29. März 2002

Rose Schmidt: "Fruagiuhr"

Zwei Gedichte von Rose Schmidt in siebenbürgisch-sächsischer Mundart: „Fruahgiuhr“ und „En näi Erwauchen“
„Fruahgiuhr“

Hiusch hemlich kit det Fruahgiuhr erun
de Menschen seng wegder voll Gloack,
näi Liawen broingt det Fruagiuhr mät,
och de Vijel kun fahrhär zeroack.

Vielfoarwich Bleamen än gruißer Proicht
scherrelt det Fruahgiuhr hemlich änt Feld,
worm wird de Loaft uch gruan de Wies,
stall erwoacht der Bäsch loingst der Held.

Bauld floicht det Fruagiuhr dunn dervun,
hieß wird der Sommer och lunk der Dauch,
doch äng wegder kit det Fruahgiuhr erun,
mät Bleamen, Lachen, mät Vijeln uch Ploch.


En näi Erwauchen

Hoigt läht noch Wängter
än der Loaft,
de Daijer foinkeln kault,
der Hemmel schercht
de Wulken awech,
det Fruahgiuhr daut
kit bauld.

Schniigleckcher droingen
än det Lächt,
det Feld wird wegder gruan,
en näi Erwauchen
än der Loaft,
bauld Bum och Bleamen
bluahn.

Rose Schmidt, geboren 1922 in Schweischer, war Kindergärtnerin in Wolkendorf, Marpod, und Schweischer, Lehrerin in Schweischer und Schulbibliothekarin in Reps. 1987 übersiedelte sie nach Deutschland, wo sie in Althütte, Württemberg, lebt. Ihre in Deutschland entstandenen Mundartgedichte wurden in Periodika und Anthologien veröffentlicht. Zudem sind von ihr 1992 die Ortsmonografie von Schweischer "Licht- und Schattenzeiten eines Dorfes aus Siebenbürgen", 1995 "Das große Leid. Deportationsberichte", Theaterstücke und volkskundliche Beiträge erschienen, zuletzt 2001 zusammen mit Werner Förderreuther "Der Hände Fleiß. Siebenbürgische Haustextilien als Wohnschmuck".

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2002)

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