weitere Veranstaltungen vorausgegangen waren.

Richtfest für die neue Pflegeabteilung

Knapp vier Monate nach dem Spatenstich für den Neubau der Pflegeabteilung hatten das Siebenbürgerheim Rimsting und dessen Trägerverein, der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth" e.V., Grund zur Freude. Am Freitag, dem 11. Januar, wurde das Richtfest für den Bau der Pflegeabteilung in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste gefeiert. Annelore Jungmann, Vorsitzende des Hilfsvereins, konnte unter den zahlreichen Gästen Wolfgang Zeitelmann, MdB, Florian Hoffmann, Bürgermeister von Rimsting, und Vertreter der Presse begrüßen. Sie wies darauf hin, dass der Neubau notwendig wurde, um die zurzeit in allen Häusern des Heimes untergebrachten Pflegebedürftigen den gesetzlichen Vorgaben gemäß versorgen zu können. Allen an der Baumaßnahme Beteiligten dankte sie im Namen des Hilfsvereins.
Während die geschmückte Richtkrone hochgezogen wurde, verlas Thomas Ursch, Geschäftsführer der Rimstinger Baufirma Frommwieser, den Richtspruch. Getragen von der Hoffnung auf baldige Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Pflegeabteilung beglückwünschte Rimstings Bürgermeister Florian Hoffmann alle Beteiligten für das bisher Geleistete. Von Seiten des Bauausschusses des Hilfsvereins zeigte Christian Schiel, wie es Dipl.-Ing. Christian Orendt gelungen ist, mit einer geänderten Planung die ursprünglichen Kosten auf rund 7,5 Millionen Mark zu senken. Eine weitere Verbesserung für das Heim und seine Bewohner werde mit dem geplanten Bau eines Glaspavillons als Begegnungsstätte für Heimbewohner und Besucher erreicht. Auf der Südseite des Ost- und Westflügels gelegen, würde er einen beeindruckenden Blick auf den Chiemsee bieten.
Beim anschließenden Essen im Speisesaal des Heimes dankte Dietrich Jordan seitens des Heimbeirates für die baulichen Änderungen und die damit zu erwarteten Verbesserungen für die Heimbewohner. Von dem sonst so lästigen Bautrubel hätten die Heimbewohner so gut wie nichts gemerkt.

Treffen der Vertreter Siebenbürger Altenheime

Das Treffen der Vertreter der Siebenbürger Altenheime in Deutschland schloss am Freitagnachmittag nahtlos an das Richtfest an. Angereist waren Vertreter des Altenheims Heimathaus Siebenbürgen in Gundelsheim und des Altenheimes Siebenbürgen in Drabenderhöhe. Die Vertreter der Heime in Osterode und Lechbruck hatten leider abgesagt.
Der Verlauf des Treffens entsprach den Erwartungen, die Annelore Jungmann, Vorsitzende des Hilfsvereins „Stephan Ludwig Roth“ e.V., in ihrer Begrüßung noch einmal ansprach. Es wurde ein reger Gedanken- und Erfahrungsaustausch, an dessen Ende für alle Teilnehmer positive Erkenntnisse und Anregungen standen. Zwar hat jedes Heim eine unterschiedliche Entwicklung hinter sich und hat heute seinen eigenen Charakter; Gemeinsamkeiten und Verbindendes gibt es aber noch genügend. Und man steht auch vor ähnlichen Problemen, sei es die Anmelde- und Aufnahmepraxis, die Zusammenarbeit der Trägervereine mit der Landsmannschaft und dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland oder die stetig steigende Zahl der Pflegebedürftigen in den Heimen. Kein Wunder, dass die Gespräche noch beim Abendessen und darüber hinaus weitergeführt wurden – die Vertreter der Heime und Trägervereine blieben bis Sonntag als Gäste der Jubiläumsfeiern zum 50-jährigen Bestehen des Hilfsvereins „Stephan Ludwig Roth“ e.V. Diese Feierlichkeiten dürften sie nicht nur in ihrem Tun bestärkt und ihnen nicht nur erhebende Gefühle beschert haben. Zumindest für die Vertreter des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Adele Zay“ e.V. dürften sie Inspirationsquelle gewesen sein - schließlich steht ihm in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum bevor.

Werner Philippi

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