13. Februar 2002

Birthälmer Zentrum wird umgestaltet

Eine Art "Square" soll noch in diesem Sommer im Birthälmer Zentrum entstehen. Zwar nicht wie in Übersee, aber "ähnlich dem Kronstädter Rathausplatz", so Bürgermeister Cornel Ratiu, "wollen wir den einstigen Dorfanger umgestalten."
Grünes Licht dafür gibt es seit der jüngsten Begegnung des Hermannstädter Kreispräfekten, Mircea Silvestru Lup, mit der Lokalverwaltung und Vertretern der Gemeinde. Kurz zuvor hatte auch Kulturminister Razvan Theodorescu den ehemaligen sächsischen Bischofssitz besucht und das Plazet seiner Institution für das Vorhaben erteilt, zumal die Weltbank über ihre Vertreter dafür rund 100 000 US-Dollar bereit stellt. Eine Baufirma aus Bistritz hat den ausgeschriebenen Wettbewerb für die Durchführung des Projekts gewonnen, sämtliche Entwürfe liegen auf.
Nicht nur der Platz selbst, den Bürgermeister Ratiu, übrigens mit deutschen Wurzeln mütterlicherseits, seit seiner Wahl vor zwei Jahren immer wieder auch für das Sachsentreffen herrichten ließ, soll ein neues Aussehen bekommen. Von Grund auf sanieren will man auch die stattlichen, meist einstöckigen Häuser ringsum den Dorfanger. Oder anders gesagt: Neue Fassaden, Ziegeldächer, Rinnen oder renovierte Tore und Kastenfenster sowie neue Gehsteige können Gäste des Birthälmer Treffens bereits im kommenden Herbst bestaunen. Denn die Arbeiten beginnen gleich nach der Schneeschmelze und sollen bis Juni beendet sein. Rund 15 Häuser stehen im Visier, "und eine weitere Sanierung der Kirchenburg ist in einem anderen Paket gleicher Art enthalten", meint Bürgermeister Ratiu. Dafür sind ähnlich hohe Summen vorgesehen, und anvertraut hat sie das Ministerium für Kultur und Kulte dem Hermannstädter ABF-Büro. Architekt Hermann Fabini leitete denn auch die ersten umfangreichen Restaurierungen an dem unter UNESCO-Schutz stehenden Denkmal, die kurz vor dem Umbruch 1989 abgeschlossen wurden.
Machbarkeitsstudien für ein Trinkwassernetz liegen zudem auf dem Tisch des Bürgermeisters. Die Finanzierung fehlt noch, aber der Präfekt hat versprochen, EU-Gelder dafür locker zu machen. Lup ist vom touristischen Potenzial der einstigen sächsischen Gemeinde im Seitental der Großen Kokel überzeugt. Bürgermeister Ratiu erklärte, dass rund 100 000 Touristen, meist aus dem Ausland, Birthälm im letzten Jahr besucht hätten. Neu- und Rücksiedler seien hier desgleichen keine Seltenheit mehr. So hat sich der Bundesbürger Franz Mith in der Nachbargemeinde Reichesdorf schon vor geraumer Zeit ein Anwesen gekauft und verbringt dort nicht nur eigennützig die Sommerferien. Wie er uns beim letzten Sachsentreffen gestand, sponsert er u.a. jährlich mit rund 5 000 DM den Schülertransport in dieser Umgebung und ist auch an anderen Aktionen interessiert.
Solche stellt nun die Hermannstädter Kreiskulturbehörde in Aussicht: Herkömmliches Handwerk soll in Birthälm wieder belebt werden, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der Eminescu-Trust hat diese Idee in Umlauf gebracht und unterstützt sie tatkräftig. Bürgermeister Ratiu befürwortet die Einrichtung von Werkstätten für handwerkliche Erzeugnisse, die mit dem einst hier blühenden Weinbau in Verbindung stehen sollten, um so auch über Souvenirs an diesen Aspekt aus der Geschichte des vormals stattlichen Marktfleckens zu erinnern.

mo


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2002, Seite 18)

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