18. Februar 2002

Siebenbürgisches Kulturgut in Herzogenaurach

Eine Ausstellung unter dem Titel „Siebenbürgisches Kulturgut“ war vom 19. bis zum 27. Januar im Haus des Heimatvereins Herzogenaurach zu besichtigen. Gezeigt wurde eine Sammlung von siebenbürgischen Gebrauchsgegenständen von Marianne Hager und eine Ausstellung zu Johannes Honterus von Wilhelm Roth, Kulturreferent der Kreisgruppe Augsburg der Landsmannschaft.
Vor der Kulisse wertvoller Stickereien aus Nordsiebenbürgen und umringt von Trachtenträgern aus Südsiebenbürgen eröffnete Doris Hutter die Ausstellung vor ca. 50 vorwiegend geladenen Gäste, darunter Vorsitzende von lokalen Vereinen und anderen Landsmannschaften, zahlreiche siebenbürgische Landsleute und die lokale Presse.
Im Mittelpunkt von Hutters Begrüßungsrede stand Honterus als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Siebenbürger Sachsen. So wies die Rednerin darauf hin, dass die Werke des Reformators bereits Ende des 15. Jahrhunderts in etwa 20 Orten in ganz Europa in sage und schreibe 70 Auflagen erschienen sind. Martin Luther höchstpersönlich habe dem damaligen Hermannstädter Stadtpfarrer Matthias Ramser das Reformationsbüchlein von Honterus mit den Worten empfohlen: „Alles, was du mich fragst, findest du in jenem Buch besser, als ich es schreiben kann. Wie sehr gefällt es mir, das mit so großer Gelehrsamkeit, Reinheit und Treue verfasst!“ Zum Schluss verwies Hutter auf Details der Honterus-Ausstellung des gebürtigen Kronstädters W. Roth, wobei sie den Diebstahl des Bronze-Seitenreliefs vom Sockel des Honterusdenkmals in Kronstadt erwähnte, für dessen Rekonstruktion Roth sich besonders einsetzt (siehe dazu Roths Homepage unter www.wilhelm-roth.de).
Viele positive Einträge ins Gästebuch bezogen sich auch auf die Ausstellung von M. Hager aus Petersdorf bei Bistritz. Hager erlebte 1944 als Sechsjährige die Flucht in organisierten Trecks vor den heranrückenden sowjetischen Truppen nach Österreich und kehrte 1945 in die Heimat zurück. Nach ihrer Enteignung ließ ihre Familie sich in der Nähe von Klausenburg nieder. Hager studierte an der Babeș-Bolyai-Universität Chemie und unterrichtete anschließend an der Fachoberschule Viktoriastadt. 1980 ließ sie sich mit ihrer Familie zunächst in Erlangen nieder und lebt seit 1987 in Herzogenaurach/Niederndorf. Seit kurzem ist sie Rentnerin. Die begeisterte Gärtnerin ist sehr naturverbunden, wandert und reist gern und fotografiert leidenschaftlich.
Schon früh interessierte M. Hager sich für Heimatkunde. So reifte in ihr der Gedanke, sowohl aus der alten Heimat Mitgebrachtes als auch hier Gefertigtes einem breiteren Publikum vorzustellen. Neben kunstvollen Stickereien, Trachten, Krügen und Tellern konnte man so Fotos, Bücher, Bilder und Gebrauchsgegenstände bewundern, die Hager bereitwillig kommentierte. Auch weitere Damen waren als Aufsicht stets zugegen, so dass die Gäste immer Ansprechpartner hatten. Ihnen sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt!
Die Ausstellung stieß in der Bevölkerung auf ein unerwartet großes Interesse - es kamen sogar Anrufe und Ansichtskarten - und fand in der lokalen Presse eine positive Resonanz. So schrieb etwa Doris Wüstner, dritte Bürgermeisterin von Herzogenaurach, die als Konfirmandin in Nürnberg einen Pfarrer aus Siebenbürgen hatte, der oft von seiner Heimat erzählte, ins Gästebuch: „Die meisten von Ihnen finden in Deutschland ein Zuhause, aber die Heimat liegt woanders, die tragen Sie im Herzen!“

Doris Hutter

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