11. Februar 2002

Oberth-Büste in Hermannstadt enthüllt

Der in den deutschsprachigen Medien Rumäniens und darüber hinaus kontrovers diskutierte Beschluss des Hermannstädter Lokalrats vom letzten Jahr ist mittlerweile durchgeführt: Seit dem 31. Januar steht symmetrisch zur Büste des rumänischen Bauerndichters George Cosbuc nun vor dem Bürgermeisteramt Hermannstadt auf der ehemaligen Schewisgasse auch jene des sächsischen Raumfahrtforschers Hermann Oberth.
Es ist eines der gelungensten Werke des Hermannstädter Künstlers Ioan Cândea und eines der schönsten Porträts, das unsere Stadt künftighin schmückt, meinte dazu die Kunstkritikerin Olimpia Tudoran-Ciungan vom Brukenthalmuseum, nachdem das Kunstwerk feierlich enthüllt wurde. Es ist das erste Standbild eines Siebenbürger Sachsen, der auf diese beeindruckende Weise geehrt wird.
Bürgermeister Johannis (links) und Kosmonaut Prunariu bei der Enthüllung der Oberth-Büste in Hermannstadt. Foto: Reinhold Gutt.
Bürgermeister Johannis (links) und Kosmonaut Prunariu bei der Enthüllung der Oberth-Büste in Hermannstadt. Foto: Reinhold Gutt.

Überraschend viel Publikum fand sich denn auch zum Ereignis ein, zumal die Büste nicht nur an den gebürtigen Hermannstädter Oberth erinnert, sondern auch an den Pionier der Weltraumforschung, dessen wissenschaftliche Tätigkeit mittlerweile in Museen auf zwei Kontinenten und neuerdings auch auf rund 100 Webseiten im Internet nachzuvollziehen ist, sagte dazu Bürgermeister Klaus Johannis. In seiner einstigen Wahlstadt Mediasch wurde anlässlich des 100. Geburtstags 1984 ein Oberth-Gedenkhaus eröffnet und eine Oberth-Stiftung ins Leben gerufen. Aus Mediasch waren Hugo Schneider, der Leiter jenes Hauses (Mircea Tiplea) und der Stiftungsvorstand (Vasile Ciolpan) bei der Feier am Zibin zugegegen.
Prominentester Gast war General Dumitru Dorin Prunariu, Präsident der Rumänischen Raumfahrtagentur ROSA, Vorstandmitglied der Internationalen Vereinigung der Astronauten und erster und bislang einziger Kosmonaut Rumäniens. Gleich nach seinem Flug zu den Sternen 1981 hatte Prunariu den Kontakt zu Hermann Oberth aufgenommen und gemeinsam mit dem Oberth-Biografen Hans Barth danach getrachtet, dass dieser Sachse einen gebührenden Platz in den Enzyklopädien der Weltraumforschung findet, denn: "Seine Werke sind die Bibel dieser Wissenschaft", so Prunariu. Zusammen mit den deutschen Raumfliegern Sigmund Jahn und Ulf Merbold wurde der rumänische Kosmonaut 1984 mit der Hermann-Oberth-Medaille in Gold ausgezeichnet, und gemeinsam mit den Mediaschern hat er die Oberth-Stiftung begründet. Dr. Erna Roth-Oberth, die Tochter des Raumfahrtpioniers, und Oberth-Biograf Dr. Hans Barth, die an der Feierlichkeit vom 31. Januar nicht teilnehmen konnten, ließen sich durch den Prunariu vertreten.
Der Kosmonaut und der Bürgermeister enthüllten schließlich unter Applaus des Publikums gemeinsam die Büste, Vertreter aller historischen Kulte weihten sodann das Standbild feierlich ein. Und als Klaus Johannis sich bereits bei den Gästen für die Anwesenheit bedankt hatte, platzte die eigentliche "Bombe": Zwei kleine "Trägerraketen" schossen mit viel Lärm in die Luft, und aus unermesslicher Höhe kam jeweils mit einem kleinen Fallschirm die Trikolore und eine Papprakete wieder auf die Erde zurück.

Martin Ohnweiler


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2002, Seite 5)

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