3. April 2002

Mit 100 noch geistig rege

Geistig rege und bei guter Gesundheit feierte Johann Roth kürzlich im Kreise von fünf Generationen seinen 100. Geburtstag in Hückeswagen. Eine kleine Sensation bot die Familie: Sie schenkte dem Jubilar die Mitgliedschaft in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen!
Am 11. März 1902 in Radeln geboren, musste Johann Roth schon als Zwöfjähriger seine erste große Bewährung bestehen: Sein Vater zog in den Krieg und kam erst 1920 aus russischer Gefangenschaft zurück. „Junge, nun musst du anpacken“, forderte der Großvater ihn auf, und das tat er im wahrsten Sinne des Wortes, denn „damals gab es keine Maschinen, die uns die Arbeit erleichtern konnten.“ Die zweite Bewährung brachte der Zweite Weltkrieg: Als Mitglied der Nachschubkolonne rückte er 1941 mit der rumänischen Armee in Transnistrien ein, wurde im Januar 1945 zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt und enteignet. Als Johann Roth 1949 aus der Deportation zurückkehrte, „wohnte meine Familie in einem kleinen rumänischen Holzhaus.“ Die Familie musste für 30 Prozent des Ertrags als Tagelöhner auf dem einstmals eigenen Boden arbeiten, bevor sie 1954 in der neu gegründeten LPG Beschäftigung fand und auch Haus und Hof zurück erhielt.
Johann Roth hat in 100 Jahren zahlreiche Bewährungen bestanden.
Johann Roth hat in 100 Jahren zahlreiche Bewährungen bestanden.


Trotz alledem: Johann Roth hat nie den Mut verloren, hat nie verzagt und ist auch mit 100 Jahren immer noch Vorbild und Ruhepol der Familie, die er 1926 mit Sara Knall gründete. 70 Jahre waren sie verheiratet und konnten 1996 die Gnadenhochzeit feiern, kurz bevor Sara im Alter von 87 Jahren verstarb. Drei Kinder entsprossen ihrer Ehe und heute gehören auch neun Enkel, 15 Urenkel und zwei Ururenkel zur Familie.
Seit 1990 lebt Johann Roth in Hückeswagen im Bergischen Land in einer schönen Zwei-Zimmer-Wohnung - Tochter Sara wohnt bei ihm und betreut ihn. Dort feierte er am 11. März im kleinen Kreis den 100. Geburtstag. Vertreter der Kirche und der Gemeinde, ja sogar der Landrat überbrachten Geburtstagswünsche. Gefreut hat er sich auch über die vielen telefonischen und schriftlichen Geburtstagswünsche – allen voran von Bundespräsident Johannes Rau und Ministerpräsident Wolfgang Clement – sowie über die Mitgliedschaft in der Landsmannschaft, die ihm seine Familie geschenkt hat.
Die große Geburtstagsparty stieg am 16. März mit über 60 Gästen aus Deutschland und Österreich – darunter auch Pfarrer Brandstätter mit Ehefrau, war doch Johann Roth über viele Jahre Kirchenvater in Radeln. Es war eine gelungene Feier, und der Jubilar hielt im Kreise der Freunde und Familie bis spät in die Nacht tapfer durch.
Wenn Johann Roth gefragt wird, wie man so alt wird, und ob es dafür ein Geheimrezept gibt, antwortet er: „Nein. Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde. Habe viel und hart gearbeitet, habe viel Gutes und viel Schweres in meinem Leben erlebt. Habe das fette Fleisch immer am liebsten gegessen, tue es auch heute noch. Geraucht habe ich nie, trinke aber jeden Tag nach dem Mittagessen ein Glas Wein, mehr aber nicht.“
Die Redaktion wünscht dem Jubilar weitere schöne, ruhige und gesunde Jahre im Kreise seiner Lieben.

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