23. Februar 2002

Fasching bei Erding: "Neue Heimat ist auch Tradition"

Der Faschingsball der Nachbarschaft Erding der Kreisgruppe München fand kürzlich bei bester Stimmung im Gasthaus „Stanglwirt“ in Eichenried statt. Pfarrer Friedrich Falkenstein ermutigt die Siebenbürger Sachsen, bewährte Werte wie das gute Miteinander von Jung und Alt, Brauchtum, die Hilfe in der Nachbarschaft, aber auch das gemeinsame Feiern bewusst in der neuen Heimat fortzuführen.
Nachbarvater Heinrich Melzer freute sich unter den rund 100 Gästen auch den evangelischen Pfarrer Friedrich Falkenstein mit Gattin sowie Siegbert Bruss, Redakteur der Siebenbürgischen Zeitung, mit Partnerin begrüßen zu können. Die Ehrengäste waren als Vogelscheuche bzw. Piratenpaar maskiert und reihten sich damit problemlos in das lustige Faschingstreiben der anderen Kostümierten ein. Flotte Tanz- und Unterhaltungsmusik bot das „Trio Henning“ aus Putzbrunn, wobei die Brüder Henning – in Abwesenheit des erkrankten Vater – diesmal nur zu zweit spielten. Für das leibliche Wohl war mit der bayerischen Küche des „Stanglwirtes“ bestens gesorgt. Seit Mitte der neunziger Jahre organisiert die siebenbürgische Nachbarschaft die meisten ihrer Faschings- und Kathreinenbälle im „Stanglwirt“, dessen neuer Festsaal Platz für bis zu 250 Gäste bietet.
Besonders froh ist Nachbarvater Melzer über die sehr gute Zusammenarbeit mit dem evangelischen Stadtpfarrer von Erding, Friedrich Falkenstein, der die Siebenbürger in vielfacher Hinsicht unterstützt. So wurde die siebenbürgische Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft des bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, in Erding gezeigt wurde, maßgeblich von Pfarrer Falkenstein mit initiiert. Er stammt aus der Batschka im ehemaligen Jugoslawien und ist Siebenbürgen seit ersten Hilfstransporten 1975 eng verbunden. Viele Pakete haben seither, auch auf Anregung des Mesners Rudolf Landa aus Reußdörfchen den Weg aus Erding nach Siebenbürgen gefunden.
'Siebenbürger können feiern', titelte der Erdinger Anzeiger seinen Bericht über den Faschingsball der Nachbarschaft Erding. Foto: Friedrich Falkenstein.
'Siebenbürger können feiern', titelte der „Erdinger Anzeiger“ seinen Bericht über den Faschingsball der Nachbarschaft Erding. Foto: Friedrich Falkenstein.


Tradition nicht einfach über Bord werfen

Seinen Ansatz erläutert Pfarrer Falkenstein im Gespräch mit dieser Zeitung: Die Siebenbürger Sachsen hätten 800 Jahre lang eine eigenständige Kultur entwickelt und behalten, wären aber durch den Kommunismus in Schwierigkeiten geraten. Nach dem Sturz des Diktators wollten sie schnell weg, „bevor Deutschland die Tore zumacht“. "Neue Heimat ist auch Tradition, und so was wirft man nicht einfach über Bord", betont Falkenstein. Deshalb ermutigt er– zusammen mit Nachbarvater Melzer – die Siebenbürger ihre bewährten Werte wie das gute Miteinander von Jung und Alt, Brauchtum, die Hilfe in der Nachbarschaft, aber auch das gemeinsame Feiern bewusst fortzuführen. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Siebenbürger zu stark dem Materialismus zusprechen, zumal sie oft mehreren Berufen nachgingen. In guter sächsischer Tradition verstehe sich die Nachbarschaft Erding als Teil der dortigen evangelischen Kirchengemeinde und erfreue sich eines guten Rufes bei den Einheimischen, so Falkenstein. „Selbst bei sächsischen Beerdigungen spielt bei uns die Blaskapelle zum letzten Geleit, wie in Siebenbürgen“, erklärt Pfarrer Falkenstein.
Ihren Kinderfasching feierte die Nachbarschaft sodann am 3. Februar im Gemeindezentrum in Altenerding.
Im März steht die Jahresversammlung an, wobei Nachbarvater Heinrich Melzer über die Aktivitäten des letzten Jahres berichten wird. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Veranstaltungsort ist das evangelische Gemeindehaus, Dr.-Henkel-Straße 10, in Erding. Am gleichen Ort ist für den 30. April der traditionelle „Tanz in den Mai“ geplant. Weitere Auskünfte bei Nachbarvater Heinrich Melzer, Telefon: (0 81 22) 90 23 94.

S. B.


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2002, Seite 11)

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