13. April 2002

Korruption im rumänischen Profifußball

Der beim VfB Stuttgart spielende Ioan Viorel Ganea hat in einem Interview für das Fachmagazin "ProSport" interessante Einblicke in die Funktionsweise der illegalen Spielabsprachen in der höchsten rumänischen Profiliga (Divizia A) gegeben. Schuld an den Missständen seien vor allem die Klubpräsidenten, sagte der rumänische Nationalspieler.
Ganea bezieht sich in erster Linie auf einen Vorfall am 2. Mai in der Saison 1997/98, als er in Diensten von Universitatea Craiova stand. Rapid Bukarest, die am letzten Spieltag unbedingt einen Sieg gegen Craiova benötigte um unabhängig vom Ergebnis des schärfsten Rivalen Steaua Meister zu werden, bot den Universitatea-Funktionären als Ausgleich für eine Niederlage Craiovas in der Liga einen Sieg im Pokalfinale drei Tage später an. Gleichzeitig offerierten die Steaua-Verantwortlichen umgerechnet 4 500 Euro pro Mann für einen Sieg von Craiova über Rapid. Während die Vorgehensweise von Rapid klar untersagt ist, gehören Erfolgsprämien für die Konkurrenten des Rivalen auch in den anderen Ligen Europas zum Tagesgeschäft. Laut Aussage von Viorel Ganea lehnte die Mehrzahl der Spieler und der damalige Universitatea-Trainer, der Spanier Jose Ramon Alexanko, das „Tauschgeschäft“ gegen den Willen ihres Präsidenten George Ilinca ab. Das Spiel ging 2:2 aus (Ganea schoss beide Tore für Craiova) während Steaua gleichzeitig Gloria Bistritz mit 5:2 bezwang und daraufhin Meister wurde. Eugen Trica, damals ebenfalls für Universitatea aktiv, bestätigte Ganeas Version wenige Tage später in der Tageszeitung Libertatea. Dass einige Spieler trotzdem auf das Rapid-Angebot eingegangen sind, erklärte Emil Sandoi: „Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit der Absicht zu verlieren auf den Platz gegangen bin.“
Ioan Viorel Ganea, der in der darauf folgenden Saison ironischerweise zu Rapid Bukarest wechselte, macht die Vereinsbosse für die Misere im rumänischen Fußball verantwortlich: „Wenn die Spieler sich nicht an die Absprache halten, gefährden sie ihre Karriere.“ Hohe Wellen schlugen Ganeas Aussagen auch in der spanischen Presse, in der vor allem die Rolle des jetzigen Assistenzcoaches des FC Barcelona Alexanko diskutiert wurde.

Christian Zgârdea


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2002, Seite 4)

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