26. Februar 2002

Intarsienkunst mit siebenbürgischen Motiven

Eine Ausstellung neuer Werke des siebenbürgischen Intarsienkünstlers Richard Gober wurde kürzlich im Lebzelterhaus in Vöcklabruck (Oberösterreich) gezeigt. Richard Gober ist im Bezirk Vöcklabruck kein Unbekannter, gab es doch schon mehrere Präsentationen seiner Werke in den vergangenen Jahren.
Vor allem kennt man ihn als erfolgreichen Unternehmer, der jahrzehntelang Inhaber eines der renommiertesten Betriebe für Wohnzimmereinrichtung der gehobenen Klasse mit bis zu 70 Mitarbeitern war. Die Leitung dieses Betriebes mit tatkräftiger Unterstützung durch seine Frau, die Präsentation der Erzeugnisse auf Handelsmessen, ließen ihm nur wenig Zelt für die Gabe der zeitintensiven Intarsienkunst. Seit seiner Pensionierung kann sich der rüstige Kunsthandwerker (Jahrgang 1918) wieder mehr der Intarsienarbeit in allen ihren Variationen bis hin zu Pletra dura, Gold- und Silberverarbeitung widmen.
Kirchenburg Wolkendorf bei Kronstadt. Intarsienbild von Richard Gober
Kirchenburg Wolkendorf bei Kronstadt. Intarsienbild von Richard Gober

Bei Richard Gober verbindet sich das Künstlerische mit dem meisterlichen, handwerklichen Umgang mit der Materie Holz, ist er eben nicht nur Hobbykünstler, sondern gelernter Kunsttischler. In Wolkendorf in Siebenbürgen geboren, erlernte er dieses Handwerk im traditionsreichen Kronstadt. Mit dem Studium umfangreicher, einschlägiger Literatur zur jahrtausendealten Kunst der Intarsienarbeit, die schon den Ägyptern bekannt war, entwickelte sich Richard Gober zu einem Meister der verschiedensten Techniken in diesem Bereich. Entsprechend vielfältig sind seine Werke. Zunächst stellte Gober in den erstaunlichen Holzbildern, die farblich exakt abgestimmt waren, Kirchen und Burgen aus der alten und neuen Heimat sowie Wappen, Symbole, Ornamente und Landschaften dar. Ein weiterer Schritt war der zu den Intarsien des phantastischen Realismus. Hier geben die Maserungen ausgesuchter und auffälliger Furniere das Thema an. In ihnen erkennt er Fische und Vögel, Gnome und vieles mehr. Mit leichten Pointierungen und Akzenten sieht auch der laienhafte Betrachter die innewohnende, vorgegebene Gestalt und Figur, die der Künstler erkannt hat.
Richard Gober ist in der glücklichen Lage, nichts davon verkaufen zu müssen. Seine Werke sind unbezahlbar, nicht nur wegen der vielen Stunden, die bis zur Fertigstellung benötigt werden. So sind nur er selbst und einige Freunde und Verwandte Besitzer eines Holzbildes aus seiner künstlerischen Werkstatt. Ich bin dankbar einer davon zu sein.

Mag. Hansjörg Eichmeyer Superintendent der Evangelischen Kirche in Oberösterreich


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2002, Seite 6)

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